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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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erweisen kann, das du nicht hören willst oder das dich wütend macht und das ohnehin vertraulich behandelt werden sollte. Ich weiß noch, wie während meiner Jugend in Mississippi – kurz vor meiner Abreise nach Lonesome Pines, ich war vielleicht fünfzehn – ein Freund von mir bei einem Jagdunfall getötet wurde. Am Abend danach saßen Charlieboy Neblett und ich (er war einer meiner wenigen Freunde in Biloxi) in Charlieboys Auto, tranken Bier und klagten darüber – und verziehen uns gegenseitig –, daß wir erst gedacht hatten, wir seien froh, daß Teddy Twiford nicht mehr lebte. Wenn just in dem Moment Teddys Mutter vorbeigekommen wäre und uns gefragt hätte, was wir denken, wäre ihr wohl bei der Erkenntnis, was für fiese Freunde Teddy hatte, die Spucke weggeblieben. In Wirklichkeit waren wir aber gar keine fiesen Freunde. Irgendwelche Dinge kommen dir in den Sinn, und du kannst nichts dafür. Ich habe das also vor vielen Jahren begriffen – daß du für deine Gedanken nicht verantwortlich gemacht werden mußt und daß es dich im großen und ganzen nichts angeht, was andere Menschen denken. Eine totale Enthüllung nützt niemandem, und da es auf der Welt nur wenige Menschen gibt, die in genügendem Maße in sich ruhen, sind solche Enthüllungen von vornherein ziemlich unzuverlässig. Und zu alldem kommt noch die Tatsache, daß es eine Einmischung ist, und zwar dort, wo du eine Einmischung am wenigsten brauchst und wo eine Enthüllung allen Beteiligten wirklich schaden kann.
    Ich erinnere mich noch gut, wie die Libanesin, die ich am Berkshire College kannte, mir auf meine Liebeserklärung antwortete: »Ich werde dir immer die Wahrheit sagen, es sei denn natürlich, ich lüge dich an« – ein Gedanke, der mir anfangs gar nicht gefiel. Doch nach einigem Nachdenken begriff ich, daß ich im Grunde Glück hatte. Mir wurden Wahrheit und Mysterium versprochen – keine leichte Verknüpfung. Ich würde mit wichtigen Dingen konfrontiert werden, und ich würde sie erkennen oder nicht erkennen, und ich konnte fest damit rechnen, konnte mich darauf freuen, darüber nachdenken, mir Sorgen darum machen, falls ich blöd genug war (das war ich aber nicht), und ich brauchte nichts anderes zu tun, als zuzustimmen, und schon war ich für immer frei.
    Sie war Literaturwissenschaftlerin, eine Dekonstruktivistin, so daß ihr Verstand für diese Art von Unterscheidung geschult war. Und aus einer Tatsache des Lebens machte sie für sich einen Grundsatz: wieviel man von einem Menschen wirklich erfahren und wissen kann. Sehr wenig. Ich glaube aber nicht, daß sie mich in den drei schwindelerregenden Monaten, die wir zusammen waren, auch nur einmal angelogen hat. Sie hatte nie Anlaß dazu! Dafür sorgte ich, indem ich nie eine Frage stellte, deren Antwort nicht von vornherein klar war. X und ich hätten möglicherweise mehr erreicht, wenn sie diese Strategie bei mir hätte ausprobieren können: An jenem Abend, als ich draußen in den Rhododendren stand und Zwillinge und Cassiopeia anschmachtete, während der Rauch von ihrer Aussteuertruhe aus dem Schornstein quoll, hätte sie mich nicht auffordern sollen, alles zu erklären. Vielleicht hätte sie dann meine Lage als das begriffen, was sie wirklich war – ein Ausdruck von Liebe und Unvermeidlichkeit und nicht nur gescheiterte Liebe. Aber ich will mich nicht darüber beklagen. Sie kommt nun, glaube ich, mit den meisten Dingen gut zurecht. Und wenn sie in manchen Punkten nicht mehr die alte Sicherheit hat, so ist das keine Tragödie, und ich glaube, das wird mit der Zeit auch besser werden.
    Als der Copilot den Kopf durch den Vorhang in die Touristenklasse steckt, um zu signalisieren, daß alles in Ordnung ist, ist Vicki schon eingedöst, den Kopf auf einem winzigen Kissen, den Mund leicht geöffnet. Ich wollte ihr den Lake Erie zeigen, der nun grün und schimmernd unter uns zu sehen ist, während wir uns dem grauen Lake Ontario nähern. Die große Vorfreude hat sie müde gemacht, und ich möchte sie für unsere Wirbeltour voller Energie haben. Sie kann den See auf dem Rückflug sehen, und am Sonntagabend, wenn wir von ihren Eltern zurückkehren, kann sie dann nach Herzenslust schlafen.
    Etwas Seltsames ist mir gestern abend passiert, und ich würde gern etwas dazu sagen, weil es mit dieser ganzen Geschichte von der totalen Enthüllung zu tun hat und weil es mir seither nicht mehr aus dem Kopf geht. Ich hatte natürlich nicht die Absicht, Vicki davon zu erzählen.
    Seit zwei Jahren

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