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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Entscheidung fällt ein Sonderparteitag am kommenden Wochenende. Florian Sommer, bisheriger Chef der Splitterpartei und ehemaliger Aktivist der rechtsradikalen Republikaner, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

    Freitag, 13. März, Blitz, Aufmacher:

    Schöne Carola: Freiheit für muslimische Mädchen »Es darf nicht sein, dass fanatische Väter ihre Töchter in die Burka zwingen«, erklärt Carola Ott-Petersen, 42, und fordert striktes Kopftuchverbot für Schülerinnen. Auch im Strafrecht sieht die Kölner Bundestagsabgeordnete große Defizite: »Siebzig Prozent aller Mehrfach- und Intensivtäter in Deutschland sind orientalisch-muslimischer Herkunft. Warum weisen wir sie nicht endlich aus? Die etablierten Parteien sind viel zu defensiv.«
Nach der NRW-Wahl im Juni will die attraktive Harley-Fahrerin im Landtag gründlich aufräumen. »Filz und Korruption regieren dieses Land. Ich war achtzehn Jahre in der CDU und weiß, wovon ich rede.« Um deutliche Worte ist die künftige Vorsitzende der Freiheitlichen nicht verlegen: »Ich habe schon in meiner Jugend gegen jede Form von Ungerechtigkeit rebelliert.«

15.

    Moritz Lemke verließ die Autobahn über die Ausfahrt Bilk und ordnete sich vor der Ampel am Düsseldorfer Südring in eine der Linksabbiegerspuren ein. Er hasste die Vorstellung, in den zwölf Wochen bis zur Wahl täglich in diese Stadt fahren zu müssen. Seinen Einwand, dass ein Parteibüro in Köln praktischer sei, da auch die Vorsitzende aus der Domstadt komme, hatte Bucerius mit dem Hinweis auf den Landtag abgebügelt.

    Scheißdüsseldorf – das Meer blühender Narzissen links und rechts der Straße konnte an seinem Urteil nichts ändern.

    Freitagmorgen, acht Uhr, Nachrichten im Autoradio: Gleich die erste Meldung betraf seinen neuen Job.

    Ministerpräsident Fahrenhorst, CDU, schließt kategorisch aus, nach der Landtagswahl mit der Bürgerbewegung Pro Freiheit ein Bündnis einzugehen oder sich mit deren Stimmen wählen zu lassen. Sein Ziel sei eine eigene Mehrheit oder die Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition. Er sei zuversichtlich, so Fahrenhorst, dass die Wähler in Nordrhein-Westfalen der rechtspopulistischen Propaganda der sogenannten Freiheitlichen eine klare Abfuhr erteilen werden.

    Kursstürze an den asiatischen Börsen, Bomben in Bagdad, Raketenangriffe auf Israel. Die letzte Meldung kam aus Berlin, wo Muslime gegen eine Ausstellung religionskritischer Plakate protestierten. Eines davon nannte die Kaaba, das berühmte Pilgerziel in Mekka, dummer Stein. Man befürchte einen neuen Karikaturenstreit, so der Nachrichtensprecher. Moritz nahm sich vor, mehr darüber in Erfahrung zu bringen.

    Offenbar fand in der Landeshauptstadt eine Messe statt. Der Verkehr quälte sich über die Völklinger Straße ins Zentrum. Moritz unterquerte das Stadttor, den transparent wirkenden Glasquader, in dessen oberen Stockwerken Ministerpräsident Fahrenhorst und seine Staatskanzlei residierten.

    Wenn die Freiheitlichen im Juni die Fünfprozenthürde überspringen würden, wären sie fast automatisch in der Regierung, überlegte Moritz, denn ihre Stimmen würden vor allem zulasten der jetzigen Koalitionsparteien gehen.

    Moritz linste hinauf zum schicken Glaspalast. Falls Fahrenhorst eine neue Mehrheit brauchte, würde er seine heutige Absage an jede Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen schnell revidieren. Oder über seine Weigerung stolpern – Moritz gönnte ihm den Gewissenskonflikt.

    Carolas gut besuchte Pressekonferenz in dieser Woche, ihr souveräner Auftritt, den er mit ihr einstudiert hatte, sowie die beachtliche Medienresonanz auf ihren Parteiwechsel hatten ihn mit guter Laune infiziert. Moritz fand Gefallen an dem Gedanken, die politische Landschaft durcheinanderzuwirbeln und die herrschende Funktionärskaste zu ärgern. Morgen der nächste Schritt: der Parteitag der Freiheitlichen und die Wahl Carolas zur neuen Vorsitzenden.

    An ihrer Rede hatte Moritz sorgfältig gefeilt. Es war ein Kraftakt, den Kursschwenk von Rechtsaußen zur Mitte glaubhaft zu vermitteln. Dass einige der alten Gründungsmitglieder Verrat witterten und ausgetreten waren, war der Sache dienlich. Moritz beackerte die Medien, schulte Funktionsträger der Partei, erfand Tag für Tag Neuigkeiten, die ein positives Licht auf die Freiheitlichen werfen sollten.

    Moritz lobte sich selbst für den Kunstgriff, das islamfeindliche Image ins Positive zu wenden, indem er die Emanzipation der muslimischen Migranten von

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