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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Moritz Lemke ist ein verdammter Freiheitlicher geworden und kungelt mit der Verdummungspresse. Das hätte ich dir zuallerletzt zugetraut! Jetzt verstehe ich, warum sich deine Ex von dir getrennt hat.«

    Moritz atmete tief durch. »Petra weiß nichts davon. Außerdem läuft mein Vertrag nur bis Juni.«

    »Was willst du damit sagen?«

    »Halt meinen Namen raus, wenn du über Pro Freiheit schreibst.«

    »Du willst mit deinem Brötchengeber nicht in Verbindung gebracht werden? Warum machst du es dann? Vergolden dir die Freiheitlichen den Hintern? Kannst du überhaupt noch in den Spiegel schauen?«

    Moritz legte auf und saß wie gelähmt in seinem fabrikneuen Sessel.

    Ja, er machte den Job wegen des Geldes. Aber nicht nur.

    Zum ersten Mal im Leben habe ich Einfluss, sagte sich Moritz. Zumindest ein bisschen.

16.

    Rafi war aufgeregt, als transportiere er die Bombe bereits im Kofferraum. Mit Bruder Said auf dem Beifahrersitz gondelte er durch die Stadt. Sie hielten Ausschau nach einem Ziel, das die Kriterien erfüllte.

    Es regnete heftig, die Scheibenwischer arbeiteten im zweiten Gang. Vor der neuen Fußballarena hielt Rafi an und kratzte seine Narbe. »Was meinst du?«, fragte er und ärgerte sich über das Zittern in seiner Stimme.

    Ein Polizeiwagen fuhr vorbei.

    Cool bleiben, sagte sich Rafi und rieb mit dem Ärmel über das beschlagene Seitenfenster. Das Stadion war eine gute Idee, fand er. »Bis zu zwanzigtausend Menschen bei Heimspielen.«

    »Zwanzig?«, zweifelte Said. »Fortuna spielt dritte Liga, Bruder. Vergiss es.«

    »Dann eben zehntausend, was weiß ich? Ist doch auch nicht schlecht. Wo sonst erwischst du so viele?«

    »Mit einem Koffer voller Sprengstoff kommen wir da nicht rein.«

    »Und wenn wir die Bombe vor der Arena zünden? Die Leute kommen von den Parkplätzen und stauen sich drüben an den Kassen.«

    »Zehntausend?«

    »Nein, aber Hunderte. Und sobald die Sanitäter anrücken, zünden wir die zweite Bombe, inschallah. «

    »Zwei Bomben?«

    »Oder drei, warum nicht?«

    »Ich weiß nicht. Fußball ist nicht gegen den Koran.«

    »Mann, Said, ich dachte, es sollten einfach möglichst viele Ungläubige draufgehen!«

    »Ich kenne auch Brüder, die zur Fortuna gehen.«

    »Echte Brüder, ohne Scheiß?«

    »Klar, Mann.«

    Rafi sah ein, dass er Said für seinen Vorschlag nicht begeistern konnte. Er legte den Gang ein und fuhr weiter, das Rheinufer entlang nach Süden, zurück Richtung Innenstadt.

    »Weißt du, was gegen den Koran ist?«, fragte Said nach einer Weile.

    »Sag schon.«

    »Karneval.«

    »Der war im letzten Monat. Willst du noch ein Jahr lang warten?«

    »Und wie wär’s mit der Kirmes? Tausende auf einem Fleck. Lauter besoffene Schweinefresser.«

    »Kirmes ist erst im Juli. Was ist los mit dir, Said? Willst du die Aktion hinauszögern, oder was?«

    »Nicht so laut, Bruder. Ich hab eine schwere Nachtschicht hinter mir und bin müde.«

    Eine Weile sagte keiner etwas.

    Dann beteuerte Said: »Ich will die Sache nicht verzögern, Ehrenwort.« Er senkte die Stimme und neigte sich Rafis Ohr zu, als gäbe es jemanden, der mithören konnte. »Ich hab Peroxid gekauft.«

    »Wasserstoffperoxid? In echt?«

    »Klar, Bruder.«

    »Wie viel?«

    »Noch nicht genug. Du kannst nicht mehrere Kilo auf einen Schlag kaufen, ohne dich verdächtig zu machen. Denk dran, was Yassin gesagt hat. Der Staat hat seine Spitzel überall.«

    »Du willst den Sprengstoff selbst herstellen?«

    »Ganz easy, Bruder, inschallah. Du nimmst Peroxid, Aceton und etwas starke Säure. Die Brüder in London haben das auch so gemacht.«

    »Hab ich gelesen. Und schon beim Trocknen explodiert das Zeug, sobald ein Sonnenstrahl darauf fällt oder wenn du aus Versehen gegen den Tisch stößt. Es kann sogar ganz von allein hochgehen, Mann.«

    »Hast du etwa Schiss davor, im Dschihad als Märtyrer zu sterben?«

    »Nein«, antwortete Rafi. »Natürlich nicht.«

    »Also ich hab keine Angst.«

    »Ich auch nicht, Said. Hab ich gerade Nein gesagt oder nicht?«

    »Bleib cool, Bruder. Du hast keinen Schiss und ich will nichts verzögern. Sind wir uns einig?«

    Sie fuhren an einer Kirche vorbei.

    Rafi deutete aus dem Fenster. »Hier erwischen wir garantiert keine Brüder.«

    Said fragte: »Wie sollen wir es sonst machen, wenn nicht mit Eigenbau?«

    »Wenn du hochgehst, ohne Ungläubige mitzunehmen, bist du kein Märtyrer, sondern nur ein verdammter Loser, Mann.«

    »Vielleicht weiß Yassin einen Weg.«

    Rafi

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