Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
anderen Hand.
    Erik legte den Kopf schief wie ein Raubtier, das lauschte. Tatsächlich schien er etwas zu vernehmen, während Kalliope nichts als das Heulen des Windes hörte. Der Schneefall hatte noch zugenommen, sodass Burg Heimdall zu einer fernen, schemenhaften Ahnung verkommen war.
    »Sie sind hier«, sagte Erik leise. »Hier in der Nähe.«
    »Von wem sprecht Ihr?«
    »Skolls«, erwiderte er, während er wachsam die Umgebung taxierte. »Sie beobachten uns.«
    »Dann lasst uns umkehren!« Kalliope schielte in Richtung des Schlittens, der auf der anderen Seite des Grates stand.
    »Dazu ist es bereits zu spät …«
    Einen quälenden Augenblick lang herrschte Schweigen. Lautlose Blitze flackerten in der Ferne, die Zeit über der Fenrismark schien stillzustehen.
    Dann begann es.
    Mit einem hellen Zischen.
    Kalliope glaubte zu sehen, wie etwas durch die Luft jagte – im nächsten Moment zuckte Einar, der nur einen Steinwurf von ihr entfernt auf dem Grat stand, zusammen – ein langer Pfeil ragte aus seinem Hals, treffsicher unterhalb der Panzerung. Der Leibwächter riss den Mund zu einem Schrei auf, doch ein grellroter Blutschwall war alles, was ihm über die Lippen kam. Kalliope kreischte vor Entsetzen, während der Krieger niederging, den Schnee mit Blut besudelnd.
    »Standhogg!«, brüllte Sven, dass es von der Felswand widerhallte. Im nächsten Moment zeigten sich die Angreifer, und zum ersten Mal bekam Kalliope Skolls zu sehen.
    Es waren scheußliche Kreaturen.
    Nicht so sehr, weil ihre Körper mit grauschwarzem Fell überzogen waren und ihre Mäuler vor mörderischen Zähnen starrten. Auch nicht, weil ihnen Geifer von den Lefzen troff und ihre Augen in scheußlicher Blutrunst leuchteten. Sondern weil sie sich anmaßten, wie Menschen zu sein.
    Nahezu aufrecht auf den Hinterbeinen laufend, trugen sie Kettenpanzer aus rostigem Eisen, die sie im Kampf erbeutet haben mussten. Auf ihren hässlichen Schädeln ruhten gehörnte Helme, die sie zu Zerrbildern der Krieger von Thulheim machten. Bewaffnet waren sie mit Äxten, schartigen Schwertern oder primitiven Totschlägern, einige auch mit Bogen, die schussbereit auf die verbliebenen drei Menschen zielten.
    Die Raubtierzähne gefletscht, grinsten sie höhnisch von den Felsen herab, auf denen sie unvermittelt erschienen waren; ob sie sich dort verborgen oder im Schutz des Schneetreibens angeschlichen hatten, wusste Kalliope nicht zu sagen. Alles, was sie sah, waren die mörderischen Waffen in ihren Klauen und die Mordlust in ihren Augen.
    Heiseres Kampfgebrüll entrang sich Svens Kehle. Außer sich über den Tod seines Freundes, der aus dem Hinterhalt erfolgt und eines Kriegers deshalb unwürdig war, schleuderte er seinen Speer in Richtung eines Wolfsmenschen, und obwohl dieser noch auszuweichen versuchte, fand das Geschoss sein Ziel. Mit urtümlicher Wucht bohrte sich die Spitze in die Brust des Skolls, der daraufhin seine Waffen fallen ließ und in scheußliches Heulen verfiel, ehe er vornüber vom Felsen kippte, sich in der Luft überschlug und in den Schnee stürzte, der ihn mit dumpfem Geräusch verschluckte.
    Es schien, als wäre dadurch ein Bann gebrochen worden. »Fort von hier, rasch!«, rief Erik Kalliope zu, während er sie auch schon an der Schulter packte und mitzog. In diesem Augenblick gingen die Skolls zum Angriff über.
    Die Bogenschützen ließen Pfeile von den Sehnen schnellen, die übrigen Krieger – Kalliope schätzte, dass es um die zwanzig waren – setzten unter fürchterlichem Knurren und Gebrüll von den Felsen. Die Axt zum Schlag erhoben, stellte sich Sven ihnen entgegen. Der erste Skoll, der sich ihm näherte, verlor sein Haupt, das in hohem Bogen und von einer Blutfontäne begleitet davonflog. Kalliope, die solch rohe Gewalt noch nie mit angesehen hatte, schrie entsetzt, während Erik sie über den Grat und den Hang hinabzerrte, zurück zum Schlitten und hinter dessen schützende Brustwehr.
    »Bleibt unten!«, schärfte er ihr ein, und sie verharrte kauernd, während das Heulen und Fauchen der Wölfe ihr fast den Verstand raubte. Ein Schatten wischte heran, doch Erik hatte ihn kommen sehen und riss sein Schwert empor. In seiner Raserei stürzte der Skoll geradewegs in die Klinge, die ihn durchbohrte und in seinem Rücken wieder austrat. Mit dem Fuß stieß Erik die sterbende Kreatur von sich und bekam das Schwert auf diese Weise wieder frei – gerade in dem Augenblick, als der nächste Angreifer heran war.
    Der Skoll schwang seine

Weitere Kostenlose Bücher