Splitterfasernackt
mehr so dringend braucht. Hm. Warte. Wenn ich das so sage, klingt es, als bräuchte man keine Frauen mehr, wenn man schon ein Zuhause hat. Nein. Fuck. Das kommt falsch rüber. Ich wollte sagen, dass einem der Fernseher viel cooler und wichtiger und unabkömmlicher vorkam, als man gerade keine Kohle hatte oder keine Zeit, um ihn zu kaufen. Doch wenn man ihn dann hat, merkt man bald, dass man sich damit zwar ein paar gute Filme angucken kann, Pornos zum Beispiel, aber dass man genauso gut etwas anderes mit seiner Zeit anfangen könnte, vögeln zum Beispiel. Deshalb liebe ich Zwischenräume. Da wird man selten enttäuscht und kann noch nach zwanzig Jahren Vermutungen darüber anstellen, ob die Brustwarzen einer Frau nun rosafarben oder eher caramelcremebraun waren«, schließt Chase seinen Vortrag.
»Für mich klingt das ziemlich traurig«, sage ich und überlege, ob ich etwas Orangensaft trinken kann, ohne zu erbrechen.
»Klar«, sagt Chase und kippt sich gelassen noch etwas Rotwein in sein Glas, »du bist ja auch eine Frau. Du würdest einen Mercedes gegen vier Tage Liebe eintauschen. Oder gegen einmal Heiraten.«
»Von mir aus«, räume ich ein, weil Chase ein Mann ist und Männer sich freuen wie kleine Jungs über Plastikritter, wenn man ihnen recht gibt, »aber wenn das alles so ist, wie du es mir gerade erklärt hast, dann sag mir doch bitte, was das mit uns beiden ist, warum ich immer noch interessant für dich bin.«
Denn wir hatten Sex. Chase und ich.
Nein. Chase und mein Körper.
Ich habe ja keinen Sex.
Einmal nur, vor einer Ewigkeit. Und anschließend hat Chase, nett, wie er nun mal ist, gesagt: »So, jetzt haben wir das auch hinter uns gebracht.« Dann ist er eingeschlafen und hat dabei irgendwas vor sich hin gesummt, es klang nach Seifenoper. Er war ziemlich zugekokst und hat mir während der Nacht dreimal die Decke geklaut. Aber als magersüchtige Irre friere ich ja gerne; immer schön fies zum eigenen Körper sein – darin bin ich eine Expertin.
»Hm«, sagt Chase und denkt sehr lange nach. »Du bist halt nicht so eine von diesen Frauen, mit denen man Sex hat.«
Dann denkt er weiter nach und meint: »Warte, nein. Also eigentlich bist du das zurzeit ja doch. Ich meine, du bist ja jetzt eine Prostituierte. Ach fuck, Prostituierte klingt irgendwie fett, findest du nicht auch? Klingt wie gestrandeter Wal, so kann ich dich nicht nennen. Aber Nutte passt auch nicht zu dir. Egal, du weißt, was ich meine. Aber abgesehen davon, dass du mit Hunderten von Männern fickst, bist du keine Frau zum Ins-Bett-Gehen. Nicht weil du nicht schön wärst oder so. Mit großen Titten und etwas Fleisch um deine Knochen wärst du der Traum meines Lebens, Süße, zwischenräumlich unbegrenzt. Aber nach dir bin ich vor allem verrückt, weil du manchmal deinen bezaubernden, süßen Mund öffnest und anfängst diese herrlichen Wortkombinationen von dir zu geben. Weißt du, viele Frauen können tolle Sachen mit ihrem Mund machen, ganz besonders wenn sie solche riesengroßen, aufgespritzten Lippen haben und mit ihren Zungen diese krassen Bewegungen hinkriegen: Aber meine Fresse, was labert ihr Frauen hin und wieder für einen Scheiß zusammen! Ich will ja nicht sagen, dass Männer besser sind, wahrscheinlich sind wir noch viel schlimmer, aber das ist nicht mein Problem, denn mit Männern will ich ja weder Zwischenräume ausschöpfen noch Sex haben. Also, meine Hübsche, der Sex mit dir war einmalig, auch wenn dein vorgetäuschter Orgasmus die absolute Katastrophe war und ich nicht wusste, ob du stöhnst oder weinst oder beides; aber deine Muschi ist echt die Blüte schlechthin, und diese süßen kleinen Puppentitten waren irgendwie auch mal etwas Schönes. Ich würde dich jederzeit wieder bumsen, wenn ich wüsste, dass es deine Welt schöner machen würde. Aber das tut es nicht. Vögeln hin oder her, du wirst immer mein Zwischenraumparadies sein. Du wirfst mir Sätze an den Kopf, die noch nie zuvor jemand zu mir gesagt hat und die auch garantiert nie wieder irgendwer nach dir sagen wird. Weißt du eigentlich, wie sexy das ist? Manchmal möchte ich einfach nur dasitzen und den ganzen Tag über zugucken, was du so Herrliches treibst. Lillyfee, du hast meine Zwischenräume neu definiert. Mit dir begrenze ich mich selbst, und es ist köstlich!«
Ich bin sprachlos. Und ich stehe auf Männer, die mich sprachlos machen können. Chase weiß das ganz genau, denn er weiß fast alles über mich. Deshalb lächelt er mich an; nein, er
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