Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
Vom Netzwerk:
Polacken, Seite an Seite, die Hosenbeine aufkrempeln und die kühle kanadische Brise spüren, die vom See herüberweht. so viel von dem, was am amerikanischen Leben erklärbar ist, wird in Detroit produziert.
    Und ich könnte ein perfekter Detroiter sein, wenn ich mich nicht schon in New Jersey niedergelassen hätte. Ich könnte hierherziehen, mich den ehemaligen Michigan-Studenten anschließen und jedes Jahr direkt am Fabriktor einen neuen Wagen kaufen. Nichts würde mir in der Mitte meines Lebens mehr zusagen, als mich in einem durchgestylten, mit Zedernholz gedeckten Häuschen in Royal Oak oder Dearborn einzunisten und mein Glück bei einem anderen Michigan-Mädchen zu versuchen (oder vielleicht sogar bei demselben, denn das alles wäre gebrauchsfertig da, und wir könnten darauf aufbauen). Für mein Magazin könnte ich ein Büro im mittleren Westen unterhalten. Vielleicht würde mich das sogar beflügeln, etwas Neues, Abenteuerliches zu wagen – beispielsweise Touren zu den Seen im Norden zu organisieren. Eine neue, angenehme Umgebung regt immer die Kreativität an.
    »Es ist grad, als wär hier noch Winter.« Vickis Nase klebt an der getönten Fensterscheibe des Busses. Der große Reifen liegt schon etliche Meilen hinter uns. Sie sah ihn sich wortlos an, als wir langsam vorbeifuhren, wie eine Touristin, die eine kleine Pyramide sieht. »Eigentlich«, sagte sie, als gleich danach ein großes eingezäuntes Ford-Werk – so flach und ausgedehnt wie Nevada – ins Blickfeld kam, »eigentlich hab ich das alles hinter mir.«
    »Wenn dir das Wetter nicht paßt, dann wart einfach zehn Minuten. Das haben wir im College immer gesagt.«
    Sie bläst die Backen auf, als erst der Walter Reuther Boulevard und das Fisher Building vorbeiflitzen, ehe sich in der verschleierten grauen Ferne das massige Olympia auftürmt. »In Texas sagt man das die ganze Zeit. Wahrscheinlich sagt man’s überall.« Sie blickt zurück auf die Silhouette des Stadtzentrums. »Weißt du, was mein Daddy über Detroit sagt?«
    »Es hat ihm hier wohl nicht sehr gefallen.«
    »Als ich ihm erzählte, daß ich mit dir heute hier rausfliege, hat er nur gesagt: ›Wenn Detroit je ein Staat geworden wäre, dann würde es aussehen wie New Jersey.‹« Sie lächelt mich verschmitzt an.
    »Detroit bietet nicht so viel Abwechslung, aber mir gefällt eigentlich beides.«
    »Er mag New Jersey, aber hier hat es ihm nicht gefallen.« Wir schwenken in den langen Betongraben des Lodge Freeway ein, der aus dem Stadtzentrum herausführt. »Ihm hat es noch nie irgendwo richtig gefallen, was ich immer irgendwie schade fand. So übel sieht’s hier gar nicht aus. Eine Menge Farbige, aber das macht gar nichts. Die müssen auch leben.« Sie nickt ernst, greift dann nach meiner Hand und drückt sie, während wir in ein mit Dampflampen beleuchteten Tunnel eintauchen, der uns zum Hafenviertel und zum Ponchartrain bringen wird.
    »Das hier war die erste Großstadt in meinem Leben. Wir sind zu meiner Studentenzeit öfter hierhergefahren, um uns Stripshows anzusehen und Zigarren zu rauchen. Es war für mich irgendwie die erste Stadt Amerikas.«
    »So ähnlich kommt mir Dallas vor. Es stört mich aber nicht, daß ich von dort weg bin. Nicht mal ein winziges bißchen.« Sie spitzt energisch die Lippen und läßt meine Hand los. »Mir geht’s jetzt viel besser, das steht fest.«
    »Wo wärst du denn lieber?« frage ich, während das milchige Licht von der Jefferson Avenue in unseren Bus dämmert und Passagiere zu murmeln beginnen und ihre Habseligkeiten an sich nehmen. Jemand fragt den Busfahrer nach einem zusätzlichen Halt auf der Hotelschleife. Wir können allesamt unsere Ankunft kaum erwarten.
    Vicki sieht mich feierlich an, als sei der Ernst dieser Stadt zu ihr durchgedrungen und lasse jede Unbeschwertheit heuchlerisch erscheinen. Und aufs Ernstsein versteht sie sich. Ich hatte natürlich gehofft, sie würde sagen, daß sie nirgendwo lieber wäre als bei mir. Aber ich kann nicht alle ihre Wünsche nach dem Vorbild formen, das ich für sie habe, nicht jeden ihrer Träume so erfüllen, wie ich das mit meinen eigenen tue. Doch sie ist gegen diese Detroiter Kühle so ungeschützt wie ich, und das macht mich insgeheim stolz auf sie.
    »Hast du nicht gesagt, daß du hier irgendwo aufs College gegangen bist?« Sie denkt an etwas, an das sie nur schwer herankommt, es ist nur der Schimmer eines Gedankens.
    »Etwa fünfzig Meilen von hier.«
    »Und wie war es dort?«
    »Es war eine

Weitere Kostenlose Bücher