Splitterwelten 01 - Zeichen
Kehlen durchschneiden, ihren Flugdrachen schnappen und von hier verschwinden.«
»Na also.« Der Hüne grinste zufrieden. »Ist das erste vernünftige Wort, das ich von dem Stinkmaul höre.«
In den schwarzen Augen des Bepelzten zuckte es, seine Barthaare bebten noch mehr als zuvor.
»Der Flugdrache allein wird euch nichts nützen, wenn ihr den Weg nicht kennt«, wandte Croy ein.
»Den werden wir schon finden«, knurrte die Frau.
»Worauf warten wir noch?«, drängte Darg. »Bringen wir sie endlich um!« Mit erhobenen Knüppeln traten er und Opossum vor – und zum ersten Mal ergriff Jago das Wort.
»Nicht doch«, rief er laut. »Ich bin sicher, wir finden eine andere Lösung!«
»Welcher Art?«, wollte Shen wissen.
»Ich bin Geschäftsmann«, erklärte der Chamäleonide feixend, »mir ist immer an einem guten Handel gelegen.«
»Wie schön für dich.« Sie grinste freudlos. »Du hast nur nichts, womit du handeln könntest.«
»Glaubst du?« Sein Feixen wurde noch breiter. »Und wenn ich euch zeigen könnte, wie ihr von hier weg kommt?«
»Das könntest du?«
»Unsinn«, wandte Croy ein, wobei er Jago einen vernichtenden Blick zuwarf. »Er versucht nur, seine vielfarbige Haut zu retten.«
»Hört nicht auf die Katze«, sagte Jago, dem es offenbar völlig egal war, was aus seinen Gefährten wurde. »Ihr wollt doch von hier weg, oder? Dann bin ich eure Rettung!«
Shen überlegte tatsächlich. »Darg?«, fragte sie.
»Der Kerl gefällt mir ebenso wenig wie die anderen«, knurrte der Hagere. »Ich sage, wir bringen sie alle um.«
»Opossum?«
»Nun«, grübelte der Angesprochene, »ein wenig Hilfe könnten wir durchaus gebrauchen …«
»Dann ist es entschieden«, stellte Shen fest. »Den Chamäleoniden nehmen wir mit, die anderen beiden …«
»Wartet!«, hörte Kieron sich plötzlich rufen.
»Was willst du?«
»Iii… ich bin ein entlaufener Ska-lave, genau wie ihr!«
»Ach ja?« Shen musterte ihn abschätzig, eine Braue hochgezogen. »Und wo ist dein Sklavenband?«
»Das habe ich getragen, aaa-achtzehn Zyklen lang«, erwiderte Kieron, auf die wunden Stellen an seiner Kehle deutend. »Dieser da war mein Herr«, fügte er hinzu, auf Jago deutend, »und der Pa-Pa-Pantheride hat mich befreit.«
»Ist das so?« Shen bedachte zuerst den Chamäleoniden und dann Croy mit einem Blick. Obwohl sie sich Mühe gab, gleichgültig zu wirken, war ihr die Überraschung anzusehen. Der Hüne hingegen war noch immer auf Blut aus.
»Was macht das für einen Unterschied? Lasst sie uns endlich erschlagen und abhauen«, maulte er.
Shen zögerte, aber sie widersprach nicht, und das Unheil war dabei, seinen Lauf zu nehmen.
Kieron konnte es deutlich vor sich sehen.
Croy, der bereits eine kauernde Haltung eingenommen hatte, würde sich mit bloßen Klauen auf Darg stürzen und dabei von Shens Pfeil ereilt werden, er selbst würde unter dem Knüppel des Animalen ein unrühmliches Ende finden. Jago würde vielleicht noch lange genug leben, um zu beweisen, dass er keine Ahnung hatte, wie man aus der Schlucht herauskam – spätestens dann würden sie auch ihn erschlagen.
Es durfte nicht dazu kommen!
Plötzlich war ein Rumpeln zu vernehmen.
»Was ist das?«, fragte Jago nervös.
»Steinschlag!«, brüllte Opossum.
Mit einem erschrockenen Blick nach oben sah Kieron, wie einige Felsbrocken, die sich offenbar gelöst hatten, an den steilen Wänden der Schlucht herabrollten, begleitet von losem Geröll und Staub. Der Boden bebte.
»Weg hier!«, hörte er Shen brüllen, während sie herumfuhr und unter einem Felsvorsprung Zuflucht suchte, gefolgt von ihren Kameraden.
»Komm mit, Junge!« Croy packte ihn an der Schulter und riss ihn mit, während ringsum bereits faustgroße Gesteinsbrocken einschlugen. Staub stieg auf, so dicht wie der Nebel des Rapa-Nor, sodass man die Hand kaum noch vor Augen sehen konnte.
Kieron wäre rettungslos verloren gewesen, hätte Croys Pranke ihn nicht unnachgiebig festgehalten und davongezerrt, durch den Staub und das infernalische Getöse zur Wand der Schlucht. Von Hustkrämpfen geschüttelt, torkelte Kieron dem Panthermann hinterher. Sehen konnte er kaum etwas, er setzte nur immer einen Fuß vor den anderen, während Steine auf ihn herabprasselten. Er schirmte den Kopf mit den Händen und hastete weiter, an der Felswand entlang, Croy hinterher, der genau zu wissen schien, wohin. Plötzlich wandte er sich um und stieß Kieron gegen die Wand der Schlucht – doch statt gegen das raue
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