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Splitternest

Titel: Splitternest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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brutal mit der Faust gegen die Wand, gleich neben ihren Kopf. »Bin ich dafür tagelang durch den Schnee gekrochen? Habe ich dafür zwei Zehen an meinem linken Fuß verloren, sie mir von Suuls Hauch abfrieren lassen, um aus deinem Mund zu hören, dass meine Jundala verschwunden ist? Tot, in Vara verschollen? Hat dein feiger Vater so schlecht auf sie Acht gegeben?« Sein Mund verzerrte sich. »Nun gut. Ich wusste es ja, man hatte mich gewarnt, schon in Imris. Aber Gubyr sagte, dass ich kämpfen muss, dass ich nach Gehani zurückkehren und Jundala finden soll! Dieser candacarische Schwätzer! Habe mich wieder von einem Traum leiten lassen, von einem Trugbild; habe die Pfortenritter durch Troublinien geführt, um doch wieder mit leeren Händen dazustehen, um nichts zu finden als ein Nest verdorbener Priester!« Er biss sich auf die Lippe, bis diese blutete. »Diese Ratten werden büßen, für alles, was sie uns Rittern der Neun Pforten angetan haben! Sprich, Sinsala. Steckst du mit ihnen unter einer Decke? Zwitscherst du ihre Worte nach?«
    Talomar drückte seine Faust noch immer neben Sinsalas Kopf an die Wand. Eine Locke aus ihrem Haar hatte sich unter dem Handschuh verfangen. Sie wagte nicht, sich zu rühren. »Ich hasse die Priester! Levaste ist der schlimmste von ihnen. Der Prior hat den Verstand verloren.«
    »Ja, den Verstand … so war es auch auf Aroc! Die Priester und Zauberer haben uns ins Unglück gestürzt, weil sie verrückt geworden sind! Das macht die Sphäre aus ihnen … die Quellen, die schrecklichen Quellen. Ich habe es selbst gesehen auf Suuls Nacken.« Sein Kopf näherte sich ihrem Gesicht. Sie konnte seinen sauren Atem riechen. »Ich verrate dir ein Geheimnis, Kleine. Ich werde die Bathaquar für alles bezahlen lassen. Für Gubyrs Tod. Für den Untergang der Neun Pforten. Für Jundalas Verschwinden. Gleich morgen gehe ich zum Prior; er wird mich empfangen, aus Neugier. Und daran wird er ersticken!« Seine Hand sank herab und wanderte über Sinsalas Körper. »Das willst du doch auch, nicht wahr? Ich befreie Gehani von dieser Seuche, damit deine Heimatstadt friedlich in Mondschlunds Reich aufgehen kann. Die Gnade, die Imris erfahren hat, soll auch Gehani zuteil werden. So hat es Gubyr mir aufgetragen, als er auf Suuls Nacken starb. Und Jundala … sie würde es gewiss wollen, dass ich ihre Kinder beschütze. Ihre Kätzchen – so hat sie euch immer genannt.«
    Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Sie wollte sich losreißen, es gelang ihr nicht. Seine Hände strichen über ihre Brüste, und er hörte nicht auf, mit fiebrigen Worten auf sie einzureden. »Du bist ihr ähnlich, Sinsala, weißt du das? Sehr ähnlich. Dein Haar duftet wie ihres, und deine Augen gleichen dem Meer, so wie ihre. Es ist wie damals, als wir jung waren und uns liebten … bis dein Vater sie mir wegnahm! Da war sie kaum älter als du … und gehörte mir! Sie gehörte mir, verstehst du?«
    Sie wollte aufschreien, aber es kam kein Laut über ihre Lippen. Es gelang ihr schließlich, eine Hand freizubekommen; mit ihr zerrte sie an Talomars Mantel, versuchte ihn zur Seite zu schieben. Aber der Ritter lachte nur.
    »Nicht so schnell, kleiner Wildfang.« Er schlug ihre Hand zur Seite. »Kannst du es nicht erwarten, die Priester tot zu sehen? Ich schenke dir Levastes Kopf, aufgespießt auf einem Schwert. Würde dir das gefallen? Wir kennen beide die Gefährlichkeit der Bathaquar. Wer weiß, was Levaste mit dir vorhat – mit dir und deinen Schwestern? Aber keine Angst … ich besitze den Mut und den Willen, ihn zu töten. Das möchtest du doch, oder?«
    Tränen schossen Sinsala in die Augen. »Das will ich … ja, das will ich.«
    »Wusste ich es doch«, flüsterte Talomar Indris. »Dann sei lieb zu mir. Ich werde dich retten, süßer Krebs. Für deine Mutter will ich es tun … dich retten.« Er packte ihre Hände, so fest, dass das Blut sich in den Gelenken staute. Sein Atem war überall, in ihrem Nacken, auf ihrem Gesicht.
    »Sinsala?«
    Eine helle Stimme drang von der Tür. Talomar fuhr herum. Er ließ Sinsalas Hände los, als er das kleine Mädchen erblickte, das im Türrahmen aufgetaucht war.
    »Sinsala?« Marisa rannte in die Kammer. Sie blieb vor dem fremden Ritter stehen. Misstrauisch sah sie ihn an. »Wer ist das? Was will der Mann von dir?«
    Der Ritter wich zur Seite. Sein Blick kehrte zu Sinsala zurück. »Nun gut … alles geht sein Gang«, murmelte er. »Wir sind uns einig, nicht wahr, Sinsala? Morgen schon, morgen

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