Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
Vom Netzwerk:
Schwiegervater ihm persönlich die grauenhafte Nachricht am Krankenbett mitgeteilt hatte.
    »Sie hat es nicht geschafft, Luke.«
    »Überlegen Sie doch einmal selbst«, bat Bleibtreu. »Wäre es nicht schön, wenn Sie morgen früh aufwachen könnten, und der erste Gedanke würde nicht Ihrer toten Frau gelten? Nicht dem Baby, das nie zur Welt kam? Sie hätten keine Schuldgefühle mehr, denn sie wüssten gar nicht, dass Sie das Auto gegen den Baum gelenkt haben. Sie würden wieder zur Arbeit gehen, sich mit Freunden treffen und über eine Komödie im Kino lachen können, weil der Splitter in Ihrem Nacken Sie nicht ständig daran erinnern würde, dass Sie lediglich einen Kratzer abbekamen, während Sandra durch die Windschutzscheibe schleuderte und noch an der Unfallstelle verblutete.«
    Marc löste demonstrativ seinen Gurt und suchte in der Seitentür nach dem Griff. »Lassen Sie mich bitte aussteigen.«
    »Marc.«
    »Sofort!«
    Bleibtreu legte ihm sacht die Hand auf das Knie. »Ich wollte Sie nicht provozieren. Ich habe nur die Worte Ihrer E-Mail wiederholt, die Sie uns selbst geschrieben haben.«
    »Damals war ich am Ende.«
    »Das sind Sie immer noch. Ich habe Sie eben am Schwimmbecken erlebt. Sie sagten, Sie denken an Selbstmord!«
    Er nahm die Hand wieder weg, doch Marc spürte ihr Gewicht weiterhin auf seinem Oberschenkel ruhen. »Ich habe Ihnen etwas Besseres anzubieten.« Das Kristall klirrte wieder, als prosteten sich zwei Geister höhnisch zu. Marc bemerkte erst jetzt, dass sein Rücken schweißnass war, obwohl der Innenraum angenehm temperiert war. Wieder griff er sich nervös an den Verband im Nacken. Diesmal ließ er die Hand auf dem Pflaster über der juckenden Wunde liegen. »Nur mal rein hypothetisch gesprochen«, fragte er mit belegter Stimme, »Ihr Experiment? Wie soll das eigentlich funktionieren?«
6. Kapitel
    In Eddy Valkas Laden stank es nach Katzenpisse und Rosenblüten. Keine ungewöhnliche Mischung, wenn man Eddy etwas näher kannte. Ungewöhnlich war nur, dass er ihn schon so früh sehen wollte. Schließlich war er gerade mal zwei Tage draußen, und eigentlich lief das Ultimatum erst in der nächsten Woche aus. »Was ist, willst du mir einen Antrag machen?«, lachte Benny und rieb sich die linke Schulter, die ihm die beiden Schwachköpfe beinahe ausgekugelt hätten, als sie ihn in den Kofferraum hatten werfen wollen. Dabei wäre er freiwillig eingestiegen. Niemand widersetzte sich, wenn Valka einen sprechen wollte. Zumindest nicht lange.
    Eddy sah nur kurz auf, dann widmete er sich wieder den langstieligen Rosen, die vor ihm auf der Arbeitsplatte lagen. Eine nach der anderen nahm er hoch, begutachtete ihren Wuchs, kürzte sie mit einer Handschere und steckte sie zu den anderen in einen silbergrauen Blecheimer.
    »Erst musst du aber bei meinen Eltern um meine Hand anhalten.«
    »Deine Eltern sind tot«, sagte Valka tonlos und schnitt einer Rose den Kopf ab.
    Offenbar war er mit der Farbe ihrer Blüte nicht einverstanden gewesen.
    »Wusstest du, dass man Schnittblumen kurz in kochend heißes Wasser tauchen soll, wenn sie die Köpfe hängen lassen?« Eddy ließ die kleine Gartenschere in seiner Hand aufschnappen und verscheuchte damit eine Kartäuserkatze, die zu ihm auf den Tisch springen wollte.
    »Mit dem Kopf oder mit dem Stiel?«, witzelte Benny. Er sah der Katze hinterher, die sich zu ihren Geschwistern unter die Heizung trollte. Niemand wusste, weshalb Valka diese Viecher überhaupt in seiner Umgebung duldete. Eddy mochte keine Tiere. Wenn man es genau betrachtete, mochte er grundsätzlich keine Lebewesen. Den Blumenladen hatte er nur aufgemacht, weil er dem Finanzamt schlecht seine wahren Geldquellen angeben konnte und es außerdem nicht einsah, dass die bei ihm versklavten Rosenverkäufer, die nachts durch die Bars und Kneipen der Stadt zogen, ihre Bettelware anderswo bezogen. Wenn er ein Geschäft kontrollierte, dann zu hundert Prozent.
    Benny suchte nach einer Möglichkeit, sich zumindest irgendwo anzulehnen, aber für Wartende war das schwüle Ladengeschäft nicht ausgelegt. Überhaupt schien es nicht an Kunden interessiert, dazu lag es viel zu weit abseits von den Köpenicker Hauptgeschäftsstraßen, noch dazu direkt neben einem Boxgym, dessen schlagkräftige Besucher nicht gerade zu der bevorzugten Laufkundschaft eines Floristen zählen.
    »Schöner Name übrigens«, sagte Benny mit Blick auf das schlierige Schaufenster. ROSENKRIEG stand dort spiegelverkehrt mit aufgeklebten

Weitere Kostenlose Bücher