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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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überaus zuvorkommend von dir.“ Andina schenkte ihm eines ihrer seltenen Lächeln und ordnete ihre Kleidung, die während des Fluges ein bisschen gelitten hatte.
    „Hat dich Sharnak ebenfalls eingeladen?“, fragte sie ihn zu seiner Verwunderung. Kurz erwog Calael einfach Ja zu sagen, stattdessen schüttelte er den Kopf.
    „Ich bin zu diesem Ort geflogen, weil mein Adra diesen Kurs gewählt hat. Ich war auf der Suche nach Jason“, gestand er. „Einen Sharnak kenne ich nicht.“
    „Oh!“ Andina legte den Kopf zur Seite und musterte den Palast. „Ich könnte wetten, dass dein Jason dort drinnen ist.“ Sie umfasste den onyxfarbenen Seelenstein um ihren Hals. „Mein Mijo jedenfalls ist es. Und damit bekommt die ganze Angelegenheit einen Sinn. Begleitest du mich hinein?“
    „Andina, was wird hier gespielt?“, fragte Calael, der es langsam müde wurde, ständig Antworten hinterherzujagen. Oder seinem Seelenzwilling.
    „Du solltest dich öfter mal mit deiner Schwester austauschen, mein Lieber. Mitunter hat sie Interessantes zu berichten. Und ich bin sicher, dass hinter diesem Tor Erklärungen auf uns beide warten.“
     

     
    Jason kämpfte gegen das intensive Verlangen, schreiend wegzulaufen. Oder sich zu übergeben. Zur Not hätte er sich auch mit einer Toilette zufrieden gegeben, um sich dort einzuschließen. Leider besaß Sharnaks Palast zwar ein luxuriöses Bad, bloß verriegeln ließ es sich nicht. Vor zwei Stunden waren Calael und diese Andina angekommen. Man hatte ihn zwar weiter ausruhen lassen, doch Mijo wurde dazu geholt. Außerdem konnte er die Nähe seines Seelenzwillings spüren, obwohl er den Stein nicht trug. Es war grausam, allein in diesem Raum zu liegen und warten zu müssen. Er wollte die Geschichte nicht noch einmal mit anhören müssen, aber es war niemand hier, der ihn ablenken konnte. Schließlich wusste er, was heute Nacht geschehen sollte, bevor er endlich nach Hause gehen durfte …
    Immer wieder versuchte Jason tief durchzuatmen und seine Gedanken zu fokussieren, wie er es beim Aikido-Training gelernt hatte. Wie Mijo es ihm erklärt hatte. Mijo …
    Das tiefe Lachen seines Dämons verfolgte ihn. Der brennende Blick aus dunklen Augen. Seine Art, auf hundert verschiedene Weisen verführerisch zu lächeln und ihn vollkommen selbstverständlich im Arm zu halten, aufzumuntern, zu beruhigen. Zur Not auch einen Berg hochbringen.
    Die Grotte, als sie unter dem Wasserfall gealbert hatten. Wie er mit ihm zwischen Felsen gelegen hatte, um ihm Udeahs Sternenhimmel zu zeigen – er hätte die romantische Stimmung nutzen können, um ihn zu verführen und hatte es nicht einmal versucht. Die verflucht guten Küsse. Sein Duft, der auf unerklärliche Art richtig schien, so als hätte Jason noch nie an einem leckeren Mann schnuppern dürfen. Die echte Sorge, die er zeigte, als er glaubte Jason wäre angeschossen worden.
    Mag sein, dass er eine Seele hat. Und sogar ein Gewissen, obwohl er in einem Ghetto aufgewachsen ist. Ein Schwein ist er trotzdem und Ficken alles, was ihn interessiert. Hat er selbst gesagt.
    Genauso, wie er ihm unentwegt versichert hatte, dass er auf ihn aufpassen würde.
    Jede Nacht hat er mich gewärmt, ohne über mich herzufallen, obwohl er mich im Schlaf leicht hätte verführen können.
    Warum hatte Mijo geweint? Ein Macho wie er trauerte keiner verpassten Gelegenheit nach, sondern suchte sich die Nächste. Warum hatte er ihn beleidigt und sich von ihm abgewandt, statt ein letztes Mal zu versuchen, sich ihm aufzudrängen? Wirklich brutal aufgedrängt hatte er sich sowieso bloß am Anfang …
    Softie hat er mich genannt. Als wäre er froh, mich bald endgültig los zu sein.
    Menschen sagten eine Menge dumme Dinge. Mijo war besonders gut darin, dummes Zeug zu reden. Wenn man allein auf seine Taten achtete ...
    Idiot, du verrennst dich in etwas, was nicht da ist. Starre lang genug in den Himmel, dann findest du garantiert tausend Figuren und Symbole. Betrachte dieselben Sterne aus einem anderen Winkel, schon haben sie nichts mehr mit einander zu tun. Mijo war nett zu dir, weil es nützlich war. Damit du nicht mehr heulst und nervlich am Boden liegst. Es gibt keinen anderen Grund!
    Es braucht keinen anderen Grund! Du willst nach Hause!
    Warum klammerte er sich dann an die Decke, in die Mijo sich eingewickelt hatte und presste sie an sich? Warum kämpfte er gegen nutzlose, alberne, unmännliche, entwürdigende Tränen? Warum dachte er ununterbrochen über Mijo nach, statt sich um

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