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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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der Bombe.

    Ich bin auserwählt, dachte Rafi. Inschallah.

12.

    U-Bahnhof Oststraße. Zander verließ den Zug und steuerte die Treppe an. Ein beißend kalter Wind schlug ihm entgegen. Seit ihn Benedikt Engel, Leiter der Direktion Kriminalität, angerufen hatte, war Zander ins Grübeln verfallen. Über all das, was er im Leben verkorkst hatte. Und wie vergeblich es war, sich bessern zu wollen.

    Die Anweisung des Kripochefs als SMS auf Zanders Handy: Wir müssen reden, sagen wir zwanzig Uhr im Schumacher an der Oststraße. Fragen Sie nach der Radschlägerstube.

    Zander unterteilte sein Leben in die Zeit vor dem Tod seiner Frau und in die danach. Beate war depressiv gewesen, und so oft sich Zander auch sagte, dass nicht er, sondern die defekte Chemie in Beas Gehirn der Grund für ihren Selbstmord gewesen war, meldete sich zugleich eine Stimme, die behauptete, er hätte es verhindern können.

    Der Martin Zander zuvor: ein Zyniker, der nichts anbrennen ließ. Der Einbrecher schnappte und heimlich ihre Beute beiseiteschaffte, um sie selbst an einen Hehler zu verscheuern. Der einmal sogar mit seinem Partner Arnie Haffke einen Juwelierladen ausgeräumt hatte. Nie war etwas aufgeflogen. Nachdem Arnie von einem Irren ermordet worden war, hatte Zander zum ersten Mal seinen Job ernst genommen, sich in die Ermittlungen gestürzt und war darin aufgegangen. So sehr, dass er die Hilferufe seiner kranken Frau nicht wahrgenommen hatte.

    Bea hatte ihn sogar gebeten, das Tavor ins Klo zu werfen, das sie süchtig gemacht hatte. Er dagegen hatte geglaubt, die Pillen würden helfen – warum sonst verschrieb der Hausarzt das Zeug ein ums andere Mal? Eines Tages hatte sie ein ganzes Röhrchen von dem Mittel geschluckt. Nichts ahnend hatte sich Zander an jenem Abend zu ihr gelegt, um am nächsten Morgen neben einer Toten aufzuwachen.

    Die Erinnerung würde ihm immer gegenwärtig bleiben: Bea in ihrem blassgrünen Lieblingspyjama, ausgekühlt und fast steif. Sie hatte nicht einmal einen Abschiedsbrief hinterlassen. Während er auf den Notarzt gewartet und die Hand einer Toten gehalten hatte, war ihm klar geworden, dass sie ihn weit dringender gebraucht hätte als Arnie Haffke und die übrigen Opfer des irren Mörders.

    Sein Leben danach: ein einziger Versuch, alles gut zu machen.

    Zander musste zugeben, dass er es dabei nicht weit gebracht hatte. Doch nie hätte er darauf gewettet, dass ihn ausgerechnet sein Scheitern im Rauschgift-Einsatztrupp an einen Schreibtisch in Ela Bachs Kriminalkommissariat 11 spülen würde.

    Er zog die alte Holztür auf und betrat das Brauhaus.

    Lärm schlug ihm entgegen und der Dunst von Bier, Schweinshaxen und Sauerkraut. Es herrschte Hochbetrieb, Düsseldorf läutete das Wochenende ein. Touristen blockierten den Gang und äugten nach Plätzen, die vielleicht frei werden würden. Der überforderte Köbes ignorierte Zander.

    Eine Holztreppe führte in den ersten Stock. Hier ging es ruhiger zu. Hinter den Toiletten fand Zander die Tür zur Radschlägerstube, an der ein gelber Klebezettel hing.

    Geschlossene Gesellschaft – wetten, dass das Engels Handschrift war.

    Zander klopfte und trat ein.

    Das Gastzimmer war komplett mit dunklem Holz verkleidet. Ein einziger Mann saß im trüben Licht einer schmiedeeisernen Deckenfunzel am Ecktisch und winkte Zander zu.

    Benedikt Engel, Leitender Kriminaldirektor, knapp zwei Meter lang und wenige Jahre jünger als Zander. Das Haar noch dicht, die Schläfen nur leicht angegraut. Im schicken Anzug wirkte Engel, als sei er einem Modekatalog entsprungen und nicht die Nummer drei der Düsseldorfer Polizeibehörde. Doch Zander ließ sich nichts vormachen. Er wusste, dass der Lange mit allen Wassern gewaschen war. Ihn konnte man nicht übertölpeln, allenfalls sich mit ihm arrangieren.

    Engel erhob sich. »Schön, dass Sie gekommen sind.«

    Als hätte ich eine Alternative gehabt, dachte Zander.

    Vor Engels Platz standen ein Tässchen Espresso sowie ein Glas Wasser, daneben ein Tablett mit einer Auswahl verschiedener Getränke. Offenbar wollte der Kripochef nicht, dass ein Kellner das Treffen störte.

    »Bin ich spät dran?«, fragte Zander. »Manchmal geht meine Uhr etwas nach.«

    Engel winkte ab.

    Eine Sitzung zu zweit, fernab der Festung, dienstlich, aber inoffiziell – Zander überlegte, was das für ihn bedeutete.

    »Wie steht’s im Mordfall Noureddine Diouri?«, fragte der Leitende Kriminaldirektor.

    »Kann ich noch nicht sagen.«

    »Ein erster

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