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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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liegt alles in der Vergangenheit.«
    »Ja.«
    |343| »Nun haben sich aber gewisse Berührungspunkte mit etwas anderem ergeben, und mir ist daran gelegen, bestimmte Probleme zu klären. Zu verstehen.«
    »Probleme?« Allen hatte damit aufgehört, seine Hände an den Beinen zu reiben, und presste sie jetzt aneinander. Trotzdem waren sie ständig in Bewegung, weil er die Finger verschränkte oder die Daumen in die Handfläche bohrte.
    »Sie haben sich damals beim Betrugsdezernat gemeldet und behauptet, Informationen über Unregelmäßigkeiten zu haben. Heute würden wir vermutlich sagen, Sie waren ein Informant.«
    »Ja, aber   …«
    »Ich weiß nicht genau, wie viele Beweise Sie tatsächlich vorgelegt haben, aber dem Betrugsdezernat reichten sie jedenfalls aus, um eine Ermittlung einzuleiten.«
    »Hören Sie   …«
    »Und dann haben Sie es sich anders überlegt und alle Anschuldigungen zurückgezogen   …«
    »Ich habe nie Anschuldigungen erhoben   …«
    »Anschuldigungen, Andeutungen, was auch immer. Sie haben alles zurückgenommen. Und das ist völlig in Ordnung, es war ihr gutes Recht, so zu handeln.«
    »Ich hatte einen Fehler gemacht.«
    »Das sagten Sie damals, glaube ich.«
    »Ich habe übertrieben. Wirklich dumm. Das Letzte, was ich wollte, war eine Irreführung der Polizei. Der Verantwortliche, dieser Challoner, war wütend und ich konnte ihm das nicht verdenken, aber was sollte ich anderes machen?«
    Allen presste seine Hände jetzt fest zwischen die Knie. Seine Atmung war in der Enge des Raums deutlich zu hören.
    »Howard Prince«, sagte Will. »Ist er direkt auf Sie zugekommen |344| oder war es jemand anderes? Jemand, der seine Anweisungen ausführte?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Aber alles an ihm verriet Will, dass er es ganz genau wusste.
    »Hören Sie«, sagte Will ruhig, die Stimme der Vernunft, »was immer Sie mir jetzt auch erzählen, Sie werden auf keinen Fall in den Zeugenstand gerufen, Sie müssen nichts unterschreiben, keine eidliche Aussage machen. Was ich gesagt habe, meine ich wirklich: All das liegt in der Vergangenheit, ist vorbei und vergessen. Zur Bestätigung meiner Vermutungen wüsste ich allerdings gerne, was Sie dazu gebracht hat, Ihre Meinung zu ändern.«
    »Aber wenn es stimmt, was Sie gerade gesagt haben, warum ist es dann noch wichtig?«
    »Es geht um eine Ermittlung, mit der ich im Moment befasst bin, und sie betrifft Howard Prince. Ich versuche nur, mir ein Bild zu machen.«
    »Und es handelt sich um eine ähnliche Ermittlung?«, fragte Allen zögernd.
    »Das glaube ich. Ja. Nur dass dieses Mal jemand gestorben ist.«
    »Gestorben? Wie?«
    »Es war Mord.«
    »Und Sie glauben   …?«, begann Allen, dann stockte er.
    »Mr Allen«, sagte Will ganz ruhig, »sagen Sie mir einfach, was Sie wissen. Bitte.«
    Allen schloss die Augen für ein paar Sekunden.
    »Das erste Mal, als er mit mir gesprochen hat, richtig gesprochen hat, meine ich, war bei einem Festessen. Eine große jährliche Veranstaltung des Stadtrats. Er war wohl als Gast von irgendjemandem da. Jemand aus dem Planungskomitee, würde mich nicht wundern. Nach den Reden und allem anderen, als der Abend langsam zu Ende ging, |345| erwischte er mich in einer Ecke. ›Ich höre, Sie haben Geschichten erzählt, Michael‹, sagte er. ›Haben aus der Schule geplaudert. Lügen aufgetischt. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein?‹ Und er packte mich hier   …«
    Allen zeigte auf die Stelle zwischen seinen Beinen.
    »Packte mich hier und drückte zu. Es hat schrecklich wehgetan, kann ich Ihnen sagen, und ich gebe gerne zu, dass mir die Tränen in die Augen stiegen, aber ich sagte zu ihm: ›Glauben Sie bloß nicht, dass Sie mir Angst machen können, denn das können Sie nicht.‹ Und er ließ los und lachte und klopfte mir auf die Schulter und sagte: ›Sie sind ein guter Mann, Michael, das habe ich immer gesagt. Besser als mancher andere hier.‹«
    »Und das war’s?«, fragte Will.
    »Das war’s. Aber eine Weile später kam mir der Verdacht, dass ein Teil meiner Post manipuliert wurde. Nicht nur im Büro, auch zu Hause. Mehrere Tage lang wurde nichts zugestellt – das war ungewöhnlich – und dann kam plötzlich ein Berg Briefe an, von denen einige geöffnet und wieder verschlossen worden waren. Das war deutlich zu sehen. Natürlich habe ich es beim Postamt und bei der Polizei gemeldet, und es hörte auf, aber nur wenig später wurde in mein Haus eingebrochen, zweimal kurz hintereinander. Dabei wurde nicht

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