SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
hatte. Aber die Tatsache, dass sie ihn tatsächlich hatten, zeigte auf, dass ein kompletter Datensatz erbeutet worden war.
Die zentralen Sicherheitscodes wären sonst sofort als Erstes gelöscht worden, wenn auch nur der Ansatz ihrer Gefährdung erkennbar gewesenwäre. Und das nicht nur auf gesonderten und ausdrücklichen Befehl des Kommandanten, sondern auch im Ermessen der Schiffs- oder Stations-KI. Es war also ein Sieg auf ganzer Linie gewesen – wenn man den Verlust der Juno einmal nicht weiter berücksichtigte. Aber wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich auch Späne. Nichts im Leben ist völlig umsonst. Auch wenn das in Julius‘ Augen kein Trost war. Er empfand es als komisch, dass ihm der Verlust der eigenen Leute so nahe ging, während die wesentlich gravierenderen Verluste der TDSF ihn völlig kalt ließen.
Er hatte sich vorgenommen, darauf zu achten, wann er aufhörte, die eigenen Opfer auf die leichte Schulter zu nehmen. Das war dann der Zeitpunkt, wo etwas wirklich aus dem Ruder lief. In Julius‘ Augen hatte ein guter Führer immer das Wohl seiner Leute im Auge zu behalten. In der Masse wie auch individuell betrachtet.
Er hatte das mit seinem Freund Rochester diskutiert. Andy hatte ihn nur nachdenklich angesehen und gemeint, dass man immer einen bestimmten Preis für alles zu zahlen hätte. Wenn man im Nachhinein daran zu zweifeln begann, dass das alles den Preis auch wert sei, dann hat man im Vorfeld entscheidende Fehler gemacht. Gute Führer wissen, wann man wen für was opfern muss, um das Gemeinwohl oder das Ziel zu fördern. Und dann hatte er etwas gesagt, das Julius ein wenig Angst gemacht hatte. Sein Freund meinte, mit einem Achselzucken unterstrichen, dass eine popelige Fregatte diese Daten weiß Gott wert gewesen war.
Wie hatte er seinen alten Freund anfangs unterschätzt. Entweder war Andy mit der Aufgabe gewachsen, oder er hatte seinen Freund nie richtig gekannt. Auch musste er sich fragen, welche Entscheidungen Andy tatsächlich jeden Tag fällte, um so leicht über den Tod von 340 Männern und Frauen hinweggehen zu können. Gab es da einen Gewohnheitseffekt? Er hoffte nicht. Verdammt, er hasste es, seine Leute zu verlieren. Jeden einzelnen!
Aber nun musste er sich wieder Korkland widmen. Es war schon komisch. Die Wirtschaft wuchs so schnell, dass sie daraus resultierend finanzielle Probleme hatten. Normalerweise sollte das die Staatskassenfüllen. Aber sie gaben das Geld offensichtlich schneller aus, als sie es einnahmen. Also mal genau hinhören, obwohl das ein Thema war, das er auch privat immer gern den Experten überlassen hatte.
„… und so kommt es, dass wir trotz explosionsartig gestiegenem Steueraufkommen ständig defizitäre Haushalte haben, die das Zinsniveau weiter nach oben treiben, zumal wir uns über den Hegemoniefonds für Wirtschaftsförderung noch nicht einmal kurzfristig refinanzieren können. Von langfristigen Krediten der Hegemoniebank ganz zu schweigen.
Es wird nun offensichtlich, dass wir die Zweiteilung unseres Haushalts so nicht länger geheimhalten können. Das drastisch gestiegene Preisniveau in Verbindung mit den stetig steigenden Zinsen lässt bald das Kommissariat für Finanzen der Hegemonie auf den Plan treten. Dann müssen wir unsere Haushalte offenlegen. Dazu sind wir gemäß der Grand Charta verpflichtet“, führte Korkland aus.
Sofort führte der Präfekt für Wirtschaft, Theodor Franklin Galvanus, den Faden weiter. „Bei einer Gesamtbevölkerung von knapp fünf Milliarden Menschen ist die Republik zwar nicht wirklich klein, zumindest nicht im Vergleich zu den anderen Nationen, doch fehlen uns vor allem die menschlichen Ressourcen, um der gestellten Aufgabe gerecht zu werden. Eine Flotte zu bauen, zu bemannen und zu unterhalten ist zunächst einmal nicht unser eigentliches Problem. Auch die Schaffung der notwendigen Infrastruktur ist machbar. Unser eigentliches Problem ist die Geheimhaltung und der Bau der Flotte, praktisch abseits der normalen Handelsrouten in einem Sackgassensystem.“
„Aber das ist doch der Clou, Theodor“, warf der Präfekt für Außenbeziehungen, Charles Napier, ein. „Ohne Capitol hätten wir das erst gar nicht hochziehen können.“
„Logistisch ist das aber extrem kostspielig“, wandte der Präfekt für Transport und Verkehr, Gaius Aurelianus Veltman, mit zusammengebissenen Zähnen ein, was nur seinen Frust verdeutlichte. „Die Sache ist nämlich die, dass wir alles bis hinter Pergamon oder zumindest bis
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