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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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meinen Sie ?«, fragte Marc verwirrt. »Na im Huxleys. Wer spielt denn?«
    Sehe ich aus wie jemand, der auf ein Rockkonzert will? »Keine Ahnung. Ich muss nur schnell noch mal ins Büro.« Popeye sah kurz in den Rückspiegel, zog wieder die Nase hoch und gab damit unmissverständlich zum Ausdruck, was er von einem Arbeitsplatz in dieser Lage hielt.
    »Ich bin ja ein Asienfreak«, erklärte er ungefragt. Anscheinend erwartete er Anerkennung dafür, dass man auch als Bodybuilder einen außergewöhnlichen Musikgeschmack besitzen konnte. Marc versuchte ihn zu ignorieren. Er brauchte seine ganze Kraft, um die Fragen zu sortieren, auf die sein Verstand in den letzten Minuten keine Antwort gefunden hatte: Wieso komme ich nicht in meine Wohnung? Wenn Sandra gestorben ist, wie kann sie mir dann die Tür öffnen? Wenn sie noch lebt, wieso erkennt sie mich dann nicht?
    »Was arbeiten Sie denn?«, fragte der Fahrer. Jetzt musste er nicht nur gegen die Sitarklänge, sondern auch gegen das unverständliche Zischen der Funkzentrale anschreien. Kein Wunder, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann.
    Zunächst hatte er gleich zu Constantin fahren wollen. Doch dann war ihm eingefallen, dass auf seinem Computer im »Strand« ein komplettes Back-up seines Handyspeichers gesichert war. Außerdem reichten die wenigen Scheine in seiner Brieftasche weder für die lange Fahrt zur Familienvilla nach Sakrow noch zu Constantins Privatklinik an der Heerstraße.
    01621 … ? Marc zermarterte sich den Kopf. Sand ras und Constantins Handynummern hatten die gleiche Vorwahl. Er wusste auch, dass sie jeweils mit einer 66 endeten.
    »Die Zahlen des Teufels«, hatte Sandra einmal gescherzt. Leider hatte sie ihm keine weitere Eselsbrücke für die vier Ziffern gebaut, die mittendrin fehlten. Er fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, in der er mit Benny auf dem Schulhof Fahrradschlösser knacken wollte. Es war völlig ausgeschlossen, zufällig die richtige Telefonnummernkombination herauszubekommen.
    Okay, eins nach dem anderen. Du fährst jetzt ins Büro, lädst dein Handy auf, holst dir dein Geld und dann dein Leben zurück. Deine Identität.
    Das Taxameter klackte auf zwölf Euro dreißig, und ein Gedanke löste sich in Marcs Gehirn. Er versuchte ihn zu verdrängen, wusste im nächsten Moment aber, dass er ihm nachgehen musste, wenn er herausfinden wollte, was um ihn herum gerade vorging. Sollte irgendjemand sein Handy manipuliert haben, dann ließ sich das nur mit dem Telefon eines Unbeteiligten überprüfen.
    »Entschuldigung ?«
    Er hielt sein Mobiltelefon so, dass der Fahrer es nicht sehen konnte, und beugte sich nach vorne.
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?«
    Popeye nahm sofort den Fuß vom Gas und fuhr rechts ran, obwohl er noch zweihundert Meter von seinem Ziel entfernt war.
    »Sie können nicht zahlen?«, fragte er misstrauisch und drehte sich um. Marc schob sein Handy unter den Oberschenkel.
    »Nein, nein. Ich glaube, ich habe mein Telefon verloren. Würden Sie mich bitte mal anrufen?« Marc deutete auf das Handy des Fahrers, das neben dem Taxameter in einer Plastikhalterung hing. Es fungierte gleichzeitig als Navigationssystem. »Verloren? Sie haben doch beim Einsteigen noch damit telefoniert! »
    Scheiße. Marc war so durch den Wind, dass er daran gar nicht mehr gedacht hatte.
    »Das ist nur mein Zweithandy. Aber mein Blackberry ist verschwunden«, log er hastig. Die Skepsis des Taxifahrers war nicht zu übersehen.
    »Sind Sie schwul ?«, fragte er. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Na ja, ist doch ein beliebter Trick. Ich ruf Sie an, damit Sie meine Nummer haben. Aber so einer bin ich nicht. Ich trag zwar gerne mal Leder, aber das heißt nicht … »
    »Nein, keine Sorge. Ich will wirklich nur wissen, ob ich mein Diensthandy irgendwo verloren habe oder ob es noch bei meiner Freundin liegt. Ich würde mich ja selber anrufen, aber bei dem Ding hier ist der Akku leer.« Er zog sein Handy wieder unter dem Oberschenkel hervor.
    Der Fahrer zögerte noch. »Meine Rufnummer ist sowieso unterdrückt. »
    »Sehen Sie, dann gibt’s ja kein Problem.«
    Popeye spannte den Bizeps an, schnaubte verächtlich, riss dann aber das Handy beinahe gewaltsam aus der Halterung und tippte die Nummer ein, die Marc ihm diktierte. »Es klingelt«, sagte er nach einer Weile und nahm das Telefon vom Ohr.
    Marc hörte es leise tuten, obwohl sein Display keinen eingehenden Anruf anzeigte.
    Also lag ich richtig. Sie haben einfach die SIM-Karte ausgetauscht.

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