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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verstehen Sie? Aber nicht lange. Es hat ihm nicht die Laune verdorben oder so.«
    »Und hat er etwas darüber gesagt? Wer das war? Worum es ging?«
    »Nein, nichts.«
    »Und Sie haben nicht gefragt?«
    »Nein.«
    |147| Will lehnte sich zurück; er und Helen tauschten einen schnellen Blick aus.
    »Glauben Sie, Sie würden die Stimme wiedererkennen, wenn Sie sie noch einmal hören?«, fragte Will.
    »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht.« Er lächelte nervös. »Ich bin keine große Hilfe, oder?«
    »Sie machen es sehr gut«, sagte Helen.
    Wieder fuhr sich Johnson mit Zeigefinger und Daumen über die Lippen und verbarg seinen Mund. »Ich habe viel darüber nachgedacht. Seit ihm das zugestoßen ist, wissen Sie. Es hat mich wirklich umgeworfen. Er war nett. Irgendwie so natürlich. Und lustig. Er war lustig.«
    Seine Stimme zitterte beim Sprechen.
    »Ich frage mich wirklich, warum Sie sich nicht früher gemeldet haben«, sagte Helen.
    Johnsons Gesicht war bekümmert. »Ich hätte es tun sollen, ich weiß. Ich habe ein schlechtes Gewissen deswegen. Es ist nur   … es war nur   … ich wollte da nicht hineingezogen werden, wenn es nicht sein musste. Wollte kein Zeuge sein, meine ich.« Er presste seine Hände zwischen die Knie. »Meine Eltern wissen es nicht. Dass ich schwul bin. Na ja, sie ahnen es. Da bin ich mir sicher. Es ist nur so, dass wir nie darüber geredet haben, verstehen Sie? Und wenn es herauskäme, bekannt würde, auf diese Weise   … würden sie es nicht verstehen. Das könnten sie nicht. Ich und Stephen   …« Er verstummte.
    »Wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt«, sagte Will, »wie trivial es auch scheint, lassen Sie uns das wissen?«
    »Natürlich.«
    »Und wenn wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen wollen, haben wir Ihre Personalien?«
    »Ja.«
    Helen brachte ihn zum Ausgang und blieb draußen stehen, |148| um sich eine Zigarette anzuzünden. Will kam gleich darauf zu ihr. Der Himmel war grau gefleckt, nirgendwo zeigte sich das kleinste bisschen Blau. Kein einziger Sonnenstrahl. Wieder ein trüber Wintertag mit niedrigen Temperaturen.
    »Das Band aus dem Anrufbeantworter   …«, begann Will.
    »Gelöscht.«
    »Bist du sicher?«
    Helen nickte. »Ja. Wir können es natürlich überprüfen lassen. Aber es gibt so eine Löschtaste, auf die man drücken kann, wenn man zu Ende gehört hat.«
    »Und das wird Bryan getan haben.«
    »Wenn es nicht jemand anders für ihn gemacht hat.«
    »Der Täter.«
    »Möglich.« Helen zog an ihrer Zigarette. »Besonders wenn er wusste, dass seine Stimme noch auf dem Band war.«
    Will sah sie an. »Das ist vielleicht etwas weit hergeholt.«
    »Wir haben aber nicht viel mehr.«
    »Wenn es der Mörder war, warum hat er das Band nicht einfach mitgenommen? Und zerstört?«
    Sie zuckte die Achseln. »Um keine Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Wenn Johnson uns nicht von dem Anruf erzählt hätte, wären wir gar nicht darauf gekommen.«
    Sie stieß eine Rauchwolke aus und Will wedelte sie von seinem Gesicht weg.
    »Wer immer es war«, sagte er, »er war vorsichtig. So viel wissen wir. Nirgendwo Fingerabdrücke. Ein paar Haare, die von ihm stammen könnten oder auch nicht, das ist alles. Fast keine sichtbaren Spuren. Und das steht im Gegensatz zu dem Angriff an sich. Eine so heftige Gewalt legt doch echte Wut nahe, oder? Raserei.«
    |149| »Nachdem die sich ausgetobt hatte«, sagte Helen, »war er vielleicht ganz ruhig.«
    »Ein bisschen wie ein Liebesakt.«
    Helen lächelte. »Die arme Lorraine.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Ich kann mich schwach erinnern.«
    »Das freut mich.«
    »Unser Mann kommt sozusagen zum Höhepunkt, und nachdem es vorbei ist, hat er einen Anfall von Klarheit, macht die Runde und wischt alles ab, was er angefasst hat.«
    »So könnte es gewesen sein.«
    »Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit«, sagte Helen.
    »Und die ist?«
    »Ich weiß nicht, warum, aber mir ist diese schreckliche Geschichte eingefallen, die McKusick erzählt hat. Wie Bryan vergewaltigt wurde. Von zwei Männern, du weißt ja. Ich habe mich gefragt, ob hier etwas Ähnliches passiert sein könnte. Auf andere Weise, aber eben mit zwei Personen. Einer hat ihn getötet und der andere hat den Tatort neutralisiert.«
    Will zog eine Augenbraue hoch. »Den Tatort neutralisiert? Du musst aufhören, so oft ›CSI‹ anzuschauen. Langsam klingst du wie diese Frau mit dem komischen Namen. Wie heißt sie noch? Marg Irgendwas.«
    »Helgenberger.«
    »Genau. Du hörst dich von Tag

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