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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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verschwunden.
    Wie Constantin. Wie Sandra. Wie mein Leben. Und doch war es nicht dunkel, denn ein schwacher, blassblauer Lichtstrahl drang durch die Fugen des Umzugskartons.
    Das ist unmöglich.
    Marc ging zu den Matratzen und spürte auf einmal den unwiderstehlichen Drang, sich fallen zu lassen, die klamme Bettdecke über den Kopf zu ziehen und in einen ewigen, traumlosen Schlaf zu versinken, doch das schummrige Licht zog ihn hypnotisch an, während er sich an ein Gespräch erinnerte, das er vor Jahren mit Sandra geführt hatte.
    »Hey, was ist los? Wieso schaust du mich auf einmal so an?«
    « Versprichst du mir …. « « Was?«
    »Versprichst du mir, immer ein Licht anzulassen?« Er öffnete den Karton, bog mit zitternden Händen die Falzlaschen auseinander … und fand seine surreale Vision bestätigt.
    « Was denkst du?«
    »Na ja, ich finde sie etwas, sagen wir … gewöhnungsbedürftig?«
    »Grottenhässlich trifft es wohl eher.«
    Er schloss die Augen, doch die Erinnerungen ließen sich nicht ausblenden.
    »Was ist denn … weinst du etwa?«
    »Hör zu, ich weiß, es hört sich jetzt etwas verrückt an, aber ich will, dass wir eine Abmachung treffen.«
    »Okay?«
    »Sollte einer von uns beiden sterben - halt, lass mich bitte ausreden. Dann soll der, der gegangen ist, dem anderen ein Zeichen geben.«
    Als er die Augen öffnete, steckte die grottenhässliche, batteriebetriebene, babyblaue Delphinnachttischlampe immer noch in dem Karton. Und sie brannte zum ersten Mal in ihrem Leben. I’m coming to find you if it takes me all night Can’t stand here like this anymore For always and ever is always for you I want it to be perfect like before.
    Ohohoho … I want to change it all.
    I want to change.
    »A Night Like This«, The Cure Nothing sounds as good as I remember that »I Remember That«, Prefab Sprout
33. Kapitel
    Das verstörende Geräusch, das ihn schließlich noch mehr beunruhigte als die brennende Delphinlampe, klang wie das gefährliche Brummen einer Hornisse, die sich zwischen der Jalousie und einer Fensterscheibe verfangen hat und die während ihrer verzweifelten Befreiungsversuche immer aggressiver wird. Allerdings kam es vom Flur, in dem es keine Fenster gab, und es war auch viel zu rhythmisch für ein unkontrolliert kämpfendes Insekt.
    Marc drehte sich zur Schlafzimmertür, und das Summen in seinem Ohr hörte auf. Auf einmal war es in der Wohnung so leise, dass er das Klacken des Stromzählers und das Rauschen der Heizung hören konnte.
    »Ist da jemand?«, rief er mit trockener Stimme. Dann zuckte er schreckhaft zusammen, genau in dem Moment, in dem er den Fuß auf die Schwelle zum dunklen Flur gesetzt hatte.
    Die Hornisse war zurück. Jetzt war sie noch lauter. Noch wütender.
    Marcs Puls beschleunigte sich, und er suchte in dem Flur, den er jetzt hinunterschlich, nach einem Gegenstand, mit dem er sich verteidigen konnte. Aber dann, kurz bevor das Geräusch in ein Dauersummen überging, begriff Marc, wie lächerlich er sich gerade benahm. Er sah zu einem kleinen grauen Kasten, rechts oberhalb des Türrahmens.
    »Scheiße, ich fürchte mich vor meiner Türklingel«, flüsterte er. Wieder einmal versuchte er, über sich selbst zu lachen, aber die Bemühungen, seiner Furcht dadurch Herr zu werden, schlugen fehl.
    Wie eine Hornisse. Es klingt wie eine wütende, eingeklemmte Hornisse.
    Außer den Möbelpackern des Umzugsunternehmens und Roswitha wusste niemand von seiner neuen Adresse.
    Wer also kann das sein?
    Marcs Blick fiel wieder auf die Kette vor der Wohnungstür, die jemand von innen vorgelegt haben musste, nachdem sein Schwiegervater verschwunden war, und er fröstelte. »Constantin ?«
    Er näherte sich mit dem linken Auge dem Spion, und sein Körper überzog sich mit einer Gänsehaut. Marc spähte nach draußen und stöhnte auf. Obwohl das Dauerbrummen in ein rhythmisches Stakkato übergegangen war, konnte er dennoch niemanden erkennen, der draußen den Finger auf die Klingel drückte.
    Was geht hier vor? Vielleicht existiert das alles nur in meinem Kopf? Vielleicht gibt es gar keine Klingel, keine Tür, keine Wohnung und keine Sandra. Jetzt lachte er wirklich, wenn auch mit einem hysterischen Unterton.
    Vielleicht gibt es noch nicht einmal mich selbst? In einem Anflug von Fatalismus riss er erst die Kette aus dem Schloss und dann die Wohnungstür auf. Nichts.
    Weder direkt vor der Tür noch im Flur. Kein Constantin, kein Nachbar, kein Fremder. Marc war alleine, und so fühlte er sich

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