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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Pressemitteilung war raus und die Neuigkeit gegenüber der Meldung vom Morgen bestand darin, dass eines der Opfer ein zum Islam übergetretener deutscher Staatsbürger war. Die Toten galten zugleich als mutmaßliche Täter – die Bombe sei offenbar in Vorbereitung eines Anschlags detoniert.

    Anschlag, Attentat – die bösen A-Worte waren in der Welt.

    Veller konnte sich ausmalen, wie Berlin jetzt rotierte: Der Bundesinnenminister rollt vor die Kameras, Hektik in seiner Behörde, Alarmstufe Rot. Das Gleiche in Düsseldorf, jeder macht sich wichtig, so gut er kann.

    Dass die Kerle es anscheinend auf ein Kinocenter abgesehen hatten, hatten die Presseleute von Bundesanwaltschaft und LKA verschwiegen. Gut so. Eine allgemeine Panik nutzte niemandem.

    Der Empfang wurde schlechter, Veller drehte das Radio lauter. Die nächste Meldung zitierte Reaktionen der Politik. Die Freiheitlichen waren die erste Partei, die reagiert hatten. Sie verurteilten die »Gewaltbereitschaft der islamischen Parallelwelt« und forderten ein Einreiseverbot für Muslime sowie die Internierung aller Hassprediger und Gefährder. Wen auch immer diese Schlaumeier damit meinten.

    Dreieck Düsseldorf-Süd, Veller raste durch den Kreisel, der in die A46 mündete. Die letzten Anrufe: Tatortgruppe und Labor – wieder einmal machte er sich bei Kollegen unbeliebt, denen er auf die Füße trat, obwohl sie ohnehin unter Hochdruck arbeiteten.

    Um welchen Sprengstoff es sich handelte, stand noch nicht fest. Die Laborratten hatten die Hoffnung nicht aufgegeben und fahndeten weiter nach Resten oder Zwischenprodukten. Im schlimmsten Fall hatte sich das Material vollständig in Allerweltsmoleküle wie Wasser, Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid umgesetzt und war somit nicht mehr nachweisbar. Die Frage nach der Zündvorrichtung könnte ebenso unbeantwortet bleiben, erklärten die Spezialisten. Wenn sie vollständig in den Explosivstoff eingepackt gewesen war, würde nichts davon übrig sein.

    Veller erreichte die Völklinger Straße und bog in die Zufahrt zum Landeskriminalamt. Am Ende des Parkplatzes fand er eine Lücke für seinen roten Alfa. Mit dem Material der Arbeitstagung in Meckenheim in seiner Tasche erreichte er sein Büro.

    Eine Frau erhob sich von einem der Stühle am Besprechungstisch, als Veller eintrat. Groß und brünett. Sie wirkte müde, womöglich seit dem frühen Morgen auf den Beinen. Aber recht hübsch. Anfang bis Mitte dreißig, schätzte Veller. Hellbraune Augen, nicht zu schmale Lippen. Kein Lächeln.

    »Kriminaloberkommissarin Winkler vom Polizeipräsidium Düsseldorf«, stellte sie sich vor. »Ich soll euch verstärken, hat man mir gesagt.«

    »Veller«, antwortete er und ergriff die hingestreckte Hand. »Wo sind die anderen?«

    »Es gibt keine anderen.«

    Er stellte die Laptoptasche ab, ließ das BKA-Material aus Meckenheim auf seinen Tisch klatschen und öffnete das Fenster. Baulärm und Staub. Er schloss es sofort wieder. Ein kurzer Blick auf die Titten der Kollegin. Sehr hübsch sogar.

    »Erfahrung mit Islamismus?«

    Winkler schüttelte den Kopf.

    »Staatsschutzsachen? Politisch motivierte Gewaltdelikte? Erfahrungen mit der hiesigen Marokkanerszene?«

    »Nein, aber …«

    »Aber was?«

    »Ich kann ermitteln.«

    »Aha.«

    Veller nahm den Hörer ab, um die Kollegen, die seine Dienststelle aufbieten konnte, zusammenzutrommeln. Zuerst Stefan Dombrowski, der die Akten führen würde.

    Die Frau, die das örtliche Präsidium geschickt hatte, verschränkte die Arme und fragte: »Hast du auch einen Vornamen oder bleiben wir bei Winkler und Veller?«

    Schön, dass du fragst, dachte er und war gespannt darauf, sie einmal lachen zu sehen.

    Dombrowski ging ran und meldete sich.

    »Paul hier«, antwortete Veller und zwinkerte der Kollegin zu. »Kommt ihr bitte zur Besprechung rüber?«

    Hinterher würde er einen seiner Fußballkumpel anrufen, der im Düsseldorfer Präsidium arbeitete und sicher etwas über Winkler erzählen konnte. Veller legte auf und lud die Kollegin mit einer Handbewegung ein, wieder Platz zu nehmen.

    »Ich heiße Anna«, sagte sie.

    Nicht die Spur eines Lächelns.

31.

    Moritz surfte durch die Internetseiten der wichtigsten deutschen Medien, um mitzuverfolgen, welchen Niederschlag die Presseerklärung der Freiheitlichen fand.

    Kurz vor elf Uhr hatte die Generalbundesanwältin beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe das Unglück in Düsseldorf zum terroristischen Gewaltakt und zur Straftat gegen die

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