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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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telefoniert.«

    »Und?« Moritz sah Norbert Stills Brillengläser vor sich.

    »Ministerpräsident Fahrenhorst hat das Landesamt für Verfassungsschutz beauftragt, die Freiheitlichen als verfassungsfeindlich einzustufen.«

    »Unmöglich.«

    »Meinen Sie? Es steht schon ein Termin für die Pressekonferenz fest, auf der die Partei an den Pranger gestellt werden soll.«

    »Was kann der Verfassungsschutz schon bei uns finden? Da gibt es nichts!« Moritz nahm sich vor, den Internetauftritt auf der Stelle vom Netz zu nehmen und aufs Neue zu überprüfen.

    »Wir haben es mit dem Geheimdienst zu tun. Tricksen und täuschen ist das Metier dieser Leute.«

    »Das wäre illegal!«

    »Tun Sie nicht so naiv, Herr Lemke.«

    »Kann Still etwas tun?«

    »Dazu reicht sein Einfluss nicht aus. Sein Amtsleiter ist dem Ministerpräsidenten treu ergeben, denn Fahrenhorst hat den Mann eigenhändig auf diesen Posten gehievt, wobei es außer seiner Loyalität nichts gibt, was ihn qualifiziert. Fahrenhorst weiß, wie man Machtstrukturen absichert. Er könnte behaupten, die Erde sei eine Scheibe, und der Großteil seiner Beamten würde schwören, dass es stimmt. Sie können sich vorstellen, wie der gute Still sich im Moment fühlt. Ein Verfassungsschützer als Vorstandsmitglied einer angeblich verfassungswidrigen Partei.«

    »Wird man ihn aus dem Amt werfen?«

    »Das ist jetzt nicht wichtig, Herr Lemke. Es geht um die Zukunft der ganzen Partei. Lassen Sie sich etwas einfallen! Wir kennen Sie als Propagandagenie. Zeigen Sie, was Sie draufhaben! Reden Sie mit dem Blitz. Wenigstens steht das Boulevardblatt auf unserer Seite.«

    Moritz beteuerte seinen Willen, das Beste zu geben, murmelte einen Gruß und legte auf.

    Er tippte die Nummer von Alex Vogel in die Tasten.

    »Vogel. Was soll ich Ihnen zwitschern?«

    »Ich bin’s, Moritz Lemke.«

    »Lemmi, altes Haus, was haben Sie mir da eingebrockt?«

    »Eingebrockt?«

    »Wissen Sie, wie viele Leute gestern Anne Will geschaut haben? Rekordeinschaltquote! Wir sind mit unserem Boykottaufruf ganz schön blamiert. Offenbar haben wir die Leute nur heißgemacht auf dieses Theater. Ihr mit eurer schönen Carola! Den Rüffel meines Herausgebers hätten Sie mal hören sollen! Ich hätte zu sehr auf die Kacke gehauen für eure kleine Scheißpartei. Na ja, er hat sich nicht ganz so vornehm ausgedrückt. Jedenfalls darf ich eure Gruppierung bis auf Weiteres nicht mehr erwähnen. Kein Rockerbraut-foto mehr, kein Propheten-Bashing, kein Freiheitsgeschwurbel. Die Luft ist raus.«

    »Haben Sie schon unseren Spot auf YouTube … «

    »Sorry, alter Freund, aber so lautet die Ansage und ich bin letztlich auch nur ein Befehlsempfänger, genau wie Sie. Adios, hombre, vaya con dios!«

    Moritz starrte den Hörer an.

    Vogel hatte aufgelegt.

    Carola klopfte an den Türrahmen. »Ich esse unten einen Happen, bevor ich zum Flieger muss. Kommst du mit?«

     
    Das asiatische Lokal im Erdgeschoss des Hochhauses hatte irgendein teurer Künstler eingerichtet. Moritz und Carola nahmen an einem runden Glastisch Platz. Über ihnen schwebte eine Lampeninstallation, die Wände hingen voller Fotos, deren Rahmen spiegelten und glitzerten.

    Sie wählten von der Karte: Kabeljau im Bananenblatt und Gehacktes von der Ente mit Lotuswurzelsalat. Typisch Düsseldorfer Bling-Bling-Glamour-Scheiß, dachte Moritz und sehnte sich nach seiner Ehrenfelder Lieblingskneipe. Aus Trotz bestellte er ein Kölsch. Zu seiner Überraschung gab es das sogar.

    »Schicker Laden«, sagte Carola.

    »Für Gäste, die keine Jeans anziehen, sondern Designerjeans«, antwortete Moritz. »Und keine Brille aufsetzen, sondern eine Designerbrille. Und daheim steht kein Sofa, sondern …«

    »… ein Designersofa.«

    »Genau.«

    »Du hast doch selbst Designermöbel zu Hause.« Carola probierte ihr Fruchtsaftgetränk namens Monsun Master. »Und ich dachte, du wärst gegen schlechte Laune immun.«

    »Zwei Komma fünf Prozent«, gab Moritz zur Antwort.

    »Ja, ich weiß.«

    »Bucerius sagt, ich soll mir etwas einfallen lassen.«

    »Bucerius. Immer wieder Bucerius.«

    Moritz raunte ihr zu: »Fang jetzt nicht wieder mit der Schwarzgeld-Story an.«

    Sie stocherte in seinen Lotuswurzeln. »Wer ist eigentlich dieser Computerfreak, dem wir den Erfolg bei YouTube zu verdanken haben?«

    »Sag ich dir nicht. Du würdest Henning nur dazu anstiften, Gräfes neues Passwort zu knacken.«

    »Er heißt also Henning.«

    »Mehr erfährst du nicht.«

    Moritz

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