Splitterndes Glas - Kriminalroman
davon, dass es so Ärsche gibt, die sich schämen und sich nicht für ihren Club einsetzen und sich nicht für ihr Land einsetzen, aber so sind wir nicht, und das is’ doch wohl kein Verbrechen.
Der Beamte, der ihn verhörte, glaubte, in diesem Punkt könnte er recht haben, und nicht nur in diesem, aber er behielt seine Meinung für sich.
Will, der überprüfen wollte, was er in der Akte gelesen hatte, sprach unterdessen mit dem Detective Sergeant, der bei dem Brand in Forest Fields ermittelt hatte, für den nach Challoners Überzeugung Prince verantwortlich war.
Eindeutig Brandstiftung, sagte der Sergeant, mit Hilfe von drei Molotowcocktails: zwei durch die oberen Fenster, einer unten. Das Paar, das im Haus gewesen war, konnte von Glück sagen, lebend da rausgekommen zu sein. Sie hatten zwei Verdächtige einkassiert, von denen einer ein aktenkundiger Brandstifter war – er hatte schon in der Grundschule sein Klassenzimmer abgefackelt, da war er noch nicht mal neun –, aber die gesicherten Spuren hatten |349| den beiden nicht zugeordnet werden können, und außerdem hatte einer von ihnen – er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wer – ein Alibi gehabt, er war mit einer Tante nach Sheffield gefahren oder so etwas. Ob sie dazu angestiftet worden waren, ob das Haus gezielt ausgewählt worden war, all das konnte nie ermittelt werden.
In sein eigenes Revier zurückgekehrt, spürte Will einen der beiden Polizisten auf, die zu dem Hotel in Ely gerufen worden waren, wo Howard und Lily Prince einen störenden Zwischenfall verursacht hatten. Dieser Beamte war inzwischen im Ruhestand und arbeitete drei Nächte pro Woche als Wachmann in einem Industriegebiet im Osten von Cambridge. Er langweilte sich bei der Überwachung von einem halben Dutzend Monitoren zu Tode und war hocherfreut, mit jemandem sprechen zu können.
»Als wir in dem Hotel eintrafen«, berichtete er Will, »hatte sich die Situation schon ziemlich beruhigt. Sie, das heißt die Frau, saß in der Mitte des Speisesaals, bewegte sich nicht und sagte kein Wort, während das Personal um sie herum aufräumte. Teller und Gläser waren zu Bruch gegangen, überall lag Essen – es war eine unbeschreibliche Schweinerei. Prince lief draußen auf und ab und war wütend auf den Hoteldirektor, weil er uns überhaupt gerufen hatte. Er beteuerte, dass er für alle Schäden aufkommen würde. Er wollte uns unbedingt dazu überreden, wieder in den Wagen zu steigen und wegzufahren. Aber natürlich konnten wir das nicht tun.
›Meine Frau steht unter großem Druck‹, sagte er. ›Sie fühlt sich schon seit einiger Zeit nicht wohl.‹ Und dann sagte er etwas über Medikamente beziehungsweise, dass sie ihre Pillen nicht genommen hätte.
Wir sprachen mit dem Hoteldirektor, nahmen die Aussagen des Personals auf und befragten einige der Gäste im |350| Restaurant. Eine Familie, die neben dem Ehepaar Prince gesessen hatte, sagte aus, dass die beiden sich den ganzen Abend angegiftet hatten. An einem bestimmten Punkt reichte es ihm, er erhob die Stimme und sagte, sie solle den Mund halten. Ganz plötzlich war sie aufgesprungen und warf mit Dingen um sich, schrie ihn an und beschimpfte ihn. Ein Hurenbock, das sei er. Ist mir damals aufgefallen. Starkes Wort. Aber anscheinend benutzte sie noch weitaus saftigere Ausdrücke, die den einen oder anderen schwer schockiert haben.«
»Und wie hat sich das Ganze gelöst?«, fragte Will.
»Oh, am Ende kam der Arzt, ihr Arzt, sprach längere Zeit mit ihr und gab ihr irgendwelche Tabletten, ein Beruhigungsmittel, nehme ich an. Auch Prince hatte sich inzwischen beruhigt und dankte uns für die taktvolle Art und Weise, auf die wir die Sache gehandhabt hatten. Er wollte sogar dem Polizeipräsidenten schreiben, aber wenn er das je getan hat, ist es uns nicht zu Ohren gekommen. Das Hotel wollte natürlich keine Anzeige erstatten. Für sie war es das Beste, die ganze Angelegenheit unter den Teppich zu kehren.«
»Und niemand hat ausgesagt, dass er sie geschlagen hat?«, fragte Will. »Als sie sich stritten, Prince und seine Frau? Dass ihm vor Wut die Hand ausgerutscht ist?«
»Nichts dergleichen, nein. Eher das Gegenteil, würde ich sagen. Als sie völlig die Beherrschung verloren hatte und richtig loslegte, war er hauptsächlich um sie besorgt, meinten die Zeugen. Er schien Angst zu haben, dass sie sich irgendwie verletzen, sich selbst schaden könnte.«
Will dankte ihm, und er kehrte zu seinen Monitoren zurück.
»Wenn Sie so weit
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