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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Lynne
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habe ich auch überreagiert, aber Anton bedeutete mir mehr als mein leiblicher Vater. Es war ein unglaublicher Schock, als ich erfuhr, dass er eine andere Frau hatte.”
    “Hatte er nicht. Wie oft soll ich das noch sagen? Ich war nicht seine Geliebte”, stieß Rosie verzweifelt hervor. “Du warst in dem Londoner Haus. Du hast sicher bemerkt, wir hatten getrennte Schlafzimmer.”
    Constantin zuckte abfällig die breiten Schultern, doch seine Züge wurden hart. “Eure Bettgewohnheiten interessieren mich nicht.”
    “Aber …”
    Er warf Rosie einen eisigen Blick zu. “Ich zum Beispiel habe nie eine ganze Nacht im Bett einer Frau verbracht. Heißt das, ich mag keinen Sex?” warf er ihr überheblich hin.
    Die Information tat ihr merkwürdig weh. Sie wich seinem Blick aus. Im Geist sah sie ein flüchtiges Bild von Constantin, wie er sich nach einer Liebesnacht im Morgengrauen aus Louises Armen wand und nach Haus fuhr. “Dann bist du gefühlskalt”, sagte sie leise. “Sobald du bekommen hast, was du wolltest, verabschiedest du dich. Und dass du das auch noch offen zugibst …” Hilflos brach sie ab.
    Auf Constantins Wangen breitete sich eine leichte Röte aus. Er kniff den Mund zusammen. “Sex ist ein Geben und Nehmen von körperlicher Lust …”
    “Ja, ja, ruck-zuck, das war’s, vielen Dank und auf Wiedersehen.” Rosies Kampfgeist kehrte langsam zurück. “Keine Zärtlichkeit, keine Wärme, keine Gefühle. Kein Wunder, dass Anton sich um deine Beziehungen zu Frauen Sorgen machte.”
    Constantin wurde blass. “Du … du …”, keuchte er. Er hatte sichtlich Mühe, seinen Zorn zu zügeln.
    Rosie senkte den Kopf. Warum hatte sie ihn schon wieder angegriffen? Aber wenn sie sich vorstellte, in so einen Mann verliebt zu sein – das wäre die Hölle. Ein kalter, unsensibler Klotz, der sich über körperliche Lust ausließ und keine tiefere Bindung kannte. Sie konnte solche Reden nicht vertragen.
    Constantin hatte sich wieder gefangen. “Ich sehe nicht, was an meiner Einstellung verkehrt sein soll”, stellte er ruhig fest.
    “Und was ist mit Liebe?”
    “Ich habe noch nie eine Frau geliebt. Ich glaube nicht an die große Liebe”, erwiderte er ungehalten. “Aber wenn wir von Verliebtheit oder Leidenschaft sprechen wollen …!
    “Nein, danke. Ich finde, für heute hast du dich genügend bloßgestellt.” Rosie griff zu Messer und Gabel und konzentrierte sich auf ihre Vorspeise. Auf einmal hatte sie keine Lust mehr, das Gespräch fortzusetzen.
    Constantin hatte nie eine Frau geliebt? Nicht einmal Cinzia Borzone? Aber dann würde er das Gefühl vielleicht gar nicht erkennen, wenn es eines Tages auf ihn zukam.
    Abwesend blickte sie über den Tisch. Auf dem weißen Leintuch vor ihrem Teller lag ein Ring. Geräuschvoll ließ Rosie das Besteck fallen und nahm den Estrada-Smaragd in die Hand.
    “Warum gibst du ihn mir zurück?” flüsterte sie.
    “Du überschätzt mich, ich spiele nur den Boten. Du hattest den Ring in England vergessen.”
    “Als ich ihn das letzte Mal sah, war er in meinem Schmuckkästchen”, widersprach Rosie.
    “Ich fürchte, du irrst dich. Maurice fand ihn auf dem Fensterbrett in der Küche.”
    Beschämt schob Rosie den liebevoll gearbeiteten Ring auf den Finger. “Ich weiß gar nicht mehr, dass ich ihn da hingelegt hatte. Entschuldige”, sagte sie leise.
    “Maurice gab übrigens voll und ganz zu, dass er für den üblen Zeitungsartikel verantwortlich war”, setzte Constantin hinzu.
    Rosie hob ruckartig den Kopf. Ihre Pupillen waren geweitet. “Nein!”
    Constantin beobachtete mit kühler Aufmerksamkeit ihre schockierte Reaktion. “Manchmal bist du unbeschreiblich naiv”, meinte er nachdenklich. “Du hast Maurice eine Story geliefert, die eine Menge Geld wert war. Klar, dass er das mitnehmen musste.”
    “Ich kann’s nicht glauben! Nein, das ist nicht wahr!”
    “Er hat es selbst zugegeben.” Constantin hielt ihren bekümmerten Blick fest. “Ich muss mich bei dir entschuldigen, dass ich dir diesen Verrat zugeschrieben habe.”
    Rosie senkte wieder den Kopf. “Schon gut.”
    “Es ist nicht gut”, beharrte Constantin. “Ich habe dir Unrecht getan. Aber warum hast du es so dargestellt, als hättest du das angezettelt?”
    Rosie schluckte. “Ich … ich …”
    “Dir scheint sehr daran gelegen, diesen Mann zu schützen, der dich ohne Zögern verraten hat”, fuhr Constantin höhnisch fort.
    Rosie stand auf. “Ich habe keinen Hunger”, erklärte sie und verließ hastig

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