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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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wird nicht an die Macht gelangen“, sagte er leise. Denn in diesem Fall konnte er sich darauf verlassen, dass er mit einem Mal ohne eine Familie dastand. Wahlweise im langweiligen Bangor der Menschen. Ohne Magie …
    Calael setzte sich in Bewegung und watete durch das dunkle Brackwasser. Wenn es Mijo gelungen war, hier transportbereite Adras zu finden, dann konnte auch er einen willigen Vogel finden, mit dem er Jason und dem Dämonen folgen konnte. Er zog eine kleine silberne Pfeife hervor und begann in regelmäßigen Abständen hineinzublasen. Der Ton war lediglich für die Adras zu hören. Dass sich noch kein ausgewachsener Vogel zeigte, konnte bloß daran liegen, dass gerade keiner in der Nähe war. Das würde den Vorsprung seiner beiden Gegenspieler nur vergrößern. Plötzlich stockte Calael mitten im Schritt. In seinem Ärger hatte er seine Krieger vollkommen vergessen. Sollte er sie rufen? Nein, sie sollten nicht Zeuge einer neuerlichen Niederlage werden. Wieder trillerte er mit Hilfe seiner Pfeife nach einem Adra und endlich wurde er mit dem Rauschen gewaltiger Flügel belohnt. Wasserspritzend landete einer der riesigen Vögel neben ihm und klappte bereitwillig den Schnabel auf. Ohne Zeit zu verlieren, kletterte Calael in das schwammige Innere.
    Über den Sumpf, gab er dem Adra gedanklich zu verstehen. Langsam schloss sich der Schnabel bis auf einen schmalen Spalt. Schließlich breitete der Vogel seine Schwingen aus und katapultierte sich in den Himmel.
     
     

„Verloren? Was zum Teufel soll das heißen, wie konntet ihr ihn verlieren?“
    Nirtas Vater brüllte, während er sich mit beiden Händen an seinem schweren Eichenholzschreibtisch festhielt. Er war ein eher kleiner und unauffällig wirkender Mann mit spiegelnder Glatze, rundlichem Gesicht und jenen strahlend blauen Augen, die er an seine Kinder vererbt hatte. Eine Brille mit runden Gläsern ließ ihn noch freundlicher erscheinen und mit seiner für gewöhnlich leisen Stimme nahm er die Menschen für sich ein. Trotzdem war jeder Zoll von ihm der geborene Herrscher. Gerade wenn er die Kontrolle über sich verlor und seine Wut offen zeigte, musste es wirklich schlimm sein …
    Interessiert ließ Nirta ihre unsichtbare Traumgestalt näher heranschweben. Ob er wohl vollends ausrasten und den bedauernswerten Boten angreifen würde?
    „E-e-es war – ein Unglück – ganz unerklärlich“, stammelte der junge Mann. Zumindest versuchte er, sich einigermaßen aufrecht zu halten, wie man es von einem seit seiner Geburt ausgebildeten Krieger erwarten konnte. Nirta mochte diese Typen nicht, die ausschließlich als Befehlsempfänger taugten, aber anscheinend musste es sie auch geben. Leider waren sie in Preside Hill in der Mehrheit.
    „Calael … Ihr Sohn … Er hatte uns befohlen zurückzuweichen, bis er nach uns ruft, Herr. Wir hatten seinen Seelenzwilling aufgespürt, allein und völlig verängstigt im Sumpf. Keine Spur von dem Dämon. Der Junge hatte mit Selbstmord gedroht, wenn wir bleiben würden, wir mussten einfach gehorchen.“ Zwei Meter Muskelmann schrumpften mit jedem Wort immer mehr in sich zusammen. Ein jämmerlicher Anblick.
    „Habt ihr nicht irgendwann mal nachgeschaut?“, fragte ihr Vater, der sich nun langsam hinsetzte und die Fingerspitzen gegeneinander legte. Seine Hände zitterten leicht, was verriet, dass da weiterhin ein Sturm in ihm tobte.
    „Do-doch, sicher. Wir haben gewartet, bis es uns verdächtig erschien, dann habe ich den Befehl gegeben, nach dem Rechten zu sehen. Beide waren verschwunden, vollkommen spurlos. Und …“
    Nirta bemerkte, wie ihr Vater vor lauter Wut in Luftnot geriet. Die Adern an seinen Schläfen pochten heftig, seine Gesichtsfarbe nahm einen ungesunden violetten Ton an. Außerdem begannen die ersten Gegenstände in seiner Umgebung zu schweben, ein sicheres Zeichen, dass ein gewaltiger magischer Ausbruch unmittelbar bevorstand. Um ihn vor einem Schlaganfall zu bewahren und den armen Jüngling da zu erlösen, verlagerte Nirta ihre Projektion vor die Tür, wurde sichtbar und erzeugte die Illusion eines Klopfens. Sie liebte dieses Paradox – ihr gestaltloser Körper konnte nicht gegen Holz schlagen, trotzdem wurde die Vorstellung des Geräuschs auf magische Weise zur Realität. Magie machte einfach Spaß! Ein Jammer, dass die meisten anderen das Ganze viel zu ernst nahmen und es wichtiger fanden, wie viel Potential – vor allem zerstörerisches – jemand besaß.
    „Was willst du?“, knurrte ihr Vater

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