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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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»Ich kriege noch chronische Beschwerden vom Umblättern all dieser Seiten.«
    »Ich helfe Ihnen, alles wieder in die Kisten zu packen. Dann bringe ich Sie hinaus.«
    Sobald sie ans Tageslicht traten, griff Helen nach ihren Zigaretten. »Vielleicht haben Sie gedacht, ich sei besonders höflich oder wolle mich vergewissern, dass Sie das Gebäude nicht mit dem Eigentum der Polizei verlassen, aber in Wirklichkeit war es nur ein Vorwand, zu rauchen.«
    Sie hielt Lesley die Packung hin, aber diese schüttelte den Kopf.
    »Sie haben aufgehört?«
    »Nie angefangen.«
    »Nie?«
    |156| »Nie.«
    Mit dem Daumen entzündete Helen ihr Feuerzeug. »Wie haben Sie das denn geschafft?«
    »Ich hab es einfach nicht gemocht. Vielleicht war es der Geruch, ich weiß nicht. Meine Mutter hat jedenfalls ziemlich stark geraucht, als sie jünger war. Das ganze Haus roch danach, wissen Sie. Ich glaube, das hat mich davon abgehalten.«
    »Aber Ihre Freunde in der Schule haben sich doch bestimmt rausgeschlichen, um eine zu rauchen? Haben ihren Eltern Zigaretten geklaut oder sich auf dem Heimweg eine angezündet?«
    »Ja, klar.«
    »Na ja«, sagte Helen und zog Rauch in ihre Lungen, »immerhin haben Sie ein kleines Vermögen gespart, von allem anderen mal abgesehen.«
    »Süßigkeiten«, sagte Lesley mit einem verschämten Lächeln. »Besonders Schokolade. Dafür habe ich mein Taschengeld ausgegeben. Das habe ich im Eckladen geklaut, wenn sich die Gelegenheit bot. Maltesers. Rolos. Twix. Wollen Sie wissen, welches einer der traurigsten Tage meines Lebens war? Als ich ein Gerücht hörte, dass es keine Schokolade von Terry’s mehr geben würde.«
    Helen lachte.
    »Ich meine es ernst«, sagte Lesley.
    Helen musterte sie von oben bis unten. »Wie kommt es, dass Sie keine achtzig Kilo wiegen?«
    »Das habe ich.«
    »Sie machen Witze.«
    »Keineswegs.«
    »Was haben Sie unternommen?«
    »Ach, Akupunktur, Hypnose   …«
    »Wirklich?«
    |157| Lesley lächelte. »Nein. Einfach ganz altmodische Willenskraft.«
    »Sie haben es ganz aufgegeben?«
    »Eine Tafel Schokolade pro Woche. Ich bewahre sie im Kühlschrank auf. Zwei Stückchen am Abend.«
    »Das ist unheimlich.«
    »Was?«
    »Diese Art von Selbstbeherrschung.« Helen klopfte die graue Asche von ihrer Zigarette ab. »Haben Sie da oben gefunden, was Sie suchten?«
    »Eigentlich nicht. Ein paar einzelne Seiten, die sich im Rest verirrt hatten. Aber was das Buch betrifft, war da gar nichts.«
    »Vielleicht hatte er es auf seinem Computer.«
    »Das ist möglich. Aber warum hat er dann keinen Ausdruck gemacht? Das scheint er fast immer getan zu haben.«
    Helen legte den Kopf auf die Seite und stieß etwas Rauch aus. »Dann war die Fahrt vergeblich. Das tut mir leid.«
    »Glauben Sie, es könnte etwas damit zu tun haben, was passiert ist? Die Tatsache, dass da nichts ist?«
    »Ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen.«
    »Nun, Stephens Mörder hat doch nach etwas gesucht.«
    »Das können wir nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Das Haus wurde durchsucht, haben Sie gesagt. Zumindest Grayson hat das.«
    »Eher verwüstet als durchsucht.«
    »Aber es haben Sachen gefehlt, die mitgenommen wurden.«
    »Ja. Laptop, Brieftasche, wahrscheinlich auch Bargeld.«
    »Also warum nicht auch das Manuskript? Vielmehr das, was er bis zu diesem Zeitpunkt geschrieben hatte.«
    »Aber warum? Wer würde das tun? Warum sollte es so wichtig sein?«
    |158| »Ich weiß es nicht. Es scheint nur   … es scheint mehr als ein Zufall zu sein, das ist alles.«
    »Wissen Sie denn«, fragte Helen, »wie weit er schon gekommen war?«
    »Nein.«
    »Oder ob er überhaupt schon etwas geschrieben hatte?«
    »Nicht mit Sicherheit, nein. Aber ich glaube es. Er muss es getan haben.«
    »Könnte er nicht immer noch bei der Planung gewesen sein? Bei der Recherche, was auch immer?«
    »Aber wo ist das Material dann? Da ist nichts.«
    Helen seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Tut mir leid.«
    Lesley verschob den Riemen ihrer Schultertasche. »Ich muss jetzt gehen«, sagte sie. »Danke für Ihre Hilfe.«
    Helen zwang sich zu einem Lächeln. »Da ist noch etwas«, sagte sie. »Hat Stephen jemals erwähnt, dass McKusick in Wut geraten ist?«
    »Mark? Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher. Warum?«
    »Ach, nur zur Information.«
    Lesley machte einen Schritt weg. »Noch einmal vielen Dank.«
    »Keine Ursache.«
    Helen stand in der Tür, sah Lesley nach, zog noch einmal an ihrer Zigarette und dachte an das fehlende

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