Splitterndes Glas - Kriminalroman
»Was ich zuletzt gehört hab, ist, dass er immer noch auf dieser Baustelle arbeitet. Nottingham. In der Nähe des Eisstadions. Irgend’n neues Hotel?«
Will dankte ihr und zerbiss das Bonbon zwischen den Zähnen. Jetzt hatte er es eilig. Er wollte ins Gebäude zurückgehen und dann aufbrechen.
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Lee Maitland erschien am nächsten Morgen nicht zur Arbeit und weder der Vorarbeiter noch seine Arbeitskollegen wussten, warum. Seine Wohnung in Meadows war leer, vor kurzem war noch jemand dort gewesen, aber jetzt war sie leer. Die meisten seiner Sachen waren da. Ein Anruf von seiner Mutter, dachte Will, gestern Abend.
Kaum Kontakt. Nicht der Rede wert
.
»Glauben Sie, er ist über alle Berge?«, fragte Will.
Parsons schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, dass wir die Häfen und Flughäfen alarmieren sollten, wenn Sie das meinen. Er gehört nicht zu der Sorte, die in die Ferne strebt, mal abgesehen von zwei Wochen Ibiza.«
»Dann postieren wir also jemanden am Haus der Mutter? Und hier auch?«
»Würde ich sagen.«
Die Werbeplane am Zaun der Baustelle, auf der Maitland beschäftigt war, trug in der rechten unteren Ecke die akkurate Aufschrift »Prince Holdings – Bauunternehmer«. Weiße Farbe auf Blau.
Will fand das Gebäude der Firma ohne Schwierigkeiten.
Sein Polizeiausweis genügte, um Raymond James eiligst aus seinem Büro kommen zu lassen. »Detective Inspector, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich würde gerne mit Mr Prince sprechen«, sagte Will. »Es dauert nicht lange.«
»Oh.« James fingerte am Revers seines Jacketts herum. »Das könnte etwas schwierig werden. Mr Prince hat gleich einen Termin im Amt für Stadtentwicklung. Ich könnte einen Blick auf seinen Terminkalender werfen und feststellen, ob er heute Nachmittag …«
»Nun, Raymond. Was ist los?« Prince kam entschlossenen |375| Schritts den Korridor entlang. »Grayson – es war doch Grayson, oder? Was machen Sie hier?«
Entweder trug er denselben grauen Anzug, in dem Will ihn das letzte Mal gesehen hatte, oder er hatte sich gleich mehrere nach demselben Schnitt machen lassen.
»Der Detective Inspector wollte mit Ihnen sprechen«, antwortete James, »aber ich habe ihm gesagt, dass Sie einen wichtigen Termin haben.«
»Rufen Sie dort an«, sagte Prince. »Sagen Sie, dass ich so bald wie möglich komme.«
»Natürlich«, sagte James ungerührt und ging los, um den Befehl seines Herrn auszuführen.
»Der Mann ist ’n echtes Wunder«, sagte Prince. »Alles hier läuft wie am Schnürchen. Er würde mich auch am Schnürchen laufen lassen, wenn ich ihn ließe.«
Will folgte ihm eine Treppe in den ersten Stock hinauf, und sie nahmen auf Sesseln in einer Art Vorzimmer Platz, hinter dem sich Princes eigenes Büro befand, wie Will vermutete.
Prince verschwendete keine Zeit. »Ich dachte, es wäre das Betrugsdezernat, das herumschnüffelt«, sagte er. »Aber es sind Sie, richtig? Sie wühlen in der Vergangenheit herum. Stellen Fragen. Suchen jemanden, der Ihnen Dreck auftischt.«
Will sagte nichts.
Prince streckte einen Finger aus. »Ich will Ihnen was sagen. In dieser Branche, in jeder Branche gibt es immer einen, der Ihnen gerne ein Messer in den Rücken stechen will. Irgendein kleiner Groll. Ein Auftrag, den jemand seiner Meinung nach verdient hätte, der aber an Sie gegangen ist. In den meisten Fällen steckt Neid dahinter. Ich an Ihrer Stelle würde solchen Geschichten nicht allzu viel Glauben schenken.«
|376| »Das werde ich mir merken«, sagte Will.
»Also«, sagte Prince. »Kommen wir zur Sache.«
»Lee Maitland«, sagte Will.
Prince sah ihn ausdruckslos an.
»Einer ihrer Angestellten. Das Hotel, das in Lace Market gebaut wird.«
Prince lachte. »Wenn ich die Namen von allen parat hätte, die auf einer unserer Baustellen arbeiten, könnte ich Kandidat bei ›Mastermind‹ werden.«
»Bei diesem speziellen Angestellten gibt es aber einen Grund, um sich an ihn zu erinnern.«
»Und der wäre?«
»Er wurde wegen des Verdachts verhaftet, in einem Haus in Forest Fields, das Sie kurze Zeit zuvor erworben hatten, einen Brand gelegt zu haben. Nachdem es sich als schwierig erwiesen hatte, die Mieter auf andere Weise zum Auszug zu bewegen.«
Prince reckte sein Kinn vor. »Er wurde verhaftet, aber freigelassen. Ohne Anklage.«
»Also wissen Sie, wer er ist?«
»Ja, das weiß ich.«
»Als sich der Vorfall ereignete, das Feuer, meine ich, war er damals bei Ihnen angestellt?«
»Nein, war er nicht. Aber er kam im
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