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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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blickte er sich noch einmal um, dann verschwand er auf der anderen Seite, und Kalliope zählte endlos lange Augenblicke, bis er wieder auftauchte. Mit einem Wink bedeutete er Kalliope und den anderen, ihm zu folgen – die Luft schien rein zu sein.
    Eskortiert von den beiden Einherjar stieg auch Kalliope den Hang hinauf, wobei sie sich vorsehen musste, um auf vereistem Gestein und hart gefrorenem Schnee nicht auszugleiten. Endlich erreichte auch sie den Grat, und Eriks Hand streckte sich ihr helfend entgegen. Auf der anderen Seite fiel das Gelände zunächst ab, ehe es am Fuß einer Felswand endete.
    »Seht Ihr das?« Erik deutete auf den Platz unterhalb der Felswand. »Dort ist das Eis dünner, und der Fels darunter ist geschwärzt.«
    »Und was folgert Ihr daraus?«, fragte Kalliope.
    »Dass hier vor nicht allzu langer Zeit ein Feuer gebrannt hat.« Der Prinz stieg die Senke hinab und stocherte mit dem Stiefel im hart gefrorenen Schnee herum, während die beiden Einherjar zurückblieben und Wache hielten. Auch Kalliope suchte nach Hinweisen auf das Feuer, das die Wächter von Heimdall vor einigen Nächten gesehen haben wollten – auch wenn sie sich nicht denken konnte, was genau dies mit der Ermordung ihrer Meisterin zu tun haben sollte.
    Es dauerte nicht lange, bis sie fündig wurden – unter einer ellendicken Schicht aus Firn stießen sie tatsächlich auf schwarze Asche. »Ihr hattet recht«, stellte Kalliope fest. »Aber was sagt uns das?«
    »Zum einen, dass tatsächlich Skolls an der Brücke gewesen sind«, erwiderte Erik. »Zum anderen, dass sie keine friedlichen Absichten hatten«, fügte er hinzu und deutete auf etwas, das er ausgegraben hatte. Kalliope prallte entsetzt zurück, als sie sah, dass es schwarz verbrannte Knochen waren.
    Ein Menschenschädel war darunter, aber auch solche von Phociden. In stummer Anklage schienen sie Kalliope anzustarren.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte sie.
    Erik zögerte einen Augenblick, ehe er antwortete. »In Nächten des Fulmåne , des vollen Mondes, pflegen sich die Skolls leichte Opfer zu suchen, an deren Fleisch sie sich weiden und an deren Blut sie sich berauschen.«
    »Ihr meint, diese elenden Kreaturen …?« Kalliope konnte ihren Blick nicht von den starrenden Schädeln wenden.
    »In jenen Nächten«, fuhr Erik leise fort, »beten die Skolls dunkle Götter an, deren Namen wir nicht kennen und deren Heimat jenseits der Wolken liegt, in der ewigen Dunkelheit.«
    »Ihr sprecht vom Nox«, deutete Kalliope die Worte des Prinzen auf ihre Weise. »Die Skolls sind nokturnen Mächten verfallen. Sie sind Diener des Bösen …«
    »… und sie waren hier, kurz bevor Eure Meisterin getötet wurde«, fügte Erik hinzu, auf die verkohlten Knochen deutend. »Sie haben ihre dunklen Rituale abgehalten und Mordpläne geschmiedet. Das war es, was ich wissen wollte.«
    »Aber sagtet Ihr nicht, dass kein Skoll ungesehen in die Festung Eures Vaters eindringen könnte?«
    Eriks Blick war lange und prüfend. »Das sagte ich«, bestätigte er. »Aber vielleicht sollten wir eine neue Möglichkeit in Betracht ziehen – nämlich dass die Skolls Hilfe von innerhalb der Festung hatten.«
    »Hilfe von innerhalb?« Kalliope erschrak. »Ihr meint einen Verräter? Einen Animalen?«
    »Weshalb seid Ihr so überzeugt davon, dass ein Tiermensch der Verräter sein muss?«
    »Weil Animalen niedere Kreaturen sind, nicht Mensch und nicht Tier und von der Schöpfung nicht gewollt.«
    »Wenn sie nicht gewollt waren, warum existieren sie dann?«, wollte Erik wissen.
    »Nun, es heißt, sie sind die Strafe dafür, dass sich lasterhafte Menschen mit Tieren verbunden haben«, erklärte Kalliope, »deshalb besitzen sie weder Seele noch Verstand.«
    »So heißt es«, Erik blickte sie eindringlich an. »Aber denkt Ihr auch so?«
    Kalliope wartete lange mit einer Antwort. »Ihr etwa nicht?«
    Der Prinz kam nicht mehr dazu, zu antworten, da plötzlich etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Das Schwert, das bislang an seiner Seite in der Scheide geruht hatte, flog in seine rechte Hand.
    »Was …?«, flüsterte Kalliope, aber er hob abwehrend die Hand. Seine Aufmerksamkeit galt den umgebenden Felsen.
    »Einar?«, erkundigte er sich bei seinem Gefolgsmann.
    »Ich habe es auch gehört«, knurrte der Einherjar durch seinen dichten Bart. In leicht gebückter Haltung stand er da, den Speer mit beiden Händen fassend. Sven, der nur wenige Schritte von ihm entfernt stand, wog den Speer in der einen, die Axt in der

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