Spookies (German Edition)
hier nicht mehr wert sind.“
Trafker sah nachdenklich auf den Rest der Früchte auf dem Tablett.
„Vielleicht solltet ihr es den Männern einfach sagen.“
Carla gab ein freudloses Lachen von sich und auch Trafker glaubte nicht an die Phrase, die sie gerade von sich gegeben hatte. Ruben, der Brasilianer unter ihren Vätern, war ein Paradebeispiel eines südamerikanischen Mannsbildes gewesen. Treu und ehrlich, aber mehr als alles Andere auch stolz und stur. Was sich dieser Menschenschlag einmal in den Kopf gesetzt hatte, an dem hielt er auch unverrückbar fest.
„Du sagtest Krümel.“, nahm Trafker den Faden wieder auf. „Wovon bezahlt ihr dann die Schmuggler?“
Hier traten Tränen in Carlas Augen, die sie tapfer zurückhielt.
„Nächsten Monat wissen wir das vielleicht auch nicht mehr.“
Marcos und ein jüngerer Mann, den Trafker für Cassio hielt, hatten ihr in der letzten Nacht noch eine Klappliege hereingebracht, wobei Marcos mit finsterer Miene das Gewehr auf sie gerichtet hatte, und hatten dann die Tür der Hütte laut vernehmlich von außen verriegelt. Der gelinde gesagt aufregende Tag hatte dann auch seinen Tribut gefordert und Trafker hatte die halbe Nacht geschlafen wie eine Tote, bis sie ein unschöner Krampf in ihrem verletzten Oberschenkel wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Der Schmerz in ihrem Kopf und Nacken hatte sich an den Rand ihres Bewusstseins zurückgezogen und auch die Sicht auf ihrem linken Auge hatte sich so weit geklärt, dass es ihr möglich war wieder relativ schnelle Bewegungen auszuführen.
Allein das verletzte Bein drückte in jeder erdenklichen Weise seinen Unmut aus, so dass Trafker ab dem gefühlten hundertsten Krampf anfing nachzurechnen, wann eigentlich ihre letzte Tetanusimpfung gewesen war.
Jonah Bell erwachte sehr früh am nächsten Morgen unter Stöhnen und Fluchen. Er drehte sich auf der schmalen Liege, so dass Trafker einen Moment glaubte, dass er gleich auf dem Boden landen würde, aber entweder war die Liege stabiler als sie aussah oder Bell hatte einfach Glück, denn er schaffte es irgendwie sich halb auf die Seite zu drehen und sie verwirrt anzublinzeln.
„Sind sie das Major?“, fragte er mit klebriger Zunge und Trafker rappelte sich von ihrer eigenen Liege auf und ließ ihn ein paar Schlucke Wasser aus dem Krug trinken, den Carla bei ihnen gelassen hatte.
„Was ist passiert?“, fragte Bell dann weiter.
„Lazaro hat unseren Piloten bestochen unsere Route zu ändern und hat uns dann abschießen lassen.“
Bell sah sie starr an, während die Rädchen in seinem Hinterkopf ihre Arbeit wieder aufnahmen.
„Warum leben wir dann noch?“
Trafker grinste.
„Ich bin mit ihnen und dem Exos aus dem Flugzeug gesprungen, ehe es komplett auseinandergebrochen ist.“, sie breitete die Arme aus. „Wir haben eine Bruchlandung über einer kleinen Smaragdmine hingelegt.“
Bell nickte brummend und sah auf seinen geschienten Arm. Mit verzogenem Mund bewegte er seine Hand, dann versuchte er dasselbe mit seinem Bein. Mit einem weiteren Aufstöhnen setzte er sich schließlich auf und drehte noch einmal den Fuß in der Schiene.
„Das Bein ist nicht so übel, wie der Arm.“, er nestelte ungeschickt mit einer Hand an den breiten Bändern, mit denen der Arzt die improvisierten Schienen befestigt hatte.
Trafker sah ihm ein paar Augenblicke dabei zu, dann hockte sie sich umständlich vor seine Liege und half ihm dabei.
„Es wird besser sein, wenn wir beide mobil sind.“, sagte sie und Bell sah auf.
„Glauben sie wirklich, dass die uns suchen kommen?“
Trafker sah ihn ernst an.
„Die haben keine Kosten und Mühen gescheut um uns auf diesem Kontinent zu behalten. Ich glaube nicht, dass sie nicht sicher stellen wollen, dass das für das sie das getan haben auch wieder in ihrer Hand ist.“
Bell wurde etwas blasser als ohnehin schon.
„Und was tun wir nun?“
„Ich habe ein SOS auf Blindsendung gesetzt.“, Trafker legte die Bänder und Schienen auf den Boden zur Seite. „Jetzt bringe ich sie an einen sicheren Ort, den ich verteidigen kann, bis meine Männer hier sind.“
„Wo ist das Buch?“, fragte Bell, schwang die Beine von der Liege und trat probeweise im Sitzen auf.
Trafker nickte in Richtung des Schemels und erhob sich.
„Wer hat uns versorgt?“, fragte Bell und nahm das Buch an sich.
„Die Betreiber der Mine.“, Trafker drückte probeweise die Klinke der Tür, wunderte sich allerdings nicht, als die Tür nicht aufging.
Weitere Kostenlose Bücher