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Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung

Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung

Titel: Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Schneeweiß , Theodor Hellbruegge
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& Suchodoletz, W. v. (2009): Prognose und Möglichkeiten der Vorhersage der Sprachentwicklung bei Late Talkers.
Kinderärztliche Praxis, 80 (5)
, 318 – 328.
    Schröder, H. & Waltersbacher, A. (2010):
Heilmittelbericht 2010
. Bonn. Sinzig, J. (2011):
Frühkindlicher Autismus
. Heidelberg: Springer.
    van Weerdenburg, M., Verhoeven, L. & van Balkom, H. (2006): Towards a typology of specific language impairment.
Journal of Child Psychology and Psychiatry, 47 (2)
, 176 – 189.

HARALD BODE
    Neuropädiatrische Fragen bei der Untersuchung von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen
Einleitung
    Sprachentwicklungsstörungen haben eine Lebenszeitprävalenz von 10 – 15%. Sie haben vielfältige Ursachen und entstehen in einem Zusammenwirken genetischer Veranlagungen, biologischer Störungen und Einflussfaktoren des sprachlichen und sozialen Umfeldes. Bei Erwachsenen ist die Sprache vorrangig in der linken Gehirnhälfte lokalisiert. Dabei werden semantische und grammatische Informationen an unterschiedlichen Stellen verarbeitet. Diese Differenzierung entsteht bei Kindern erst in den ersten Lebensjahren. Die Sprachentwicklung kann durch genetische und exogene Störungen beeinträchtigt werden (AWMF 2011).
    Eine aktuelle Leitlinie zur Diagnostik umschriebener Sprachentwicklungsstörung definiert diese als umschriebene Entwicklungsstörung, die nicht kausal auf neurologische Veränderungen bzw. Schädigungen, körperliche Fehlbildungen (z. B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte), Intelligenzminderung, tiefgreifende Entwicklungsstörung, genetische Syndrome, Mehrfachbehinderung, Störungen des Verhaltens, emotionale Störungen oder soziokulturelle Umweltfaktoren wie eine anregungsarme Umgebung zurückgeführt werden können (AWMF 2011). Häufige Komorbiditäten bei umschriebenen Sprachentwicklungsstörungen sind das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS), emotionale Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, umschriebene Entwicklungsstörungen der Motorik und die Lese-Rechtschreib-Störungen (Suchodoletz 2004).
    Dem Neuropädiater kommt die Aufgabe zu, bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen somatische Ursachen und Komorbiditäten auszuschließen bzw. festzustellen, gegebenenfalls eine Behandlungsindikation und einen Behandlungsplan zu erstellen und den Behandlungsverlauf und -erfolg zu prüfen (Straßburg 2002).
Somatische Ursachen von Sprachentwicklungsstörungen
    Periphere Hörstörungen
sind häufige Befunde im Vorschulalter. Bei bestimmten Erkrankungen finden sich therapiebedürftige Schallleitungsstörungen häufig. Ursachen sind chronische Mittelohrergüsse und Belüftungsstörungen der Ohrtrompete infolge von vergrößerten Rachenmandeln (Adenoide) oder neuromuskulären Störungen. Letztere findet man gehäuft u. a. bei Kindern mit Zerebralparese, Muskelerkrankungen und Trisomie 21.
    Störungen des Innenohrs
werden bei genetisch bedingten Erkrankungen (monogene Leiden, chromosomale Aberrationen, Syndrome), Fehlbildungen, intrauterinen Infektionen (z. B. Röteln), perinatalem Sauerstoffmangel, Intoxikationen, nach Medikamenten (z. B. Antibiotika, Chemotherapeutika), Meningitiden, nach Barotrauma (Lärm) und im Rahmen akuter Erkrankungen gefunden. Eine fachkundige Hörprüfung ist daher bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen immer erforderlich.
    Zentrale Hörstörungen
sind demgegenüber seltener, aber im Einzelfall therapeutisch bedeutsam. Sie werden u. a. gefunden bei Tumoren des 8. Hörnervs (Akustikusneurinome), Fehlbildungen im Hirnstamm und Hirntumoren. Im Verdachtsfall ist das Gehirn mittels Kernspintomographie (MRT) zu untersuchen.
    Störungen der
zentralen Hörverarbeitung
gehen mit rezeptiven Sprachstörungen einher. Diese findet man bei Fehlbildungen der Gehirnrinde, z. B. dem bilateralen perisylvischen Syndrom, Polymikrogyrien oder Pachygyrien (Boscariol 2011). Störungen der
neuronalen Netzwerke
im Gehirn sind bei CSWSS (continuous spike wave activity in slow sleep) und dem Landau-Kleffner-Syndrom anzunehmen. In diesen Fällen führt die Ableitung eines Schlaf-EEGs zur Diagnose. Weiter sind Netzwerkstörungen bei Kindern mit Intelligenzminderung und Autismus-Spektrum-Erkrankung anzunehmen. Bei Kindern mit ADHS besteht z. T. eine Störung der auditiven Aufmerksamkeit.
    Motorisch-koordinative Störungen
der Sprechwerkzeuge findet man im vorsprachlichen Bereich in den elementaren Formen von Ess-, Schluck- und Fütterstörungen. Diese treten gehäuft bei ehemaligen Frühgeborenen und bei

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