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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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das Gehirnmodell, das jetzt wieder so grau war wie zu Beginn seiner Demonstration. »Zurück auf Werkseinstellung? Ein Reset?«, fragte Marc. »Sie haben die Wahl.«
    Bleibtreu zog die Schublade seines Schreibtisches auf und zog ein kleines, dichtbedrucktes Blatt hervor. »Sie müssen einfach nur dieses Anmeldeformular hier unterschreiben, und wir können sofort beginnen.«
11. Kapitel
    Es war ein Fehler. Marc wusste, dass er sich nicht hätte breitschlagen lassen dürfen. Aber er dachte, es wäre einfacher, die Voruntersuchungen über sich ergehen zu lassen und dann nie wieder zurückzukommen, als eine lange Diskussion mit dem Klinikleiter über ein Für und Wider des völlig inakzeptablen Experiments zu führen.
    Und deshalb hatte er zum Schein eingewilligt, sich auf mögliche medizinische oder psychologische Ausschlusskriterien untersuchen zu lassen.
    Vielleicht kommen Sie als Teilnehmer ohnehin nicht in Frage?, hatte Bleibtreu ihn letztendlich geködert. Eine unentdeckte Geisteskrankheit, eine schwere Infektion oder auch ein schwaches Herz würden ihn als Versuchsperson untauglich machen. Schon seine seltene Blutgruppe, AB negativ, wäre nicht unproblematisch.
    Am Ende waren noch einmal zweieinhalb lange Stunden vergangen, bis ihn der Maybach wieder vor dem Eingang seines Schöneberger Mietshauses abgesetzt hatte. Hundertfünfzig Minuten, in denen sie ihm Blut abgenommen hatten, er sich für ein Belastungs-EKG an mehreren Fitnessgeräten hatte austoben müssen und seine Gehirnströme beim EEG auf Unregelmäßigkeiten untersucht worden waren. Zwischendurch hatte er sich gefühlt wie bei der Musterung, als ein Allgemeinmediziner ihn erst um eine Urinprobe gebeten und dann seine Herz-LungenFunktionen überprüft hatte, während der Augenarzt schon mit einem Sehtest auf ihn wartete.
    Die Ärzte hatte es nicht interessiert, dass viele der Untersuchungen erst vor wenigen Wochen von seinem Schwiegervater durchgeführt worden waren. Denn die BleibtreuKlinik wollte nicht auf fremde Daten zurückgreifen, und so musste er sogar noch einmal in die Neuroradiologie zum Kernspin.
    Am meisten Zeit hatten die ausgeklügelten psychologischen Fragen in Anspruch genommen. Anders als bei den Tests in Frauenzeitschriften, die Sandra so geliebt hatte, hatte Marc hier keinen blassen Schimmer gehabt, worauf die scheinbar harmlosen Fragen wirklich abzielten.
    Wenn Sie die Wahl hätten, würden Sie lieber auf ein Auge oder auf Ihren Geruchssinn verzichten? Träumen Sie öfter in Farbe oder in Schwarzweiß? Ergänzen Sie den folgenden Satz: »Ich bin für die Todesstrafe, wenn … »
    Marc war so erschöpft, dass er sich an seine Antworten schon jetzt nicht mehr erinnern konnte. Zudem schmerzten die Gelenke bei jedem Schritt, und er dachte nur noch an die Schlaftablette und an das wärmende Bad, das er gleich nehmen würde. So in Gedanken verloren, war es kein Wunder, dass er die dunkle Gestalt übersah, die neben dem Hauseingang kauerte, wo sie schon geraume Zeit auf ihn gewartet hatte.
12. Kapitel
    Leana Schmidt?« Er wiederholte den Namen, mit dem sie sich schon einmal vorgestellt hatte. Heute, vor wenigen Stunden, unmittelbar nach Julias Selbstmordversuch im Freibad Neukölln. Ihr Haar wirkte immer noch, als wäre es von einem Bügeleisen nach hinten geplättet worden, und Marc vermutete einen nüchternen, hellgrauen Hosenanzug unter ihrem hochgeschlossenen Trenchcoat. Das Einzige, was ihre Aufmachung etwas auflockerte, war die prall gefüllte Plastiktüte eines Billigdiscounters in ihrer Hand, aus der mehrere »Fraueneinkäufe« herausquollen, Dinge, die Männer im Laden grundsätzlich ignorieren, wie ein Bund Radieschen oder eine Stange Sellerie. Sandra und er hatten sich früher oft über ihr unterschiedliches Einkaufsverhalten lustig gemacht. Während sie im Supermarkt den Wagen mit Obst, Magerquark, Weichspüler und Petersilie füllte, stand er vor den Aktionsregalen, in denen sich CD-Rohlinge, Akkuschrauber oder Kartoffelchipstüten stapelten. »Wie zum Teufel haben Sie mich hier gefunden?« Die schlanke Frau setzte ihre Einkäufe ab und massierte sich mit klammen Fingern die Stelle, an der die Tüte in das Handgelenk geschnitten hatte. »Ich war in Ihrem Büro. Dort hat man mir die Adresse gegeben.«
    Ihre Stimme klang forsch, fast als erwarte sie eine Entschuldigung dafür, dass er sie so lange hatte warten lassen. »Und was wollen Sie von mir?«
    »Ich bin … ich war Krankenschwester auf der Station Ihres

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