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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Lynne
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aufzusetzen”, fügte Constantin erbarmungslos hinzu. “Im Gegenteil. Je unglücklicher du wirkst, desto weniger wird alle Welt überrascht sein, wenn ich dich wieder wegschicke. Du musst nämlich wissen, diese tödlich langweiligen reichen Knacker wechseln ihre Flittchen gern und schnell.”
    Er ging mit ihr zum Ausgang, und Rosie wurde plötzlich nervös. “Meinst du tatsächlich, da draußen sind Reporter?”
    Sekundenbruchteile später stand sie einem Meer von fremden Gesichtern gegenüber. Eine Woge von Blitzlichtern und schreiend vorgebrachten Fragen brach über sie herein. Sie begann, am ganzen Körper zu zittern. Constantin streifte seinen schwarzen Cashmere-Mantel ab, legte ihn ihr mit übertriebener Fürsorglichkeit um die Schultern und seinen Arm um ihre Taille. Schweigend schritten sie durch die Menge zu seinem Wagen. Niemand wagte es, sich ihnen in den Weg zu stellen.
    Wider Willen war Rosie beeindruckt von dieser kühlen Überlegenheit und erleichtert vom Anblick Takis auf dem Beifahrersitz.
    “Willst du Takis immer noch entlassen?” fragte sie leise.
    “Ich habe mich noch nicht entschieden.”
    “Es war wirklich nicht seine Schuld, sondern meine.”
    Constantins Schweigen war wie ein stilles Zugeständnis.
    “Ich kann ohne Pass und ohne Garderobe nicht nach Griechenland”, bemerkte Rosie als Nächstes. “Ich muss erst noch mal nach Hause.”
    “Dimitris kümmert sich darum. Er kommt mit den Sachen zum Flughafen.”
    “Ich habe Hunger.”
    “Im Flugzeug gibt es zu essen.”
    Rosie gab auf. Sie nahm Zuflucht zu der kuscheligen Wärme von Constantins Mantel, der seinen würzigen männlichen Duft ausströmte. Ihre Nasenflügel weiteten sich unwillkürlich, instinktiv suchte sie diesen Duft. Verstohlen sah sie zu Constantin hinüber. Er telefonierte natürlich wieder, aber irgendwie schien er ihren Blick zu spüren. Er hob die Lider mit den dichten schwarzen Wimpern und sah sie mit seinen herausfordernden dunklen Augen an.
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus, aber sie konnte sich aus dem Bann nicht lösen. Diese zwingenden Augen in dem schmalen, harten Gesicht hielten sie fest. Unverschämt langsam ließ er den Blick über ihre schönen, zur Schau gestellten Beine gleiten. Ihre Haut wurde heiß, als hätte er sie berührt, ihr Puls raste. Sie empfand etwas wie bittersüßen Schmerz, sie hatte Mühe zu atmen, die Spannung zwischen ihnen stieg.
    Constantin lächelte amüsiert. Ihm schien völlig klar zu sein, welche Wirkung er auf sie ausübte. Rosie fühlte sich durchschaut, bloßgestellt – und ahnte gleichzeitig etwas von der sexuellen Macht, die dieser Mann über sie gewinnen könnte. Hastig drehte sie den Kopf weg und zog den Mantel über ihre Beine.
    Constantin warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    “Lass das!” fauchte Rosie, ohne ihn anzusehen.
    Tatsächlich hörte er auf zu lachen. “Du hast etwas köstlich Unschuldiges”, sagte er mit samtweicher Stimme. “Allmählich kann ich nachvollziehen, warum Anton von dir hingerissen war. Er war in einem problematischen Alter. Nur schade, dass er dich nie in deiner normalen Umgebung erlebt hat. Dann hätte er vermutlich eingesehen, wie falsch seine Vorstellungen waren.”
    “Von dir hatte er auch falsche Vorstellungen. Mir erzählte er, du hättest Charme, ausgezeichnete Manieren und wärst ein faszinierender Gesprächspartner.” Rosie hielt die Hand vor den Mund und gähnte gelangweilt. Verärgert stellte sie fest, dass Constantin daraufhin noch herzlicher lachte.
    Vor kaum einer Stunde hatte er gekocht vor Wut. Jetzt strahlte er die überlegene Kühle eines Mannes aus, der die Fäden in der Hand hielt. Er kann mich ja wirklich hüpfen lassen wie eine Marionette, sagte sie sich bitter, und alles wegen Maurice. Trotzdem konnte sie nicht an den Verrat ihres Freundes glauben. Sie musste unbedingt mit Maurice sprechen und herausbekommen, was passiert war. Vielleicht hatte jemand das Foto gestohlen. Vielleicht war die Presse Constantin längst auf der Spur gewesen …
    Rosie hatte wenig Spaß an ihrer ersten Auslandsreise. Während der Wagen sich durch den dichten Athener Verkehr schob, saß sie steif und verspannt da und dachte an die bevorstehende Begegnung mit Thespina.
    Als Dimitris mit ihrem einzigen Koffer und dem schäbigen Rucksack am Flughafen erschien, wollte Rosie ihn nach Maurice ausfragen, aber Constantin war sofort dazwischengegangen. Seitdem hatte sich ihre Stimmung laufend verdüstert. An Bord der Privatmaschine hatte sie

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