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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wie eine ferne Verheißung wirkte.
    Unerreichbar …
    Kalliope blickte zurück. Sie sah Sven auf dem Hügelgrat, während er den Kampf gegen die Übermacht verlor. Die Skolls stürzten sich auf ihn, und der tapfere Recke verschwand in einem wirren Knäuel fellbesetzter Leiber. Doch längst hatten sich auch einige der Wolfsmenschen den Flüchtlingen zugewandt und setzten ihnen geifernd hinterdrein, nun nicht mehr aufrecht gehend, sondern, ihre wahre Natur offenbarend, auf allen vieren.
    Gebannt sah Kalliope sie aufholen, selbst der rasende Galopp der Eisrenner schien ihnen nicht überlegen zu sein. Immer näher kamen sie heran – und ein Blick gen Heimdall, das immer noch in weiter Ferne lag, bewies Kalliope, dass sie es nicht schaffen würden.
    »Erik!«, rief sie.
    »Ich weiß, ich sehe sie«, versicherte der Prinz, während er unentwegt die Peitsche schwang. Die Eisrenner gaben ihr Möglichstes. Die gehörnten Häupter gesenkt, stampften ihre Hufe in atemberaubend schneller Folge durch den Schnee – und waren doch nicht schnell genug.
    Schon waren die Verfolger bis auf wenige Baumlängen heran, und der Abstand schmolz weiter. Indem er sich umwandte und mit der Peitsche um sich hieb, suchte Erik, die Skolls auf Distanz zu halten, doch sobald er die Zügel vernachlässigte, drohte der Schlitten aus der Spur zu geraten und von der Brücke zu stürzen. Kalliope setzte alles daran, die Verfolger abzuwehren – als einer von ihnen so nahe heran war, dass er auf die offene Plattform des Schlittens springen wollte, trat sie mit den Füßen nach ihm. Der Skoll fiel jaulend zurück und wurde von der Meute seiner nachfolgenden Kumpane überrannt. Schon im nächsten Augenblick war der nächste Wolfskrieger heran.
    Zwar konnte man nun von Heimdall hellen Hörnerklang hören, der vermuten ließ, dass die Wächter mitbekommen hatten, was geschah, und Verstärkung schickten, doch man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass die Hilfe zu spät kommen würde. Wieder setzte einer der Verfolger zum Sprung an, katapultierte sich durch die Luft und landete tatsächlich mit den Vorderbeinen auf der Plattform. Kalliope schrie und trat auf ihn ein, aber erst ein Peitschenhieb Eriks fegte den Skoll in die Tiefe. Sofort setzten die übrigen Verfolger nach, sie würden sie jeden Augenblick erreichen …
    So also endete ihr Leben, dachte Kalliope beklommen – nun endlich wusste sie, wieso alles in ihr sich gesträubt hatte, nach Jordråk zu reisen. Ihre dunkle Vorahnung hatte sich erfüllt.
    »Kalliope!«
    Sie hörte Erik rufen, allerdings nicht auf die Weise, als ob er neben ihr stünde und gegen das Gebrüll ihrer Verfolger und den eisigen Fahrtwind anzuschreien hätte. Ganz deutlich und klar vernahm sie seine Stimme, ebenso wie das Heulen der Wölfe und das Schnauben der Eisrenner.
    Ihren heiseren, dampfenden Atem.
    Jeden einzelnen ihrer Tritte im Schnee …
    »Kalliope!«
    Alles schien gleichzeitig auf sie einzustürzen und war unmöglich voneinander zu trennen, ein Kosmos sensorischer Empfindungen, die dort, wo sie sich befand, keinen Sinn mehr ergaben. Denn inmitten all dieser Eindrücke, der Stimmen und Schreie, der Formen und Farben, die auf sie einprasselten, fand die Gildeschülerin jenen geheimen Ort in ihrem Inneren, der Ruhe und Rettung verhieß.
    Den Ort des Gleichgewichts …
    Kalliope riss die Augen auf – und ähnlich, wie sie zuvor den Eindruck gehabt hatte, alles viel deutlicher zu hören, hatte sie nun auch das Gefühl, schärfer zu sehen als je zuvor. Gebannt starrte sie auf die Skolls, die den Wagen nun fast erreicht hatten, und konnte jede Einzelheit an ihnen erkennen, jedes Haar in ihrem Fell, jeden Tropfen Schweiß und Geifer.
    Sie setzten zum letzten Angriff an.
    Unter grässlichem Gebrüll katapultierten die Wolfskrieger ihre sehnigen Körper durch die Luft, um sich auf die verhassten Menschen zu stürzen – doch ihre Klauen griffen ins Leere.
    Die Kufen des Schlittens hatten die Brücke verlassen, zusammen mit den Tieren, die ihn zogen.
    Zwar galoppierten die Eisrenner ihrem Instinkt gehorchend noch immer weiter, doch war kein Schnee mehr unter ihren Hufen. In steilem Winkel stach das Gespann in den Himmel. Die Brücke und die Angreifer darauf fielen darunter zurück – und Kalliope begriff, dass sie gerettet waren. Sie sah zu Erik auf, der neben ihr stand, sich an die Brustwehr des Schlittens klammernd, und sie fragend anstarrte.
    Da erst wurde ihr klar, dass sie es war, die das Gespann in der

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