SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
allerdings jetzt zugeben, dass Gunther auch dabei Recht gehabt hatte.
„Wollt ihr eine bessere Hegemonie? Eine Hegemonie, die die Freiheit der Menschen achtet?“
„Ja“, schallte es zurück. Und da es schon die sechste oder siebte einfache Frage war, kam die Antwort mittlerweile praktisch automatisch. Berg stand in der Menge, um, wie er sagte, ein besseres Gefühl für die Menschen zu bekommen. Außerdem sei er nicht so redegewandt wie Jim und wolle daher lieber etwas im Hintergrund bleiben. Und solange Jim die richtigen Worte betonte, liefe sowieso alles glatt.
„Wollt ihr den Hochkommissar frei wählen?“
„Ja!“
„Wollt ihr die Macht der verbrecherischen TDF beschränkt wissen?“
„Ja!“
„Wollt ihr eine Absetzung des TDF-Oberkommandos?“
Und so ging es weiter. Die Menge steigerte sich immer mehr in die Rolle des Mobs und die Stimmung wurde aggressiver, ohne dass der von seinem eigenen Redefluss berauschte Johnson etwas davon merkte – obwohl sich ihm bei jeder Antwort immer mehr Fäuste entgegenstreckten. Endlich hörte ihm einmal jemand zu und bestätigte ihn. Johnson fühlte sich zunehmend sicherer und begann, nicht abgesprochene Fragen aufzuwerfen, die die Menge weiter anheizten. Auch damit hatte Berg gerechnet.
„Doch was tut die TDF? Sie verschanzt sich hinter dicken Mauern und ignoriert uns! Uns, das Volk! Wollen wir uns das gefallen lassen?“ Wie ein einziger Aufschrei schlug ihm die Antwort aus tausend Kehlen entgegen: „Nein!“
Damit hatte die Demonstration einen Punkt überschritten, den jeder Sicherheitsbeamte fürchtete. Aus einer zumindest bejahenden Grundstimmung war etwas Destruktiveres geworden. Man war plötzlich im Kollektiv gegen etwas. Der Unterschied ist bei nüchterner Betrachtung nicht sonderlich groß, doch in dieser aufgeputschten Stimmung war es wie ein Streichholz an der Lunte. Es war nur noch ein kleiner Schritt, bis die Menge gegen das „Etwas“ aktiv werden wollte, das alle auch ablehnten. Es war nur noch nicht greifbar genug. Das eigentliche Ziel fehlte noch. Das Handlungsmoment …
Die Sicherheitsbeamten der Terran Defence Police Forces (TDPF) gingen nun in Stellung. Unterstützt von den planetaren Polizeistreitkräften hatten sie zusammen fast zwei Kompanien einsatzbereit auf Abruf bereitstehen. Die TDPF-Trooper standen auf dem Gelände der TDF, während die lokale Polizei einen lockeren Kordon um die Demonstranten zog, der mehr zum Flaggezeigen als zur Aufruhrbekämpfung geeignet war, zumal das Verhältnis Demonstranten zu Polizei 20:1 betrug und ständig schlechter wurde.
Jetzt bedurfte es nur noch eines Funkens, das wusste Berg. Würde sein Freund da oben auf dem Flugwagen ihm diesen Gefallen tun? Wie aufs Stichwort fuhr Thomson fort: „Wollen wir uns weiter wie dumme Kinder behandeln lassen, denen man jedes Mitspracherecht abspricht?“
„Nein!“, kam es zurück. Die Menge drängte weiter vor. Kein Student ließ sich gerne entmündigen …
„Aber man behandelt uns so! Oder seht ihr einen Einzigen, der mit uns reden will und unsere berechtigten Forderungen entgegennimmt?“
„Nein!“ Jetzt wurde es langsam Zeit, zu verschwinden. Berg drehte sich zu einem Hochhaus um, das dem TDF-Areal gegenüber lag, und nickte einmal kurz in Richtung des obersten Stockwerks. Er wusste, dass er von da oben beobachtet wurde. Eine Bestätigung würde es nicht geben und er drängelte sich schnell aber unauffällig aus dem Pulk von Menschen, der mittlerweile auf knapp zweitausend angewachsen war, und ging in ein nahes Café, setzte sich an einen Tisch und beobachtete durch das Fenster den weiteren Ablauf.
„Es wird Zeit, dass man uns ernst nimmt. Wollen wir hier weiter bloß rumstehen?“
„Nein!“
Wie aufs Stichwort ging das Portal auf und ein Zug TDF-Securitytrooper marschierte durch das Tor und nahm vor der TDF-Zentrale Aufstellung. Die Demonstranten wichen etwas zurück, als sie die für Straßenkämpfe ausgerüsteten Polizisten mit ihren Betäubungsblastern, Lähmstöcken, Gasmasken und die Schutzkleidung mit Körperschilden sahen.
„Seht, das ist die Antwort auf unseren friedlichen Protest“, schrie Melissa d’Amblert und ihr Ruf wurde weitergegeben.
Von seiner eigenen Courage berauscht brüllte Jim in sein Megaphon: „Wir sind hier nicht auf Jerusalem! Wir lassen uns nicht unterdrücken!“
Ein paar etwas weiter in der Mitte stehenden Studenten griffen nun in ihre Taschen und brachten Steine hervor, die sie mitgebracht hatten, und warfen
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