Spookies (German Edition)
Bernsteinaugen wurden noch schmaler und Trafker zog eine beleidigte Schnute. Mit einer schnellen Bewegung warf sie ihren zusammengeknüllten Becher nach Kyle, der ihn mit breitem Grinsen an seinem Kopf abprallen ließ, und sprang dann auf die Beine.
„Macht euch an die Arbeit, wenn ihr nichts Besseres zu tun habt, als blöd zu grinsen!“, scheuchte sie die Männer ohne wirklichen Ärger in der Stimme auf und die kamen der Anweisung eiligst nach, natürlich nicht ohne noch einmal provokant in Richtung ihrer Chefin zu salutieren.
Trafker sah ihnen nach und knurrte dann laut auf.
„Furchtbarer Haufen!“, sie sah zu Hawa. „Schreiben sie bloß was Übles, dann kriege ich vielleicht ernsthafte Männer!“
Hawa lachte und winkte Trafker, die sich auch an die Arbeit machte. Mit zwei Versuchen, dank dem Alkohol, entsorgte auch sie ihren Becher und machte sich auf den Weg in ihr Zelt um auch ihre Sachen zusammenzuräumen.
Kyle kam ihr mit einer rechteckigen Kiste im Durchgang entgegen und einem spontanen Impuls folgend trat sie ihm in den Weg. Kyle hielt an und sah ihr fragend entgegen, offenbar befürchtete er, dass sie ihre Befragung von vorhin weiterführen wollte.
„Ihr ganzes Kommando ist eine Ansammlung interessanter Charaktere.“, begann sie und sah an seiner Miene, dass er nicht erwartete nun etwas Gutes zu hören. „Keine Angst, ich will sie nicht mit einer Psychoanalyse langweilen.“, beruhigte sie ihn, bevor er etwas sagen konnte. „Das Einzige, was ich ihnen sagen will ist, dass sie wissen sollten, dass jemand mit Trafkers Geschichte nie gelernt hat auf positive subtile Zeichen zu achten.“
Kyle dachte eine Sekunde nach und runzelte dann die Stirn.
„Soll heißen?“
Hawa lachte und erwiderte dann ernst seinen Blick.
„Soll heißen: Sie müssen es ihr schon direkt sagen, wenn sie es verstehen soll.“
Kyles helle Augen ruhten weiter scheinbar ruhig auf ihr, lediglich die leichte Röte, die plötzlich seine Ohren überzog, zeugte davon, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Ohne darauf zu warten ob er etwas sagen würde, ging sie an ihm vorbei in Richtung ihres Zeltes, spürte allerdings, dass er ihr über die Schulter nachsah, ehe er sich auch wieder seiner Aufgabe widmete.
Der Sturm war gegen Abend abgeflaut, so dass der Ankunft der Truppen am nächsten Morgen nichts entgegenstand und Hawa hatte dank der Aufregung und des Alkohols tief und fest geschlafen in ihrer letzten Nacht in der syrischen Wüste. Das Geräusch von schweren Stiefeln auf Stein und dumpfe Stimmen schreckten die Inspektorin dementsprechend spät am nächsten Morgen aus dem Schlaf.
„Major Hawa?“, ertönte eine dunkle Stimme vor ihrem Zelt und die Inspektorin schlüpfte in aller Eile in ihre Uniform und trat dann nach draußen.
Ein Mann um die fünfzig stand ihr gegenüber, dessen Schulterstreifen mit dem Adler ihm als Colonel der Air Force auswies.
„Colonel Myers.“, stellte er sich ungestelzt vor. „Ich bin hier um die Gefangenen in Gewahrsam zu nehmen und die Spuren zu beseitigen, wie man so schön sagt.“
Hawa nickte, verstand aber nicht ganz, warum er sich ihr so direkt vorstellte.
„Freut mich Colonel.“, in ihrer Stimme schwang deutlich Verwirrung mit. „Aber wenn sie mir die Bemerkung erlauben: Sollten sie sich nicht bei dem verantwortlichen Major melden?“
Jetzt schien auch der Colonel verwirrt.
„Aber das sind sie.“, merkte er an.
„Nicht doch! Sie verwechseln mich!“, Hawa hob abwehrend die Hände. „Ich bin kein Mitglied des CI 51. Ich bin hier in meiner Funktion als UN-Inspektorin.“
„Das ist mir schon klar.“, erwiderte der Colonel und verwirrte Hawa damit nur noch mehr.
„Aber dann…“, Hawa drehte sich zu den anderen Zelten um, um den Colonel auf das CI aufmerksam zu machen und stockte, als sie in die leere Höhle sah.
Nichts deutete mehr darauf hin, dass hier jemals mehr als ihr Zelt gestanden hatte.
Der Colonel ließ ihr eine halbe Minute Zeit sich fassungslos umzusehen, dann lachte er dumpf auf.
„Wissen sie nicht, warum man sie die Spookies nennt?“, fragte er und erntete ein verdattertes Kopfschütteln. „Weil sie nach jedem Auftrag nur noch einen Zettel mit Anweisungen für die Truppen hinterlassen, wenn überhaupt.“
Er lachte noch einmal auf und senkte seine Stimme betont schaurig.
„Sie kommen und gehen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Wie ein
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