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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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viele Schrecken dieser düstere Weltensplitter noch bereithalten mochte.
    Selbst Jago schien nun der Meinung zu sein, dass die Kälte kaum der Rede wert war. Wieselflink bewegte sich der Chamäleonide nun, und so gelangten sie noch weiter hinab, bis die Dunkelheit hereinbrach und sie kaum noch die Hand vor Augen sehen konnten. Fackeln zu entzünden, verbot sich aufgrund der Entdeckungsgefahr, und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Marsch zu unterbrechen. Eine Felsnische, in der der Pfad eine enge Kehre beschrieb, bot etwas Schutz vor den Jägern der Nacht und immerhin genügend Platz, um sich niederzulassen und nicht fürchten zu müssen, in die Tiefe zu stürzen, sobald man einschlief.
    »Ich übernehme die erste Wachschicht«, entschied Croy. »Beim ersten Anzeichen von Tageslicht müssen wir weiter. Wenn wir die Talsohle nicht vor Sonnenaufgang erreicht haben, sind wir verloren.«
    Kieron sagte sich, dass dies keine sehr ermutigenden Aussichten waren, aber er war zu müde und zu erschöpft, um sich zu sorgen, und seine Knochen schmerzten von der klammen Kälte. In Ermangelung einer Decke, die zusammen mit dem anderen Gepäck bei ihrem Reittier zurückgeblieben war, schlang er die Arme um seinen Körper. Mit bereits halb geschlossenen Lidern sank er an der Felswand herab und wäre wohl im nächsten Moment eingeschlafen – hätten sich nicht plötzlich die Ereignisse überstürzt.
    Er hörte Croy einen heiseren Laut ausstoßen, dann verfiel der Pantheride in entsetzliches Gebrüll. Jago schrie panisch auf, und auch Kieron fuhr auf, als er erkannte, dass sie nicht mehr allein waren!
    Gelbe Augenpaare umgaben sie, die in der Dunkelheit unheimlich leuchteten, und im nächsten Moment spürte Kieron, wie etwas auf ihn geworfen wurde. Instinktiv riss er die Arme hoch und wollte sich zur Wehr setzen, aber im nächsten Moment konnte er sich nicht mehr bewegen. Ein Netz umhüllte ihn, das aus zähen, klebrigen Stricken geknüpft war und das sich enger zu ziehen schien, je heftiger er dagegen ankämpfte. Sehen konnte er nichts außer den leuchtenden Augenpaaren, aber den Lauten nach, die aus Croys und Jagos Richtung drangen, waren seine Gefährten ebenso in Bedrängnis wie er selbst.
    Er versuchte, auf die Beine zu kommen, aber auch das gelang ihm nicht. Schwerfällig fiel er zur Seite und schlug mit der Schläfe auf das harte Gestein. Der Schmerz war so heftig, dass Kieron das Gefühl hatte, die Dunkelheit rings um ihn würde in grellem Licht zerbersten. Wie eine Kerze flackerte sein Bewusstsein auf, um dann sogleich wieder zu verlöschen.
    Er bekam nicht mit, wie dürre Krallenhände ihn packten, hörte nicht das Scharren kleiner, klauenbewehrter Füße und das Wispern leiser Stimmen. Als er wieder zu sich kam und die Augen aufschlug, fand er sich auf dem Boden liegend wieder, über sich eine niedere Höhlendecke. Eine Fackel brannte irgendwo und verbreitete blakenden Schein. Kieron wollte sich bewegen – nur um festzustellen, dass seine Beine gefesselt waren, ebenso wie seine Hände, die man ihm auf den Rücken gebunden hatte.
    Er war gefangen!
    Was er sah, beruhigte und entsetzte ihn zugleich. Neben ihm kauerten Croy und Jago, wie er zu wehrlosen Bündeln verschnürt. Und im spärlichen Licht erblickte er zum ersten Mal ihre Häscher – kleinwüchsige, untersetzte Gestalten mit grotesk dürren Gliedmaßen und schmutzig grauem Fell. Ihre Köpfe waren spitz geformt, mit kleinen, nervös blickenden Augen und großen, schartigen Ohren. Weißliche, von kleinen Schuppen bedeckte Schwänze hingen unter den einfachen Kitteln hervor, mit denen die Kerle bekleidet waren, große Schneidezähne ragten aus ihren Mäulern, von denen unentwegt Geifer troff. Am merkwürdigsten jedoch waren die roten, fingerartigen Fühler, die ihre Mäuler wie bizarre Bärte umgaben. Fraglos handelte es sich um Rattenmenschen, wenn auch von einer Unterart, die Kieron auf Madagor nie zu Gesicht bekommen hatte.
    Doch der Anblick der Kreaturen, die mit aus Knochen und Steinen gefertigten Äxten und Speeren bewaffnet waren, war nicht das Einzige, was Kieron überraschte. Die Rattenkrieger trugen auch eine aus Knochen und der Haut eines Flederjägers gefertigte Standarte bei sich.
    »Croy«, stieß er atemlos hervor.
    »Ich seh’s, Junge. Ich seh’s«, bestätigte der Pantheride knurrend, dessen Blick ebenfalls auf das Feldzeichen geheftet war. Ein seltsames Symbol war darauf abgebildet – zwei Halbkreise, die einander im Scheitel berührten,

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