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Splitternest

Titel: Splitternest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Verdichteten sich. Fraßen sich durch die leuchtenden Ströme der Sphäre.
    Ein Trugbild? Nein … ich sehe sie … ich spüre … eine Macht … größer noch als Sternengängers Bann … was ist das?
    Nun bemerkte auch Sternengänger die Schwärze. Die Maske in seinem Gesicht knirschte, die goldenen Sporne schrumpften, flohen vor den Flecken, die in die Sphäre drangen. Wie düstere Wolken breiteten sie sich aus, löschten das Licht der Quellen, sackten tiefer, tiefer …
    »Nhordukael! Spürst du das?« Sternengänger stöhnte. »Der Fluch der Bathaquar … aber wie … kann das sein … wie fanden sie zu mir? Wie … konnten sie den Südkontinent entdecken … ihn betreten … ihn …«
    Die Sporne der Maske klirrten so laut, dass sie Sternengängers Worte übertönten. Schwarze Linien wanderten an ihnen entlang, flossen wie zähes Öl dem Gesicht des Knaben entgegen. Es war, als roste die Maske in Windeseile.
    Aber Gold kann nicht rosten … kann nicht vergehen … nicht in der Sphäre …
    Sternengänger schrie. Seine Hände verkrallten sich in der Maske. Er wollte sie sich herunterreißen. Doch die Schwärze war längst bei ihm. Tropfte in die Öffnungen der Maske, in die Nasenschlitze, die Augenhöhlen. Röchelnd wankte das Kind. Die schwarzgewordenen Sporne klappten zusammen, schnitten in seine Hände. Blut quoll hervor und rann über die schmalen Finger.
    Der Fluch der Bathaquar … nun fällt er auf dich zurück, Durta Slargin … die dunkelsten Kräfte der Sphäre … von Rumos entfesselt … aber erschaffen von dir … allein von dir …
    Nhordukael schwanden die Sinne. Das letzte Bild, das er sah, war jenes des fallenden Kindes. Sternengänger war gestürzt, sein Gesicht von Schwärze umfangen, die Finger blutig, umschwärmt von Silberklauen, die ihn festhalten und aufrichten wollten und doch selbst längst von dem Fluch befallen waren.
    Sie verdorrten wie Blüten an einem heißen Sommertag.
     
    Sturzregen. Aufblitzende Klingen. Die Schreie der Kämpfenden. Körper, die sich am Boden wanden, halb versunken im Matsch, halb in ihm treibend. Zuckende Hände, die nach Halt suchten. Blutige Lachen auf durchweichten Wällen. Stiefel, die einsanken, sich gegen den Grund stemmten, abrutschten, glucksend mit Wasser füllten. Formationen aus Kämpfern, die im Rausch zusammenfanden, Feind und Feind, die sich aufeinander stürzten wie Liebende, Klingen in ihre Leiber stießen, wieder und wieder, während ringsum der Acker im Regen ersoff.
    Tarnac von Gyr hatte den letzten Wall vor den Schiffen erklommen. Die Galeere hob sich als grauer Schemen im Regen ab. Vor ihr kämpfte ein einzelner Mann gegen zwei anstürmende Gyraner. Seine Schwertstreiche wirkten müde. Er blutete aus mehreren Wunden.
    »Eshandrom!« Tarnac der Grausame rief laut den Namen seines Gegners. Er gab den Igrydes, die während des Kampfs nicht von seiner Seite gewichen waren, ein Zeichen. »Ich habe dich schon gesucht.«
    Die Igrydes stürmten auf den kathygischen Herrscher zu. Gemeinsam mit den anderen Angreifern drängten sie Eshandrom zu den Schiffen zurück. Der König stieß mit dem Rücken an den Bug der Galeere.
    »Ganz allein, großer König? Ohne Schildknechte, ohne rettende Schwerter an deiner Seite?« Tarnac kam näher. Ein wölfisches Lächeln lag auf seinen Lippen. »Wie töricht von dir, dich mir zu widersetzen. Mit ein paar tausend Ausgehungerten stellst du dich einer Übermacht. Du konntest nicht siegen, wusstest du das nicht?«
    Eshandrom ließ sein Schwert sinken. »Doch, Tarnac«, sagte er leise. »Ich wusste es. Es war nicht ich, der diese Schlacht wählte.« Er rang nach Luft. »Das Kind Laghanos verlangte nach Blut. Ich gab es ihm, so wie du. Er will, dass sich diese Schlacht in die Erinnerung der Menschen einbrennt.«
    »Und das wird sie auch«, erwiderte Tarnac. »Tausende bleiben auf dem Schlachtfeld zurück. Die Überlebenden werden diesen Tag nicht vergessen. Ein neues Zeitalter beginnt.«
    Eshandrom schloss die Augen.
    »Tu es«, stieß er hervor. »Nur einer kann herrschen.«
    Er wartete.
    Doch die Schwerter der Igrydes fuhren nicht auf ihn herab. Er hörte ein Röcheln. Als er die Augen öffnete, sah er die Gyraner vor sich wanken. Der Regen peitschte in ihre Gesichter; er hinterließ schwarze Schlieren auf den Wangen. Ja, ringsum kam Schwärze nieder, in dunklen, zähen Tropfen. Sie fielen langsamer als der Regen, klatschten zu Boden, färbten das Wasser und den Schlamm. Die Schwärze schwappte über die Stiefel der

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