Splitterwelten 01 - Zeichen
ihm kaum von Nutzen. Plötzlich sprang einer der Rattenwächter vor und klammerte sich mit allen vier Gliedmaßen an den Schild. Mit einem Ruck riss Croy den Schildarm empor, sodass der Rattenmann den Halt verlor und in hohem Bogen durch die Luft geschleudert wurde. Dies verschaffte dem Pantheriden ein wenig Luft. Es reichte aus, um weitere zwei Sätze in Richtung der rettenden Deckenöffnung zu machen, aber die Wächter ließen nicht von ihm ab. Wie, bei Iriks finstersten Dschungeln, sollte er sie nur loswerden?
Der Leuchtbehälter!
Wenn es ihm gelang, ihn rechtzeitig zu erreichen …
Im nächsten Moment tat der Pantheride bereits, was eben noch eine vage Idee gewesen war. Er trat gegen den Zuber mit dem Madenkot, der auf den Boden schlug und seinen Inhalt den Rattenkriegern entgegenspie.
Die Wächter quiekten entsetzt, als die leuchtende Substanz auf sie schwappte, gegen die offenbar auch sie nicht gefeit waren. Wer damit in Berührung kam, verfiel in schmerzvolles Geschrei. Rücksichtslos fraß sich die stinkende Masse durch Fell, Haut und Fleisch und machte auch vor den rostigen Rüstungsteilen nicht halt, die die Rattenkrieger am Leib trugen. Einige waren von den Spritzern im Gesicht getroffen worden, sodass sich ihre Fratzen förmlich aufzulösen begannen.
Das lärmende Chaos, das nun in der Höhle ausbrach, war unbeschreiblich. Croy wollte es nutzen, um zur Deckenöffnung vorzudringen, als er von hinten angesprungen wurde und sich messerscharfe Klauen in seinen Nacken bohrten.
Der Pantheride schrie auf. Vergeblich suchte er den Angreifer, der sich in seinem Nacken festgebissen hatte, mit dem Stumpf des linken Armes abzuwehren – er musste den Schild fallen lassen, um die gesunde Rechte frei zu bekommen. Zwar bekam er den zappelnden Rattenmann zu fassen, riss ihn los und schleuderte ihn von sich. Als er sich jedoch umwandte, um den Schild wieder vom Boden aufzulesen, musste er feststellen, dass sich dieser selbstständig gemacht hatte. Wie ein riesiger metallener Käfer kroch er über den Boden, von zwei kurzen, haarigen Beinpaaren getragen.
»Dageblieben!«, brüllte er und sprang kurzerhand auf den gewölbten Rücken des Schildes, worauf die beiden Träger unter der Last zusammenbrachen. Croy kippte nach vorn, doch noch im Fallen gelang es ihm, nach dem Schild zu greifen und sich daran zu klammern. So ging er nieder und überschlug sich. Ein Rudel überraschter Rattenkrieger, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit brachten, wurde kurzerhand überrollt. Benommen kam Croy wieder in die Höhe – nur um verblüfft festzustellen, dass er sich genau unter der Deckenöffnung befand!
Hastig band er sich den Schild auf den Rücken und wollte nach dem Seil greifen – aber es war nicht mehr da!
Croy fragte sich noch, wem er diese böse Überraschung zu verdanken hatte – Jago? Shen? –, als ihn heiseres Geschrei herumfahren ließ. Die Rattenkrieger hatten sich von ihrem Schrecken erholt und griffen an.
Croy gab sich keinen Illusionen hin.
Offenbar hatten seine sogenannten Gefährten es sich anders überlegt und sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Ausgang gemacht. Er bezweifelte, dass sie erfolgreich sein würden, aber das war nicht mehr von Belang.
Die Ratten waren heran!
Der Pantheride schlug mir der rechten Kralle zu und schlitzte dem Wächter, der zuvorderst stürmte, die Kehle auf. Ein Sturzbach dunklen Blutes ergoss sich über den Boden und ließ die anderen zumindest kurz innehalten. Ihre Speere drohend erhoben, kreisten sie Croy ein, wissend, dass er ihnen nun nicht mehr entkommen konnte.
Die grünen Augen des Pantheriden verengten sich.
Er hatte sich stets gefragt, wann er seinen letzten Kampf führen würde. Ganz sicher hatte er nicht damit gerechnet, dass es ausgerechnet hier sein würde, aber vielleicht war es nur fair.
Es hatte hier begonnen.
Also sollte es auch hier enden …
»Hey, Katzentier, brauchst du Hilfe?«
Croy traute seinen Ohren nicht, als er von oben eine vertraute Stimme vernahm. Verblüfft warf er das Haupt in den Nacken – nur um sich Shen gegenüberzusehen, die kopfüber aus der Deckenöffnung hing. Das Seil, das er so schmerzlich vermisst hatte, war um ihre Fußgelenke geknotet.
»Worauf wartest du?«, zischte sie und streckte ihm die Hände entgegen. »Rasch, ehe ich es mir anders überlege!«
Croy dachte nicht lange nach.
Kurz entschlossen sprang er hinauf und fasste ihren Unterarm, worauf sie beide Hände um seine Rechte schloss – und schon
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