Sprich nicht darüber
hatte er sich gewaltig geschnitten.
Aber zwei Stunden später, nach einer wahrhaft köstlichen und reichhaltigen Mahlzeit, sah die Welt schon anders aus. Mit einem seligen Lächeln stand sie vom Tisch auf, und kurz darauf streckte sie die Glieder im Whirlpool in dem luxuriösen Bad, das zu ihrem Schlafzimmer gehörte.
Constantin wohnte in einer atemberaubenden Villa außerhalb der Stadt. Im ganzen Haus schwärmten Bedienstete umher, die zu verhindern suchten, dass Rosie auch nur einen Finger rührte. Sie fühlte sich wie in einem Luxushotel.
Zugegeben, es hatte sie verlegen gemacht, als Constantin sie dem Personal als seine glückliche Braut vorstellte. Aber nachdem er ihr die Feinheiten der Telefonanlage auseinander gesetzt hatte, war sie in Hochstimmung. Er erklärte ihr, dass sie eine bestimmte Nummer wählen musste, um ihn persönlich zu sprechen. Wenn er damit rechnete, konnte er alt und grau werden. Aber in einem Haus von diesen Ausmaßen würde es sicher irgendwo einen Apparat geben, von dem aus sie Maurice anrufen konnte. Constantin war schließlich nicht allgegenwärtig.
Sie hasste ihn. Und er verabscheute sie. Wieso fühlte sie sich trotzdem von ihm angezogen? Bei so viel Feindseligkeit konnte doch gar kein Platz sein für positive Schwingungen. Warum sah sie dennoch ständig dieses schmale, kantige Gesicht im Geist vor sich? Und verflixt, selbst jetzt, als sie endlich von seiner Gegenwart befreit war und aufatmete, dachte sie unaufhörlich an Constantin. Sie wusste nicht, wie sie das alles einordnen sollte. Sie kam sich seltsam verloren vor, als fehlte ihr etwas. Aber was – etwa das dauernde Geschimpfe, der ewige Streit?
Doch wenn sie fair war, musste sie ihm einige gute Seiten zugestehen. Constantin liebte Thespina aufrichtig. Garantiert würde er alles tun, um ihr die Wahrheit über Antons Testament zu ersparen. Und das nicht aus Geldgier. Rosie wurde es unbehaglich bei dem Gedanken. Constantin war tatsächlich so reich, wie Maurice behauptet hatte. Man brauchte nur seinen Privatjet, die sagenhafte Villa, seinen ganzen Lebensstil anzuschauen.
Er hatte auch Rosies Vater geliebt, obwohl die beiden Männer vom Wesen her äußerst gegensätzlich waren. Anton war ständig zu Scherzen aufgelegt, er gewann jeder Lebenslage etwas Positives ab und neigte dazu, Probleme so lange wie möglich zu ignorieren.
Vielleicht war es leichter für Constantin zu glauben, Anton hätte wegen einem hübschen jungen Ding den Kopf verloren. Die volle Wahrheit würde ihn womöglich weit härter treffen. Immerhin hatte Anton bis zum Schluss die Existenz seiner Tochter vor der Familie geheim gehalten. Doch dann wollte er das Unmögliche: mit seiner Tochter zusammen sein und seine Frau nicht verletzen.
Oft hatte Anton mit dem Gedanken gespielt, Thespina alles zu gestehen, aber brachte es nicht über sich, selbst mit dem Tod vor Augen. Aber wie konnte er verlangen, dass Rosie Constantin heiratete? Sie schüttelte den Kopf und seufzte. Sogar wenn Constantin akzeptiert hätte, dass sie Antons Tochter war, hätte ihr Vater kein Recht gehabt, von seinem Ziehsohn ein so ungeheuerliches Opfer zu fordern.
Rosie schlüpfte in den bereitliegenden Frotteemantel und verließ das Bad. Sie fühlte sich einigermaßen ausgeruht und entspannt. Die Wohligkeit war leider von kurzer Dauer. In ihrem Schlafzimmer lauerte ein dunkelhaariger, gefährlich attraktiver Eindringling.
Rosie verspannte sich augenblicklich. In seinem doppelreihigen beigefarbenen Anzug sah Constantin so sexy aus wie ein kaltblütiger Mafioso. Einen Moment lang stand sie regungslos da, sein Anblick nahm ihr den Atem. Doch auch dieses Gefühl war nicht von Dauer.
Constantin runzelte unwillig die Stirn. “Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich wie eine normale Ehefrau verhalten, solange du hier bist?”
Sie nickte verwirrt.
“Warum hast du dann dein Essen heraufkommen lassen, anstatt mit mir unten zu essen? Und warum hast du es abgelehnt, dich von meiner Haushälterin durchs Haus führen zu lassen?”
Rosie seufzte angeödet. “Sonst noch was, wofür ich schlechte Zensuren bekomme?”
“Du bist hier nicht als Gast”, belehrte Constantin sie. “Dies ist dein neues Heim. Benimm dich also wie eine frisch verheiratete Frau.”
“Ich habe keine Ahnung, wie frisch verheiratete Frauen sich benehmen.”
“Aber du hast eine lebhafte Phantasie. Also setz sie ein”, schlug Constantin mit seinem unnachahmlichen sarkastischen Lächeln vor.
Sie hatte ihre
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