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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ich Ihnen sagen.«
    »Also ist er nicht wie Sie«, sagte Will leise und ergriff zum ersten Mal das Wort.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte: nicht wie Sie.«
    »Das stimmt.«
    »Sie sind Ihr eigener Herr.«
    »Soll das hier eigentlich auf was rauslaufen?«, fragte Maitland. »Das kostet mich Geld, wenn ich hier rumsitze.«
    Will betrachtete Maitlands kräftige Armmuskeln. Wenn |383| er zuschlug, mit voller Kraft zuschlug, konnte er ernsthaften Schaden anrichten.
    »Howard Prince«, sagte Will. »Kennen Sie ihn schon lange?«
    »Was heißt hier kennen?«
    »Sie arbeiten für ihn.«
    Maitland zuckte die Achseln. »Das hat doch nichts zu sagen.«
    »Er hat Ihnen einen Gefallen getan, als er Sie eingestellt hat. Hat sich für etwas revanchiert, das Sie für ihn erledigt hatten.«
    Maitland verengte die Augen, als nähme er Will zum ersten Mal richtig wahr.
    »Für das Feuer, das Sie und Ihr Freund in Forest Fields gelegt haben.«
    »Ich hab nie irgendwo Feuer gelegt«, sagte Maitland.
    »Ich habe gehört«, sagte Will, »dass Sie und – wie hieß er noch? Knight? Mark Knight – nur aufgrund irgendeiner Formsache freigekommen sind.«
    »Also«, sagte Maitland und lehnte sich zurück, »was Sie gehört haben, is’ Schwachsinn.«
    Will lächelte. »Hängt davon ab, mit wem ich rede.«
    Maitland grinste spöttisch. Ein gutes Grinsen, dachte Will, genau die richtige Mischung aus Großspurigkeit und Geringschätzung. Bestimmt hatte er es vor dem Spiegel geübt, als er so alt war wie sein jüngster Bruder jetzt. Und es funktionierte. Es weckte in Will den Wunsch, ihm kräftig ins Gesicht zu schlagen und ihm zu sagen, er solle aufhören, ihn zu verarschen.
    Stattdessen sagte er ruhig: »Knight, der hatte es mit Feuer, habe ich recht? Sie sind wahrscheinlich nur aus Spaß mitgekommen. Um die Muskeln spielen zu lassen, falls nötig.«
    »Ich sag’s Ihnen noch mal. Ich war nicht da.«
    |384| »Und ich stelle mir vor, dass Prince das gefallen hat«, fuhr Will fort, als hätte Maitland nichts gesagt. »Er hielt Sie für nützlich und wollte Sie in der Nähe behalten, in Bereitschaft. Greifbar. Sollten sich irgendwelche anderen kleinen Aufgaben ergeben, für die etwas Muskelkraft erforderlich ist.« Will zwinkerte ihm zu. »Gegen Bargeld. Keine überflüssigen Fragen.«
    »Was soll der Scheiß«, sagte Maitland und für einen so großen Mann war er flink auf den Füßen.
    »Setzen Sie sich«, sagte Will. »Wir sind noch nicht fertig.«
    »Ich bin fertig.«
    »Zunächst einmal Cambridge«, sagte Will. »Erzählen Sie mir von Cambridge.«
    »Was ist mit Cambridge?«
    »Ein Mann namens Stephen Bryan.«
    »Nie gehört.«
    »Er hat dort gewohnt. In Cambridge. Hat dort auch gearbeitet. Dozent an der Universität. Mochte Filme. Jemand hat ihm so gründlich den Kopf eingeschlagen, dass nicht mal seine eigenen Eltern ihn erkannt haben.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Ihr Chef. Er könnte gesagt haben: Fahr da mal hin. Rede ein Wörtchen mit ihm. Bring ihn zur Vernunft.«
    »Ich weiß gar nicht, was   …«
    »Üb ein bisschen Druck aus, wenn nötig.«
    »Schwachsinn! Das ist doch alles Schwachsinn! Ich hab keinen Schimmer, was dieser Scheiß überhaupt soll. Dieser Kerl, der ermordet wurde, ich hab nie von ihm gehört. Hab ihn nie gesehen. Verstanden? Hab ihn nie zu Gesicht gekriegt.«
    Seine Pupillen waren dunkel vor Wut; die Muskeln auf seinen Oberarmen sahen unter der Haut wie fest aufgewickelte Taue aus.
    |385| »Und was ist mit Lesley Scarman?«, fragte Will, als würde er sich nach dem Wetter erkundigen.
    »Wer?«
    »Lesley Scarman. Sie wurde vor ein paar Tagen überfallen. Hier in Nottingham. Wurde zu Boden geschlagen.«
    »Oh, wie dramatisch.«
    »Es war ein junger Mann, sagt sie. Fit und stark.«
    »Ach so, ist ja klar. Das kann ja nur ich gewesen sein.«
    »Sie glaubt, sie würde ihn wiedererkennen, wenn sie ihn sähe.«
    »Ja? Dann bringen Sie sie doch her. Holen Sie sie. Mal sehen, was sie dann sagt.«
    »Wie sieht es mit einer Gegenüberstellung aus?«, sagte Will. »Wäre Ihnen das recht?«
    Großspurig warf Maitland den Kopf nach hinten. »Ja, warum nicht?«
     
    »Was denken Sie?«, fragte Parsons.
    Sie waren in seinem Büro im dritten Stock. Plakate gegen Hasskriminalität an den Wänden, ein Blick auf den Parkplatz, der Himmel milchig blau, hier und da mit dünnen Wolken verhangen.
    Will lehnte sich an einen Aktenschrank an der Seitenwand, Parsons saß auf einer Ecke seines Schreibtisches.
    »Ich weiß es nicht«, sagte

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