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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Menschenverstand zweifeln. Doch Witze über andere Länder und Völker gehören nun mal zu unseren Lieblingswitzen.
    »Also, der ist preisverdächtig«, sagte ich, während ich mir die Tränen abwischte.
    »Ich weiß noch einen besseren«, sagte er grinsend und zugleich bemüht, nicht zu grinsen.
    »Ich muß jetzt nach Hause, mein Junge. Behalt ihn gut, du mußt ihn mir ein anderes Mal erzählen.«
    »Kommst du denn nicht mit rein?« Pauls kleine Augen sahen mich an. »Du kannst doch auf der Couch schlafen.«
    »Heut nicht«, sagte ich, und die Freude über diese reizende Einladung ließ mein Herz höher schlagen. Ich hätte sie auch, wenn es mir möglich gewesen wäre, gern angenommen; ich hätte mit ihm nach oben gehen und ihn ein bißchen kitzeln und zu Bett bringen können. »Aber ich komm bestimmt mal auf das Angebot zurück. Klaro, Klara.« (Einer unserer ältesten Sprüche.)
    »Kann ich es Mama erzählen?« Die seltsame Verwirrung darüber, daß ich nicht ins Haus kam, hatte er rasch hinter sich gelassen und sich dem zweitwichtigsten Punkt zugewandt: der Enthüllung, dem Weitergeben dessen, was geschehen war. Darin ist er seinem Vater gar nicht ähnlich, aber das kann ja noch kommen.
    »Sag ihr, ich bin zufällig vorbeigefahren und hab dich gesehen, und da haben wir uns ein bißchen unterhalten, wie zwei alte Kumpel.«
    »Obwohl es nicht stimmt?«
    »Obwohl es nicht stimmt.«
    Paul sah mich merkwürdig an. Es war nicht die Lüge, die er weitergeben sollte – er mochte es tun oder auch nicht, das hing von seinen eigenen moralischen Erwägungen ab –, sondern etwas anderes, das ihm plötzlich eingefallen war.
    »Wie lange, schätzt du, wird der olle Vassar brauchen, um Ralph zu finden?« fragte er sehr ernst.
    »Er könnte jetzt fast schon dort sein.«
    Mit dem melancholischen Gesicht eines Kirchenmannes sagte Paul: »Es darf nicht ewig dauern. Das würde mir nicht gefallen. Das wäre zu lang.«
    »Gute Nacht, mein Junge«, sagte ich, plötzlich voller Erwartungen einer ganz anderen Art. Ich ließ den Motor an.
    »Gute Nacht, Dad.« Er hatte nochmals ein Lächeln für mich. »Träum was Schönes.«
    »Du auch, träum du auch was Schönes.«
    Er ging über die Cleveland Street zurück zum Haus seiner Mutter, während ich langsam davonfuhr, in die Dunkelheit und nach Hause.

Fünf
    Die Luft im Detroiter Flughafen ist eine lebhafte, pulsierende Fabrikluft. Überall glitzernde neue Wagen, die auf Podesten langsam rotieren. Paul Anka singt heute abend in der Cobo Hall, teilt uns eine blinkende Reklametafel mit. Alle Hotels sind Paläste, alle Einwohner unsere besten Freunde. Sogar Farbige sehen hier anders aus – gesund, lächelnd, wohlhabend, in teure Anzüge gekleidet, mit gewichtigen Aktentaschen.
    Die anderen Passagiere werden, wie sich herausstellt, alle abgeholt und haben hier keineswegs ihren ständigen Wohnsitz, obwohl sie ursprünglich alle aus Michigan stammen; ihre Verwandten sind ihr exaktes Spiegelbild: die Frauen aschblond, mit breiten Hüften, ewig lächelnd; die Männer mit gefönten Haaren und schweigsam, verschwiegen, mit modernen Versionen der einst so beliebten Autojacken und mit Tirolerhüten, bereit zu einem ehrlichen kräftigen Händedruck. Das hier ist ein Ort für Autojacken, ein Ort für winterliches Zusammenrücken, und ich bin froh, an diesem Ort gelandet zu sein. Wer eine schöne Halbinsel sucht, braucht sich hier nur umzusehen.
    Barb und Sue gehen mit uns Richtung Ausgang. Sie haben Koffer auf Rollen, todschicke rote Blazer und Umhängetaschen, und sie sind beide in fröhlicher Stimmung. Sie freuen sich auf ein »flottes Wochenende«, wie sie sagen, und Sue unterstreicht das mit einem lasziven Zwinkern in Vickis Richtung. Barb sagt, Sue sei mit einem »Prachtstück von Mann« aus Lake Orion verheiratet, der einen Puff besitze, und sie werde vielleicht bald Schluß machen mit dem Fliegen, um schon mal den Ofen anzuheizen. Sie und Ron, ihr eigener Mann, sagt sie, würden immer noch »auswärts essen«.
    »Laßt euch von der alten Barb nicht anschwindeln«, ruft Sue mit einem breiten Grinsen. »Sie läßt keine Party aus. Ich könnte euch Dinge erzählen, die würden ein ganzes Buch füllen. Wenn wir mal richtig losziehen, huii!« Sue verdreht die Augen und wirft den Kopf zurück, daß die blonden Haare fliegen.
    »Am besten, ihr hört einfach nicht zu«, sagt Barb. »Amüsiert euch gut, ihr beiden, und kommt dann wieder gut nach Hause.«
    »Aber sicher«, beteuert Vicki prahlerisch und

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