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Splitternest

Titel: Splitternest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Nhordukael hatte ihm geglaubt und sich von ihm in die Schlacht schicken lassen, gegen die Goldéi und Sternengängers Geschöpf. Er spürte seine Nähe! Sah die von silbernen Drähten umgarnte Gestalt, die goldene Maske, deren Sporne nach ihm tasteten … und über ihm erklang Mondschlunds Gesang, verführerisch, süßlich und falsch.
    »All die Lügen«, flüsterte Nhordukael. Er fühlte sich schwach, kein Feuer brannte in seinen Adern. Doch in ihm pochte ein unbändiger Willen. Seine Augen erhaschten den Abglanz der goldenen Rüstung. Jemand hob seinen rechten Arm und zwängte ihn in die Öffnung … in den Harnisch!
    Auf die Knie, Nhordukael … Demut sollst du üben, Staub sollst du fressen und Tathril danken, deinem Herrn!
    »NEIN!« Er stieß das Wort mit aller Kraft hervor. »Wir sind keine Sklaven! Wir haben einen freien Willen. Und sie, die sich über die Menschen erheben, die die Sphäre geschändet haben … sie haben keine Macht ÜBER UNSEREN WILLEN!«
    Er riss die Augen weit auf. Vor ihm schimmerte Glams Gesicht mit den goldenen Augäpfeln. Daneben tummelten sich weitere Geister; sie hatten von Nhordukael abgelassen. Denn hinter ihm ruhte der goldene Harnisch, Mondschlunds Geschenk … sein rechter Arm steckte bereits in der Rüstung. Er spürte das Metall vibrieren.
    »Wir sind kleine Sklaven!«
    Er rief das Auge der Glut. Die Äußere Schicht war nah, ganz nah. Er musste nur nach ihr greifen, sie in sein Herz lassen. Sein kaltes Herz, gelähmt vom Schwarzen Schlüssel …
    Glams Fratze verzerrte sich. Nhordukael sah die Spiegelung seines eigenen Gesichts in den Augen des Geistes.
    »TU DAS NICHT, NHORDUKAEL … LASS DIE MENSCHHEIT NICHT IM STICH! LASS NICHT ZU, DASS STERNENGÄNGER SIEGT!«
    Entschlossen zog Nhordukael seinen Arm aus dem Panzer. Der goldene Rand schabte die schwarzverschorfte Haut bis zur Handwurzel auf. Dann kehrte die Glut des Brennenden Berges zurück. Das Feuer brach hervor. Peitschende Flammen, ein Schwall aus flüssiger Lava, die seinem Herzen entsprang, die als glühende Welle über die Geister hinwegschwappte, ihre Körper dahinraffte, ihre Augen zerschmelzen ließ.
    Rauch hüllte die Stadt aller Städte ein. Er war so dicht und faulig, dass er selbst in Vara zu sehen war, der verlorenen Stadt an der Oberfläche. Er stieg aus dem Verlies empor und waberte in den Straßen; pechschwarzer Rauch. Und mancher Bewohner, der ihn einatmete, sank auf die Knie und hustete auf sein Leben. Nhordukael hatte sich losgerissen.
     
    »Riecht Ihr das, Aldra? Es riecht nach Rauch!«
    Cornbrunn stand an einer Kreuzung zweier Gänge und schnupperte in der Luft. Die Kieselfresser verharrten vor seinen Füßen. Auch sie hoben die Schnauzen. Ihre Barthaare zuckten.
    Der Schattenspieler hielt inne. Er hatte seine Laterne entzündet; sie warf ein gelbliches Licht gegen die Wände des Verlieses. Schatten umspielten die Lichtflecken … Aldras dunkle Begleiter.
    »Ja, meine Freunde. Rauch und Feuer. Und Schreie hinter den Wänden; sie übertönen selbst das Wispern.«
    »Also war es doch keine Einbildung«, murmelte Cornbrunn. »Was hatten diese Worte zu bedeuten? Wer sprach sie? Und woher dringt dieser Rauch?«
    »Aus der Stadt aller Städte, die hinter den Wänden liegt.
    Der Kampf um das Verlies hat begonnen.« Der Schattenspieler wirkte erschüttert. »Ich habe mich lange aus dem Ringen zwischen Mondschlund und Sternengänger herausgehalten. Ich wollte abwarten, wer von ihnen siegt, um so meine Heimat zu schützen, den alten Park Schattenbruch. Aber nun geht alles zugrunde.« Er hob die Laterne, um Cornbrunn besser sehen zu können. »Die Worte des Knaben, die du in der Höhle vernommen hast – sie künden von einem furchtbaren Ende. Während Mondschlund und Sternengänger um die Sphäre kämpfen, will die Bathaquar den letzten vernichtenden Schlag führen. Der Hauch von Nekon … hat der Schwan nicht diese Worte gebraucht?« Aldras Gesicht war totenbleich. »Weiter! Wir müssen zum Ausgang, der zu Sternengängers neuer Insel führt. Dorthin fliegt der Schwan, dort will er den Zauber sprechen!«
    »Und dort wartet er auf Euch.« Cornbrunns Worte klangen düster. »Habt Ihr mir denn nicht zugehört, Schattenspieler? Der Schwan sucht nach Euch! Er will die Kette, die an Eurem Hals baumelt.«
    Der Schattenspieler tastete nach der silbernen Fürstenkette. »Ja, meine Freunde … mit ihr hat die Bathaquar schon einmal den Fluch heraufbeschworen. Meine Familie lieh sie den Zauberern in der Schlacht von

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