Spock läuft Amok
Ihnen mein Schiff nicht ausliefern.“
„Ein sehr lobenswerter Standpunkt für einen Kommandanten“, sagte sie kühl.
„Aber Ihr Vorstoß in die neutrale Zone stellt eine ernste Verletzung bestehender Verträge dar und kann von uns nur als Bedrohung oder Provokation aufgefaßt werden. Ich frage Sie deshalb klipp und klar: Wie lautet Ihr Auftrag?“
„Wir haben selbstverständlich keinen Auftrag in diesem Raumsektor. Wir sind lediglich durch von fehlerhaften Instrumenten verursachte Navigationsfehler in das romulische Grenzgebiet geraten, bevor wir es merkten. Dann wurden wir von Ihren Raumschiffen umstellt und hatten keine Möglichkeit mehr, umzukehren.“
„Ein Star-Schiff – eins der größten, modernsten der Star-Flotte? Und Sie behaupten, daß ein so schwerwiegendes Versagen der Instrumente nicht bemerkt worden ist? Machen Sie sich nicht lächerlich, Captain.“
„Solche Pannen lassen sich manchmal leider nicht verhindern. Jedes System kann einmal versagen. Wir sind seit zwei Monaten zur Generalüberholung dran. Es war bisher nur noch kein Dock für uns frei.“
„Ich verstehe. Aber wie haben Sie trotz dieser Fehlfunktionen Ihrer Instrumente noch navigieren können?“
„Die fehlerhaften Instrumente sind inzwischen repariert worden“, sagte Kirk. Er wußte, wie durchsichtig diese Lüge war; aber er mußte das Theater nun zu Ende spielen. Er mußte sich völlig an die Wand spielen lassen – auf jede nur mögliche Weise.
„Sehr tüchtig. Aber das wird Sie kaum vor einer Anklage der Spionage retten, fürchte ich.“
„Wir spionieren nicht.“
„Ihre Terminologie hat mir schon immer große Schwierigkeiten bereitet“, sagte die Frau trocken. „Vielleicht haben Sie in Ihrer Sprache ein anderes Wort dafür.“
„Schlimmstenfalls könnten Sie uns einen Aufklärungsflug anlasten. Aber ich versichere Ihnen, daß Sie völlig ungerechtfertigte Schlüsse…“
„Captain. Was würde einer Ihrer Kommandanten tun, wenn eins unserer Raumschiffe an der Grenze der Föderation angetroffen würde, ohne eine stichhaltige Begründung dafür angeben zu können?“ Sie drückte auf einen Knopf, und die Tür öffnete sich. „Kommen Sie herein, Commander Spock. – Ich habe bereits den großen Rat der Föderation und auch den Praetor des Romulischen Imperiums von dem Zwischenfall unterrichtet. Aber es wird wahrscheinlich ziemlich lange dauern, bis wir eine Antwort und weitere Anweisungen erhalten. Inzwischen möchte ich für die Untersuchungsbehörden ein genaues Protokoll der Vorgänge aufnehmen. Der Captain hat bereits seine Aussage gemacht, Mr. Spock.“
„Ich verstehe“, sagte Spock.
„Ich muß Ihnen gestehen, daß ich überrascht bin, Sie zu sehen, Mr. Spock. Wir wußten nicht, daß sich Vulkaner an Bord der Enterprise befinden.“
„Die Star-Flotte pflegt die Romuler wohl kaum über die Personallisten ihrer Schiffe zu informieren, Madame“, sagte Spock trocken.
„Das stimmt. Trotzdem sind uns gewisse Schiffe – und gewisse Offiziere –
bekannt. Ihre Situation ist für uns sehr interessant.“
„Und womit verdient Spock dieses besondere Interesse?“ fragte Kirk.
„Durch seine Abstammung, natürlich. Unsere Rasse und die der Vulkaner haben gemeinsame Vorfahren. Aber das ist etwas, was Sie wohl nie verstehen werden, Captain. Wir verstehen uns mit den Vulkanern – unseren Brüdern der Vorzeit.
Spock, ich habe von der persönlichen Ehrenhaftigkeit der Vulkaner gehört. Man behauptet sogar, daß ein Vulkaner unfähig ist, zu lügen. Stimmt das, oder ist das nur ein Mythos?“
„Es ist kein Mythos.“
„Dann sagen Sie mir jetzt aufrichtig, bei Ihrer vulkanischen Ehre: Wie lautet Ihr Auftrag hier?“
„Ich behalte mir das Privileg, die Wahrheit zu sagen, für die Situationen vor, wo es nicht meiner Ehre schadet.“
„Es ist eines Vulkaners unwürdig, zu einer Ausrede Zuflucht zu nehmen.“
„Es ist auch eines Romulers unwürdig“, erwiderte Spock. „Es ist keine Lüge, wenn man die Wahrheit für sich behält.“
Das war zuviel, überlegte Kirk. Aber bei Spocks Naturell war das kaum zu verhindern gewesen. Die Frau war genauso gerissen wie intelligent.
„Dann“, sagte sie, „gibt es also eine Wahrheit, die noch nicht ausgesprochen worden ist“
„Wir haben Ihnen alles gesagt, was zu sagen ist“, erwiderte Kirk. „Sonst gibt es nichts.“
„Doch, da ist noch Mr. Spocks ungesagte Wahrheit. Sie wissen von der Tarn-Abschirmung, die wir entwickelt haben. Sie sind absichtlich
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