Spookies (German Edition)
konzentrieren.
Sie waren in Salvador gestartet und die Rakete hatte sie gute zwei Stunden nach dem Start erwischt und seitlich abstürzen lassen, was bedeuten musste, dass sie sich entweder noch in Brasilien, in Bolivien oder vielleicht schon Peru befinden mussten.
„Wo bin ich?“, fragte sie in steifem Portugiesisch.
„In der Provinz Rondônia.“, antwortete die Frau mit weicher Stimme. „In Colina rica.“
„Wir sind noch in Brasilien?“
Die Frau nickte.
„An der Grenze zu Bolivien.“, sie beugte sich etwas vor. „Bist du eine der rei verde?“
„Von wem?“, Trafker drückte sich einen Handballen gegen das linke Auge und setzte sich umständlich und vorsichtig auf.
„Den Schmugglern.“, die Frau zeigte auf Trafkers Hals. „Du hast Narben und Tätowierungen. Du kannst kämpfen. Also musst du zu einer Gruppe gehören in der es gefährlich zugeht.“
Trafker lachte leise auf und bereute es in der nächsten Sekunde schon wieder.
„Ich bin Major im Auftrag der UN.“, sie machte eine unbestimmte Handbewegung. „Irgendwo an meinem Overall muss sich eine Plakette befunden haben, die mich ausweist.“
Sie strich sich durch die Haare und besah sich für einen Moment ihr rechtes Bein, um dessen Oberschenkel ein breiter Verband lag.
„Tut mir leid, wegen vorhin.“, Trafker machte eine Handbewegung zum Boden und neigte dankbar den Kopf. „Und danke für die Rettung.“
Die Frau nickte und faltete die Hände auf dem Schoß.
„Mein Name ist Carla.“, sagte sie. „Es ist ein Wunder, dass ihr solch einen Absturz überhaupt überlebt habt.“
„Ihr?“, Trafker sah auf. „Du meinst…“
Jetzt erschien ein wissendes Lächeln auf Carlas Gesicht.
„Keine Angst. Dein Kyle lebt.“, sie machte eine Kopfbewegung hinter sich. „Er hat sich einen Arm und ein Bein gebrochen und schläft noch, aber er lebt.“
„Kyle?“, Trafker runzelte die Stirn. „Ein großer Kerl? Schwarze Haare? Breite Schultern?“
Carla stutzte.
„Nein, natürlich nicht. Er ist groß, ja. Aber er hat helles Haar und ist eher“, sie suchte einen Moment nach einem guten Wort. „pummelig.“
Trafker nickte. Das machte eher Sinn. Immerhin war es ein zufälliger Gelegenheitsdienst gewesen, der sie in dieses Schlamassel gebracht hatte. Sie war in Salvador gewesen um einen neuen Exostyp zu holen, als man sie kontaktiert und als Geleitschutz für Jonah Bell, zweiten Staatsanwalt in Washington, eingeteilt hatte. Dieser Mann hatte sich dort mit einem Informanten getroffen, der ihm ein Notizbuch hatte zukommen lassen, das eine komplette Liste der Namen aller Kontakte beinhaltete, die Drogen von Südamerika über Mexiko in die USA schleusten.
Verspätet schüttelte sie den Kopf in Richtung Carla.
„Dieser Mann heißt nicht Kyle, sondern Jonah.“, sie überlegte eine Sekunde. „Wie kommst du auf den Namen Kyle?“
Carla zuckte die Schultern.
„Du hast diesen Namen genannt im Schlaf.“
„Tja, also…“, Trafker strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter das Ohr und winkelte probeweise das verletzte rechte Bein an. „Wie lange habe ich geschlafen?“
„Einen halben Tag.“, antwortete Carla. „Deine komische Flugmaschine ist im Morgengrauen neben dem zweiten Stolleneingang eingeschlagen.“
Trafker horchte auf.
„Stolleneingang?“
„Ja.“, Carla nickte. „Colina rica ist eine Smaragdmine. Nur die Arbeiter leben hier. Du und dein Freund habt Glück gehabt, denn ansonsten gibt es hier keine Menschen im Umkreis von hundert Meilen.“
Trafker nickte und rechnete nach, so weit ihre Kopfschmerzen das zuließen. Sie waren mitten in der Nacht in Salvador gestartet und jetzt so weit weg von der ursprünglichen Route, dass ihr Misstrauen gegen den Piloten wohl doch gerechtfertigt gewesen war. Allerdings würde sie vor morgen Früh wahrscheinlich noch niemand ernsthaft vermissen, da sie die genaue Zeit ihres Abfluges geheim gehalten hatten. Die Einzigen, die garantiert schon nach ihnen suchten, waren Lazaros Leute, die das verdammte Notizbuch wieder in die Hände kriegen wollten.
„Verdammt!“, Trafker drückte sich stöhnend noch einmal den Handballen gegen das linke Auge und sah dann an sich herunter. „Wo sind meine Sachen?“
„Du hast stark geblutet, als wir dich gefunden haben.“, sagte Carla entschuldigend und deutete auf einen zweiten Hocker neben Trafkers Liege, auf dem ein Kleid in ebenso ausgewaschenen Farben lag, wie sie eins trug. „Filipe, unser Arzt musste die Sachen zerschneiden um dir
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