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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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…«
    »Wie lange haben Sie gebraucht, um nach Hause zu kommen, nachdem Sie in den Fens waren? Zwei Stunden?«
    »Mindestens.«
    »Genügend Zeit, um etwas zu arrangieren, vorausgesetzt, er kennt die richtigen Leute. Die Ihnen eine Lektion erteilen.«
    »Und Sie meinen, Prince kennt solche Leute?«
    »Alles, was ich in den letzten Tagen über ihn erfahren habe, legt das nahe. Bestechung, Drohungen, Einschüchterung – das scheint seine Vorgehensweise zu sein. Wenn er es für nötig hält.«
    »Heißt das, er ist mit dem Gesetz in Konflikt geraten?«
    »Nicht so gründlich, wie er hätte sollen.«
    Will erhob sich, und auch Lesley stand auf. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte er. »Als Sie das erste Mal bei uns waren, hätte ich die Sache ernster nehmen sollen. Ich hätte sofort jemanden einsetzen müssen, der Prince unter die Lupe nimmt.«
    Lesley streckte die Hand aus. »Sie lassen mich wissen, was passiert?«
    »Soweit es geht. Aber eines müssen Sie mir versprechen.«
    Lesley wusste, was er sagen würde.
    »Halten Sie sich von Prince und seinem Haus fern. Okay?«
    Lesley lächelte. »Okay.«
    Will ging zu seinem Wagen, und Lesley sah zu, wie er wegfuhr. Sie überlegte, ob sie die letzten beiden Stückchen Schokolade essen sollte, bevor sie wieder an die Arbeit |341| ging, wickelte sie dann aber doch fest in das Papier ein und steckte sie in ihre Tasche. Ihre Selbstbeherrschung erfüllte sie mit Stolz.
     
    Michael Allen war von Worksop weggezogen, aber nicht weit. Jetzt lebte er in Mansfield, arbeitete drei Tage die Woche in einem Charity Shop gleich hinter dem Marktplatz und war ehrenamtlich an zwei Abenden in einem Wohnheim für Obdachlose tätig. Den Rest der Zeit füllte er irgendwie aus: Bücher aus der Leihbücherei, gelegentlich etwas Sehenswertes im Palace Theatre, Treffen mit Nichten und Neffen, Ferien in Devon. Seit Jahren fuhr er dorthin und nahm immer dieselbe Ferienwohnung mit Blick auf den Strand.
    Am Anfang, als er nach Mansfield gezogen war, war er verschiedentlich aufgefordert worden, für den Gemeinderat zu kandidieren, aber er hatte abgelehnt. Das liegt hinter mir. Ich habe meine Pflicht getan. Bin im Ruhestand.
    Als Will ihn angerufen hatte, war Allen nicht bereit gewesen, mit ihm zu sprechen. Aber Will war beharrlich geblieben, und schließlich hatte die Neugier gesiegt und Allen hatte zugestimmt. Es gab einen Raum hinten im Laden, wo sie reden konnten. Zwischen halb vier und vier?
    Will überquerte den Marktplatz, schlängelte sich zwischen Ständen hindurch, an denen alles Mögliche verkauft wurde, von Obst und Gemüse bis zu Elektrogeräten und Kleidung, die wenig oder gar keine Notiz von der Mode nahm.
    Als Will eintraf, war Allen dabei, ein paar Schachteln mit Brettspielen im Schaufenster neu zu arrangieren, und richtete sich vorsichtig aus seiner gebückten Haltung auf. Nachdem Will sich vorgestellt hatte, schüttelte Allen ihm die Hand.
    |342| Mitte sechzig, dachte Will, bestimmt nicht älter: ein schlanker Mann, mittelgroß, schütteres Haar; graue Hose mit Resten von Bügelfalten, kariertes Hemd, ein ordentlicher brauner Wollpullunder, glänzende Halbschuhe an den Füßen.
    »Wenn Sie mir ein paar Minuten geben«, sagte Allen, »dann können wir reden.«
    Will inspizierte mehrere Bücherregale, Videos, die keiner mehr wollte, Tonbandkassetten, einen Ständer mit Herrenhemden, die meisten gestreift und eines unmöglicher als das andere.
    »Möchten Sie gern etwas trinken?«, fragte Allen, als er zurückkam. »Ich kann Kaffee machen. Oder Tee?«
    Will bedankte sich, lehnte aber ab.
    In dem winzigen Lagerraum war gerade genug Platz für die beiden Klappstühle, auf denen sie Platz nahmen, wobei sich ihre Knie fast berührten. Aus der Nähe betrachtet, glaubte Will, sich geirrt zu haben. Vielleicht war Allen doch älter, als er gedacht hatte. Neunundsechzig? Siebzig?
    »Die ganze Sache ist so lange her«, begann Allen nervös. »Ich   … nun, ich denke gar nicht mehr daran. Das ist alles Vergangenheit.« Er rieb seine Hände an den Oberschenkeln. »Wir bewegen uns schließlich voran. Wir entwickeln uns weiter.«
    »Ich beabsichtige keineswegs, Dinge auszugraben, die Ihnen unangenehm sind«, sagte Will vorsichtig. »In Wirklichkeit möchte ich nur ein paar Erläuterungen. Die eigentlichen Vorgänge in Worksop, das Einkaufszentrum, die Einzelheiten, all das ist unwichtig.«
    Er machte eine Pause, und Allen sah ihn beunruhigt an.
    »Wie Sie sagen,« fuhr Will fort. »Das

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