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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Schäuble und seine Freunde planen das schon lange.«

    Henning grinste: »Hey, ich liebe Verschwörungstheorien.«

    »Du, das ist nicht lustig! Gerade dir als Computerfreak müssten sich doch alle Nackenhaare sträuben. Vorratsdatenspeicherung, Mitlesen jeglichen E-Mail-Verkehrs, Bundestrojaner, Zugriff auf private Computer, sogar ohne richterlichen Beschluss! Mensch, Henning, das ist kein Science-Fiction-Schmöker, das will Schäuble wirklich! Die Speicherung sämtlicher Passbilder und Fingerabdrücke, flächendeckende Videoüberwachung mit automatischer Gesichtserkennung, die bald kommen soll wie in England, und jetzt diskutieren die Hardliner schon über einen Plastikchip mit Sender, den Straftäter unter die Haut gepflanzt bekommen sollen, damit man sie auch nach Verbüßung der Haft jederzeit verfolgen kann.«

    »Nur bei Terroristen und Sexualstraftätern«, warf Moritz ein.

    »Du findest das auch noch okay? Und immer wieder die Bundeswehr: polizeiliche Befugnisse für die Armee, Abschuss ziviler Flugzeuge, sobald der Anschein besteht, sie seien entführt worden. Hallo, wo lebe ich denn auf einmal? Einer aus deiner Partei fordert sogar, dass die Bundestrojaner schon ab Werk in jeden Computer …«

    »Beruhig dich, Petra«, unterbrach Moritz. »Das ist nicht Mehrheitsmeinung. Mit mir war das nicht abgesprochen.«

    »Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was es bedeutet, wenn Schäuble den Einsatz der Bundeswehr im Inneren propagiert?«

    »Doch nur für Krisenzeiten.«

    »Moritz, du bist ein kluger Journalist. Zumindest warst du es einmal. Dir sollte bekannt sein, dass die Notstandsgesetze von 1968 diesen Einsatz längst vorsehen. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass eine Zweidrittelmehrheit des Bundestags zustimmt. Verstehst du? Das ist es, was den Rechten ein Dorn im Auge ist: Sie wollen auch ohne parlamentarische Zustimmung den Kriegszustand installieren können, wann immer es ihnen passt! Erinnerst du dich an Gladio?«

    »Klar. Eine Verschwörung von Militärs und Rechtsradikalen in Italien und Belgien während des Kalten Kriegs. Ist 1990 aufgeflogen. Was hat das mit uns zu tun?«

    »Gladio wurde vom NATO-Hauptquartier in Mons geführt, war für eine Reihe von Attentaten verantwortlich, die niemals richtig aufgeklärt wurden, und erstreckte sich jahrzehntelang über ganz Westeuropa und die Türkei. Eine EU-Resolution protestierte dagegen und forderte Aufklärung, aber Italien und Belgien waren die einzigen Länder, in denen gegen Gladio ermittelt wurde. Mich würde es nicht wundern, wenn Teile des Netzwerks noch heute aktiv sind.«

    Petra sah ihn zornig an und Moritz hatte das Gefühl, dass sie sich aus bloßer Opposition zu ihm in derartige Rage geredet hatte.

    »Sprecht weiter«, sagte Henning. »Ich kann den Minisender nur aufspüren, wenn er aktiv ist. Die meisten Wanzen sind nämlich schallgesteuert. Das heißt, sie schalten ab, wenn es still ist, um Batterien zu sparen.«

    »Wer soll diese Wohnung denn verwanzt haben?«, fragte Petra irritiert.

    Moritz zögerte.

    Henning, der Computerfreak, antwortete an seiner Stelle: »Wolfgang Schäuble, der Großmeister der deutschen Sektion von Gladio.«

    »Verarsch mich nur.«

    »Sorry, Petra. Nein, Lemmi und die mutige Carola haben den Verdacht, dass ihre Gespräche belauscht werden.«

    »Die mutige Carola?«

    Henning grinste. »Der Blitz nennt sie so, das Fachblatt für Volksbildung. Aber das liest du ja nicht. So gebildet, wie du bereits bist.«

    Petra schüttelte den Kopf und schaltete das Radio ein. »Ich denke, dieser Kasten liefert genug Geräusche für eure Wanzenjagd, oder?«

    Henning hob den Daumen als Zeichen seiner Zustimmung, dann setzte er die Suche fort. In sämtlichen Räumen der Wohnung peilte er mit dem Antennenstummel über Wände und Parkett, über Möbel, Blumentöpfe und Heizungsverkleidung. Besonders ausführlich beschäftigte er sich mit dem Telefon. Er wies Moritz sogar an, per Handy seinen Festnetzanschluss anzuwählen – manche Wanzen begannen erst zu senden, wenn in der Leitung gesprochen wurde.

    Nichts, keine Anzeichen eines Lauschangriffs.

    Henning schaltete den Detektor aus.

    Petras Handy piepste.

    Moritz fragte: »Können wir auch mein Büro untersuchen?«

    »In Düsseldorf?« Henning blickte auf die Uhr.

    Petra las die SMS, die sie erhalten hatte, und bemerkte mürrisch: »Gretchen lässt dich grüßen, Moritz.«

    »Was schreibt sie?«

    Petra reichte ihm das Mobiltelefon.

    Habe mit Volkan Schluss

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