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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zu Tag mehr wie sie an.«
    Helen schüttelte den Kopf. »Ich wurde nicht auf einer Ranch in Nebraska geboren. Ich habe auch keinen Exrockstar als Freund. Und ganz bestimmt trage ich nicht so enge T-Shirts . In diesem Fall würde ich vermutlich hier Hausverbot kriegen.«
    Will grinste bei dem Gedanken.
    |150| »Die Stimme auf dem Band«, sagte Helen. »Eventuell aus dem Süden von Yorkshire. Etwa mittleren Alters. Wenn er sich nicht verstellt hat, ist das nicht McKusick.« Sie warf ihre Zigarette auf den Boden und drückte sie unter ihrem Schuh aus.

12
    Für Lesley war es wieder ein arbeitsreicher Tag gewesen. Mehrere Serien von Interviews zu den Hintergründen, die sie draußen in Bestwood gemacht hatte, mussten heruntergeladen und redigiert werden, damit sie verfügbar waren. Und gerade, als sie es am wenigsten gebrauchen konnte, rief James Crawford noch einmal an. Nach seiner Rückkehr aus Bingham, wo er Lebensmittel eingekauft hatte, musste er feststellen, dass in sein Haus eingebrochen worden war: Alle Fotos des mutmaßlichen CI A-Flugzeugs waren verschwunden, sowohl die Abzüge als auch die Negative; aber nicht nur das, auch seine Notizbücher waren weg, zusammen mit den Ordnern, die er angelegt hatte. Am schlimmsten aber war, dass sein Computer fehlte, desgleichen verschiedene Sicherungsdisketten und CDs.
    »Waren Sie schon bei der Polizei?«, fragte Lesley.
    Crawford lachte. »Was das wohl bringen soll?«
    Am Ende des Gesprächs stellte Lesley fest, dass sie sich fragte – vielleicht zu Unrecht   –, ob einiges von dem, was Crawford ihr erzählt hatte, nur in seiner Fantasie existierte. Was hatte Pike gesagt? Jeder Spinner und Spanner? War Crawford auch so einer? Lesley hatte es nicht geglaubt, aber jetzt   …
    Sie musste noch zwei Meldungen fertigstellen. Ganz zu schweigen von den beschriebenen Post-it-Zetteln, die den |151| Bildschirm ihres Computers umgaben wie die Blütenblätter einer verrückten Sonnenblume und ihre Aufmerksamkeit erforderten.
    Weder Will Grayson noch Helen Walker hatten auf ihren Anruf reagiert, und sie beschloss, es noch einmal zu versuchen. Dieses Mal wurde sie zu ihrer Überraschung anstandslos zu Helen Walker durchgestellt.
    »Hallo«, sagte sie. »Mein Name ist Lesley Scarman. Ich bin   …«
    »Sie sind Stephen Bryans Schwester.«
    »Genau.«
    »Und Reporterin.«
    »Ja, aber deshalb rufe ich nicht an.«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine kurze Pause. »Wie kann ich Ihnen helfen, Ms Scarman?«
    »Es geht um die Papiere meines Bruders. Die Dinge, an denen er gearbeitet hat. Wie ich höre, befinden sich diese Unterlagen bei Ihnen?«
    »Wir mussten feststellen, ob irgendetwas davon für unsere Ermittlung von Belang ist.«
    »Und war es so?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Das heißt, Sie werden sie freigeben.«
    »Nach einer gewissen Zeit, ja.«
    »Aber wenn Sie sie nicht mehr brauchen   …«
    »Wie Ihnen sicher klar ist, dauert die Ermittlung noch an.«
    »Hören Sie«, sagte Lesley, »ich hätte gerne die Möglichkeit, Einsicht zu nehmen. Von allem anderen abgesehen, gibt es ein Buch, an dem mein Bruder gearbeitet hat. Ich würde gerne feststellen, wie weit er gekommen ist. Man weiß ja nie, vielleicht könnte es sogar veröffentlicht werden.«
    Helen zögerte.
    |152| »Ich könnte nach Cambridge kommen«, sagte Lesley. »Sie könnten mich mit den Sachen in irgendein Kabuff einschließen.«
    Noch eine Pause. »Ich erkundige mich und rufe zurück.«
    Das war noch nicht geschehen, als Lesley Feierabend hatte. Sie stand an der Ampel in der London Road und wartete auf Grün, als ihr Handy klingelte. Bei dem Lärm von vier Fahrspuren war es schwer, Helen Walker zu verstehen.
    »Entschuldigung, könnten Sie   …«
    »Ich sagte, solange Sie bereit sind, herzukommen und die Sachen Ihres Bruders unter bestimmten Bedingungen durchzusehen, gibt es kein Problem.«
    »Morgen?«
    »Morgen wäre in Ordnung.«
    Beim Zuklappen ihres Telefons lächelte Lesley. Sie würde Alan Pike überreden, sie aus dem Programm zu nehmen, vielleicht unter dem Vorwand, sie wolle Crawfords Behauptung nachgehen, dass bei ihm eingebrochen worden war. Das würde ihr die Zeit geben, die sie brauchte.
     
    Helen wartete direkt an der Treppe im zweiten Stock. Sie trug schwarze Hosen und eine weite Baumwolljacke und sah irgendwie jünger aus, als Lesley sie in Erinnerung hatte.
    Helen streckte ihr die Hand entgegen und entließ mit einem Nicken den Constable in Uniform, der Lesley heraufbegleitet hatte.

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