Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
Berufslebens werden würde. Deutschland war bedroht wie nie seit 1945 – und Moritz war Teil einer Bewegung, die versuchte, dem Land Orientierung zu geben.

    Zwischendurch wählte er mehrmals Carolas Handynummer, doch es meldete sich nur die Mailbox.

32.

    Um alle Richtungen abzudecken, setzte Veller ein Zweierteam auf die einzige Spur an, die als Hinweis auf einen Anschlag Rechtsradikaler interpretiert werden konnte: der Unbekannte, der angeblich zur Tatzeit im Treppenhaus des Vordergebäudes gesehen worden war. Falls in den nächsten Stunden ein Bekennerschreiben aus der Naziszene auftauchte, durfte die Ermittlungskommission nicht unvorbereitet dastehen.

    Dombrowski, der Aktenführer, würde sich mit dem Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht in Verbindung setzen und sämtliche Bankdaten der drei Opfer besorgen. Konten, Geldtransfers, Zahlungsanweiser und -empfänger. Die anfallenden Namen wiederum mit den einschlägigen Dateien abzugleichen und den Hintergrund dieser Leute zu ermitteln, würde weitere Ermittler und mindestens den Rest des Tages beanspruchen.

    Eine Wohnung war bereits unmittelbar vor dem Bombenunglück durchsucht worden, nämlich die der Eltern Abderrafi Diouris. Computer oder Handys seien nicht gefunden worden, versicherte Anna Winkler, die mit vor Ort gewesen war. Offenbar hatte der junge Marokkaner zu diesem Zeitpunkt bereits seine Habseligkeiten in das Gästezimmer des Kulturvereins verfrachtet. LKA-Techniker kümmerten sich um die Auswertung der dort sichergestellten Gegenstände, besser gesagt: der Trümmer, die von ihnen noch übrig waren. Falls Handys gefunden wurden und Verbindungsdaten zu ermitteln waren, stand eine weitere Datenlawine bevor.

    Diouri dämmerte auf der Intensivstation der Uniklinik im künstlichen Koma, an eine Befragung war vorerst nicht zu denken. Ein Uniformierter der Düsseldorfer Polizei bewachte die Station – El Kaida sollte keine Chance bekommen, einen Mitwisser auszuschalten.

    Veller schickte noch einmal zwei Leute zu den Eltern Diouris, um sie zu befragen. Blieben zwei Teams für die anstehenden Wohnungsdurchsuchungen. Die Beschlüsse dazu lagen vor.

    Wie Veller die Ministerialbeamten des NRW-Innenministeriums an der Haroldstraße kannte, würden sie am liebsten schon jetzt ein detailliertes Dossier in den Händen halten. Zudem erwartete die eigene Behördenleitung, dass er an der Pressekonferenz teilnahm, die der LKA-Direktor und der zuständige Bundesanwalt für den späten Nachmittag im Sitzungssaal des Landeskriminalamts anberaumt hatten. Doch Veller entschied, zunächst selbst eine Wohnungsdurchsuchung vorzunehmen, um sich einen Eindruck von den Tätern zu verschaffen, und bestimmte Anna Winkler zu seiner Teampartnerin.

    Bevor sie sich auf den Weg machten, tippte er eine SMS an seinen Schachpartner, dem er den nächsten Zug schuldete: Bitte um Aufschub, Paps. Viel los im Moment.

     
    Auf nach Klein-Marokko – um diese Tageszeit erschien Veller die Route über Südring und Hennekamp als die schnellste Verbindung.

    Als sie auf eine rote Ampel zurollten, fragte er seine Beifahrerin: »Wie war das genau mit Diouri und dem Rauschgift?«

    »Wir hatten einen Anruf«, antwortete Anna. »Ein Informant eines Kollegen vom KK 11 behauptete, Rafi Diouri wolle eins von angeblich fünfzehn Kilo Heroin an ihn verkaufen. Wir vermuten, dass der Stoff eine Hinterlassenschaft aus der Zeit ist, als Rafi und sein älterer Bruder Noureddine das Zeug auf der Straße verkauften. Noureddine war der Kopf der damaligen Bande und wurde vor anderthalb Jahren von einem unbekannten Täter erschossen. Jedenfalls haben wir gestern Abend unter Führung unseres Inspektionsleiters einen Einsatz gefahren, mit allem Pipapo: Telefonüberwachung, Mobiles Einsatzkommando und ein verdeckter Ermittler aus eurem Haus, der den Käufer spielen sollte. Doch Rafi ließ das vereinbarte Treffen platzen.« Sie knabberte kurz an einem Daumennagel, dann fragte sie: »Ist inzwischen irgendetwas von dem Rauschgift am Tatort entdeckt worden?«

    »Nein. Das Labor hat keinerlei Rückstände messen können und auch die Drogenspürhunde haben nichts geschnuppert.«

    »Vielleicht hat Rafi sein Heroin anderweitig versilbert.«

    »Siehst du eine Verbindung zu der Bombe?«

    »Vielleicht wollte er den Stoff verticken, weil die Gruppe Geld für die Anschlagsvorbereitung brauchte.«

    Grün – Veller gab Gas. Er kommentierte Annas Spekulation nicht. Der Anruf des Informanten war zweifellos eine Spur,

Weitere Kostenlose Bücher