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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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möglich sind, verwöhnt. (Das gilt für immer weniger Menschen, gerade auch Frauen.) Dabei ist es wahrscheinlich keine Kleinigkeit, hier mit mir zusammenzusein, in einem fremden gläsernen Hotel in einer kalten und finsteren Stadt, so fremd wie ein Mensch für einen Mandrill, und sich einzureden, sie sei verliebt.
    »Mann-o-Mann-o-Mann«, flüstert sie.
    »Sag mir, womit ich dich am glücklichsten machen kann. Dazu bin ich hier, und das ist die Wahrheit« – oder doch der größte Teil davon.
    »Okay, dann laß uns nicht die ganze Nacht in diesem ollen Sessel sitzen und zugucken, wie das schöne große Bett da drüben verschimmelt. Ich geh los wie ein Knallfrosch, wenn ich bloß an dich denke. Ich hab schon geglaubt, du hörst nie auf zu telefonieren.«
    »Ich hab aber aufgehört.«
    »Dann sieh dich jetzt lieber vor.«
    Und dann hüllt uns das kalte Zimmer vollkommen ein, und wir versinken in schlichter nächtlicher Liebesschwermut, Boote zum Floß verbunden, unterwegs in einer dunklen Furt voll kleiner Gefahren. Ein schönes, zärtliches Mädchen aus Texas in einer dunklen Séance. Nichts könnte besser, nichts wohltuender sein als das. Nichts. Laßt euch das von einem Mann sagen, der es wissen muß.
    Vor dem Ende meiner Ehe, aber nach Ralphs Tod, in dieser konfusen, zwei Jahre dauernden Zeit, als ich eine Harley-Davidson kaufte, nach Buffalo fuhr, an einem College unterrichtete, an dieser erst in letzter Zeit langsam nachlassenden Verträumtheit litt und meine enge Bindung an X zu lockern begann, ohne auch nur zu merken, daß da etwas ins Rutschen kam, in dieser Zeit also muß ich mit achtzehn verschiedenen Frauen geschlafen haben – eine Zahl, die mir nicht hoch erscheint und, unter den gegebenen Umständen, auch nicht besonders skandalös oder überraschend. Ich bin sicher, X wußte davon, und im Rückblick sehe ich auch, daß sie ihr möglichstes getan hat, sich darauf einzustellen, daß sie versucht hat, mir die kläglichsten Selbstvorwürfe dadurch zu ersparen, daß sie keine Fragen stellte und mir keine strenge Rechenschaft über die Tage abverlangte, die ich beruflich in irgendeinem Sportmekka verbrachte – in einem Denver oder einem St. Louis –, wohl weil sie erwartete, ich würde eines Tages schon wieder zu mir kommen, was sie selbst bereits geschafft zu haben glaubte (und heute wahrscheinlich wieder in Frage stellen würde, wo immer sie gerade sein mag – heil und gesund, hoffe ich).
    Das wäre, glaube ich, nicht so schlimm gewesen, hätte ich nicht bei den Frauen, mit denen ich »zu tun hatte«, einen Punkt erreicht, wo ich völlige Versenkung zu simulieren suchte – ein schlechte Idee, wie jeder weiß, der beruflich viel unterwegs ist. Doch wenn es schlecht lief, konnte es passieren, daß ich nach einem Spiel allein auf der Pressetribüne saß, in irgendeinem amerikanischen Sportpalast aus Beton und Stahl. Sehr oft war eine Reporterin noch damit beschäftigt, ihren Spielbericht für die Spätausgabe zu Ende zu schreiben (ich hatte mittlerweile einen Blick für solche Nachzügler), und wir landeten bei einigen Martinis in irgendeiner stimmungsvollen Panoramabar, fuhren dann mit meinem Mietwagen hinaus zu irgendeiner kleinen, zum Garten hin offenen Vorortwohnung mit indirekter Beleuchtung und Bastmatten am Boden, wo kein Ehemann wartete, dafür eine Tochter – eine kleine Mandy oder Gretchen –, und wo, ehe ich mich umsah, das Baby eingeschlafen war, die Musik leiser gestellt, Wein eingeschenkt, und schon lag ich, plumps, mit der Reporterin im Bett. Und zack! Augenblicklich wollte ich mit allem, was ich hatte, ein Teil dieses Lebens sein, wollte mich als voller (wenn auch nur vorübergehender) Teilhaber ganz und gar in ihrem kleinen Dasein einnisten, ihre geheimsten Illusionen und Hoffnungen teilen. »Ich liebe dich«, hörte ich mich mehr als einmal zu einer Becky, Sharon, Susie oder Marge sagen, die ich nicht länger als vier Stunden und fünfzehn Minuten kannte! Und ich war von dem, was ich sagte, absolut überzeugt; und um es zu beweisen, ließ ich ein Sperrfeuer aus neugierigen, persönlichen Fragen los – ich verlangte, mit anderen Worten, von ihr, mir möglichst viele Fragen nach dem Warum und Wer und Was in ihrem Leben zu beantworten. Alles nur, um besser in ihr Leben hineinzukommen, diesen schrecklichen Abstand zu überwinden, der uns trennte, für ein paar ziellos dahintreibende Stunden die Tür zu schließen, Vertrautheit und Interesse und Voraussicht zu simulieren und das alles

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