Splitter
die Ausgabe im Wartezimmer von Constantin … Mare ließ die Zeitschrift sinken und starrte sie blicklos an. ’« die Ausgabe im Wartezimmer von Constantin ist manipuliert worden? Aber das würde ja bedeuten, dass …
Er stützte sich an der Wand ab, weil er das Gefühl hatte, das Zimmer kippte ihm unter den Füßen weg. »Und was ist mit Ihnen?«, fragte er mit geschlossenen Augen. »Was war bei Ihnen der Grund für die Teilnahme am Experiment?«
Er hörte, wie sie sich räusperte. »Es ist jetzt etwa ein Jahr her. Ich bekam ein dubioses Angebot, das nicht über meine Dolmetscheragentur lief. Aber es ging um sehr viel Geld. Bargeld, das ich jetzt auf meiner Flucht benötige.«
»Was war Ihre Aufgabe?« Marc schlug die Augen auf. »Eigentlich Routine. Ich sollte auf einem Privatflug von Pharmamanagern als Simultandolmetscherin arbeiten.«
»Und auf diesem Flug wurden Dinge besprochen, die Sie besser nicht hätten hören sollen?«
»Richtig.«
»Worum ging es?«
»Keine Ahnung. Genau das ist mein Problem. Ich habe das Experiment zu spät abgebrochen. Ich weiß es nicht mehr.« Sie fuhr sich nervös durch die Haare.
»Ich kann mich an meine Identität, an mein Leben vor dem Amnesieexperiment nur noch bruchstückhaft erinnern. Alles, was ich weiß, habe ich aus den Akten erfahren, die ich vor meiner Flucht aus dem Archiv gestohlen habe.«
Also daher hat sie den Lebenslauf Aus der Klinik. »Wieso sind Sie geflüchtet ?«, fragte er.
»Sie waren der Anlass.«
»Ich ?«
»Sicherlich hat man Ihnen das Phasenprinzip des Versuchs erklärt. In Phase eins werden Ihre Erinnerungen gelöscht. In Phase zwei werden Sie mit den Erlebnissen wieder angefüttert, die angenehm sind und die sie niemals vergessen wollten. Und ganz zuletzt bekommen Sie eine neue Identität.«
»Ja, ich erinnere mich daran«, lachte er sarkastisch. »Aber wieso wissen Sie das noch, wenn Ihr Gedächtnis doch sonst so große Lücken hat?«
Emma griff sich an den Kehlkopf und räusperte sich erneut. »Ich habe nach meiner Flucht etwas im Internet recherchiert, es gibt mehrere Blogeinträge, die derartige Amnesieexperimente beschreiben.« Marc zog ungläubig die Augenbrauen hoch, doch sie fuhr unbeirrt fort. »Ich stand also am Anfang von Phase zwei, als ich eine Unterhaltung zwischen Professor Bleibtreu und einem anderen Mann belauschte.«
»Worum ist es gegangen?«
»Um Sie.«
Marc deutete fragend mit beiden Daumen auf seinen Oberkörper, und Emma nickte.
»Bleibtreu diskutierte lautstark mit seinem Gesprächspartner. Es ging um einen gewissen Marc Lucas, der bei ihm behandelt werden solle, was er jedoch energisch ablehnte.« Bleibtreu wollte mich nicht behandeln? Weshalb hat er mich dann mit seiner Limousine abgefangen?
»Wer war der andere ?«, fragte Marc.
»Ich habe keine Ahnung. Sie waren hinter einer Milchglastür, die den Behandlungsraum von meinem Untersuchungszimmer abgrenzte. Ein Pfleger hatte mich zu früh gebracht, und sie wussten nicht, dass ich nebenan wartete.«
»Was wurde noch besprochen?«
»Sie redeten über die gefälschte Anzeige, mit der man Sie geködert hat, damit man Sie noch mal einer Behandlung unterzieht.«
»Noch mal?«
»Ja, aber dieses Mal sollte es richtig geschehen.« Was? Was sollte geschehen? Und weshalb?
Emma gab ihm keine Gelegenheit, diesem Gedanken nachzugehen, sondern sprach weiter. »Bleibtreu war zu Tode erschrocken, als er mich sah. Gleichzeitig drängte er sich blitzschnell vor den Mann, so dass ich keine Chance hatte, dessen Gesicht zu sehen. Und da wusste ich, hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu.«
« Und Sie sind geflohen?«
»Die Gelegenheit ergab sich bereits am nächsten Tag. Ich schnappte mir einen Kittel von den Reinigungskräften.« Emma sah abfällig an ihrem Körper herab. »Ich sehe ohnehin mehr aus wie eine Putze als wie eine Dolmetscherin. Das war ein Kinderspiel.«
»Aber zuvor haben Sie noch Ihre Akte mitgenommen?« Emma nickte. »Ja, aus dem Archiv. Eine glückliche Fügung wollte es, dass unsere Nachnamen so dicht beieinander lagen. Ludwig - Lucas. Bei mir steckten noch eine Parkkarte und mein Autoschlüssel im Ordner. Doch bei Ihnen war außer diesem Anmeldebogen nichts weiter drin.«
Sie deutete auf das Formular, das sie ihm vorhin aus der Hand genommen hatte und das jetzt am Fußende des Bettes neben einem Handbuch über Neuropsychologie lag. Marc griff sich in den Nacken. »Aber wieso? Ich verstehe immer noch nichts. Wer hat es auf meine Erinnerungen
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