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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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– kleckerweise.
    Das Labor hatte bestätigt, dass die Spuren von Sperma auf einem von Stephen Bryans Handtüchern wie angenommen von Russell Johnson stammten, und da Johnson nicht ernsthaft zum Kreis der Verdächtigen zählte, erwies sich das als weitere Sackgasse.
    Die Nachforschungen zu McKusick hatten sich bislang als ebenso fruchtlos erwiesen, da die Äußerungen von Freunden und Kollegen darauf schließen ließen, dass der Ausbruch, den Jack Rouse beobachtet hatte, eine seltene Ausnahme gewesen war, keineswegs die Regel. Das Bild, das sie zeichneten, war das eines Menschen, der starke Überzeugungen hatte, die er im Fall des Falles auch mit Entschiedenheit vertrat, ohne dabei aber je in Wut zu geraten; es hatte Gelegenheiten gegeben, so hieß es übereinstimmend, bei denen McKusick sich anscheinend von der Unterhaltung ausgeschlossen fühlte, besonders wenn mehr als nur ein paar Akademiker beteiligt waren, und dann hatte er dazu geneigt, eine mürrische, fast unwirsche Haltung einzunehmen, aber kein auffälligeres Verhalten als das an den Tag gelegt.
    »Vielleicht sind wir total auf dem Holzweg«, sagte Helen. »Und das alles führt nirgendwohin. Hast du auch schon mal daran gedacht?«
    Sie standen auf dem Marktplatz in der Nähe der Guildhall, wo Will sich über ein Brötchen mit Tomate und Speck hermachte und Helen einen Kaffee im Pappbecher durch |202| ein Loch im Deckel trank. Fünfzehn Minuten, die sie dem Tag abgerungen hatten.
    »Ach, eigentlich die ganze Zeit«, antwortete Will.
    Seit der Ermittlung gegen den Yorkshire Ripper damals in den Siebzigern war sich jeder Polizeibeamte des Problems bewusst: dass er ein Opfer des Tunnelblicks werden und sich durch einen bestimmten Ermittlungsansatz von der Wahrheit ablenken lassen könnte – im Fall des Rippers die durch Briefe und Tonbandbotschaften eines Trittbrettfahrers genährte Überzeugung, dass der Mörder aus Sunderland im Nordosten stammte, nicht aus Yorkshire. Beide, Will und Helen, wussten, dass das Gleiche wieder passieren konnte: Wenn es die falsche Spur war, die sie verfolgten, würde der wahre Täter in Freiheit bleiben und könnte – wie der Ripper – weitere Morde begehen.
    Will knüllte das Einwickelpapier seines Brötchens zusammen und warf es in die nächste Mülltonne.
    Sie kehrten gerade rechtzeitig zur Parkside zurück, um zu sehen, wie Christine Costellos BMW heranglitt.
    »Na klasse!«, sagte Will.
    »Sie will ja vielleicht gar nicht zu uns.«
    »Träum weiter.«
    Nur ein paar Augenblicke später steuerte die Anwältin auf sie zu: Lederjacke, Lederhosen, stachlige Haare.
    »Ms Costello«, sagte Will und zwang sich zu einem Lächeln. »Was verschafft uns das Vergnügen?«
    »Ich bin gekommen, um Sie zu warnen.« »Wovor denn?«
    »Davor, meinen Mandanten zu belästigen.«
    »Um welchen Mandanten handelt es sich?«
    Costello spitzte die Lippen. »Machen Sie nicht den Blödmann, Grayson.«
    |203| »Sie meinen McKusick?«
    »Sie wissen verdammt gut   …«
    »Wir sind uns keiner Belästigung bewusst, habe ich recht, Will?«, sagte Helen liebenswürdig.
    »Und wie nennen Sie das Polizeiauto, das vor seinem Haus parkt, sodass alle Nachbarn es sehen können? Die Streife, die alle paar Stunden vorbeifährt?«
    »Hat nicht notwendigerweise etwas mit uns zu tun«, sagte Will. »Könnte einfach der Sicherheit in der Nachbarschaft dienen.«
    »Verscheißern Sie mich nicht.«
    »Verscheißern?«, sagte Will unschuldig.
    »Wie nennen Sie das, wenn an Türen geklopft wird und Nachbarn auf der Straße angehalten werden? Wenn Freunde und frühere Kollegen zu dem Zweck angesprochen werden, dass sie schmutzige Geschichten ans Licht bringen?«
    »An zweckdienliche Informationen gelangen«, sagte Helen. »Man nennt das auch Polizeiarbeit.«
    »Wenn Sie Leute aktiv dazu ermuntern, unbegründete Behauptungen zu untermauern, nennt man das anders.«
    »Sollte es irgendwelche Beweise geben«, sagte Will, »dass Beamte die Grenze überschritten haben, bin ich davon überzeugt, dass Sie auf dem üblichen Weg Beschwerde einlegen.«
    »Wenn mein Mandant in eine kompromittierende Lage gebracht wird, indem der Filialleiter und seine Arbeitskollegen öffentlich befragt werden, und das nicht nur einmal, sondern mehrmals, ist die Grenze doch sicher überschritten?« Costello stieß den Zeigefinger in Wills Richtung. »Und ich beschwere mich jetzt. Bei Ihnen. Verstanden?«
    »Es handelt sich um eine Mordermittlung«, sagte Will mit steinerner Miene.
    |204| »Und

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