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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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jemand, der sich für mich interessiert. Für den es wichtig ist, ob ich morgen noch lebe oder nicht, weißt du. Aber jetzt habe ich ja dich.

13. Kapitel
    Hand in Hand gingen sie aus dem Haus.
    »Wow, das nenn ich mal eine tolle Freundin.« Alexander war tief beeindruckt. »Von meinen Kumpels würde das niemand machen.«
    Als sie vor dem Haus standen, grinste Alexander. »Da stehen wir nun und haben keine Ahnung, was wir mit unserer Zeit anfangen sollen.«
    Jamina lachte. »Das hab ich auch gerade gedacht.«
    Sie gingen ein Stück, da blieb Alexander stehen und sah auf den Spielplatz auf dem Christoph-von-Gluck-Platz. »Erinnerst du dich?«
    »Da waren wir früher oft.«
    »Meinst du, wir passen noch zu zweit auf eine Schaukel?«
    »Versuchen wir es mal.«
    Alexander auf der Schaukel, Jamina auf seinem Schoß.
    Jamina auf der Schaukel, Alexander hinter ihr mit den Füßen auf dem Sitzbrett.
    Kritischer Blick einer Frau, die mit ihren zwei Kindern gekommen war. »Die Anlage ist für Kinder.«
    »Ja ja, schon gut …« Alexander ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Die Geräte sind nicht für Erwachsene gemacht.«
    Alexander zeigte auf einen Mann, der mit seiner Tochter auf der Rutsche saß. »Vielleicht doch.«
    Die Frau fing an zu schimpfen, sprach von Frechheit, Dreistigkeit, Unverschämtheit. Jamina nahm Alexander an der Hand.
    »Komm, wir gehen. Unsere Kindheit ist offenbar vorbei.«
    »Muss nicht sein, ich hab da eine Idee«, grinste Alexander. »Wo ist Opa mit uns früher hingegangen, wenn er zwei ruhige Stunden wollte?«
    Im Museum ›Mensch und Natur‹ sahen sie sich zuerst die Abteilung mit den Steinen an, die aus ihrem Millionen Jahre alten Leben erzählten, wenn man den Hörer nahm und einen entsprechenden Knopf drückte. Dann gingen sie in die Abteilung mit den Lernspielen für Kinder.
    »Viel hat sich ja nicht verändert«, meinte Alexander.
    »Dann schauen wir mal, was du von früher behalten hast.«
    Gemeinsam hockten sie auf dem Sitz und versuchten, die Blätter, Nadeln, Zapfen und Früchte den abgebildeten Bäumen zuzuordnen.
    »Das ist doch keine Tanne, das ist eine Fichte!«
    »Quatsch, du hast doch überhaupt keine Ahnung, du tust doch nur so!«
    »Hey, muss ich mir das gefallen lassen?«
    »Wehr dich doch, du Stadtkind!«
    »Tust gerade so, als wärst du auf dem Bauernhof aufgewachsen.«
    Alexander schnupperte an sich. »Riecht man den Mist wirklich nicht mehr?«
    Sie lachten beide. Seit ihrer Kindheit waren sie nicht mehr so locker miteinander umgegangen.
    »Dann komm mal mit, du Landei.«
    »Schon klar, Stadtmaus.«
    Jamina führte ihn zu dem Reaktionstest.
    »Was muss ich tun?« Alexander las stirnrunzelnd die Anleitung.
    »Was, das hast du vergessen? Das ist ein See«, erklärte Jamina. »Irgendwann taucht das Ungeheuer von Loch Ness auf, und wenn du es siehst, musst du sofort diesen Knopf da drücken. Und aus der Zeit zwischen Auftauchen und Drücken …«
    »… schon klar, daran erkennst du, wie langsam ich bin.«
    »Bist du das?«
    »Brauchst du einen Beweis?«
    Sie begannen. Und tatsächlich: Das Ungeheuer tauchte auf, Alexander sah es, dann hob er die Hand und drückte auf den Knopf. »Viel zu langsam. Hier steht, die meisten brauchen nur null Komma zweiundzwanzig Sekunden.«
    »Das ist der Durchschnitt. Das heißt, manche sind auch besser. Und außerdem wird man durch Üben schneller.«
    Jamina machte den Test: 0,20 Sekunden.
    »Wow«, sagte Alexander beeindruckt, »wie machst du das?«
    »Erstens: Finger schon am Knopf. Zweitens: hoheKonzentration. Drittens: gleich Kommando vom Auge zur Hand, am besten ohne Umleitung übers Gehirn.«
    »Du handelst, ohne zu denken?«
    »Das nennt man Reflex.«
    »Kann man das lernen?«
    »Das hat jeder.«
    »Ich dachte, du bist mehr so der nachdenkliche Typ, nicht so aus dem Bauch raus mit Instinkt und Reflex und so.«
    Erstaunt sah Jamina Alexander an. Wie meinte er das? Doch dann sah sie sein Grinsen.
    »Ich bin eben doch nicht so verkopft, wie du gedacht hast.«
    »Sondern impulsiv, temperamentvoll, spontan.«
    »Manchmal …«
    »Okay, wann hast du das gelernt und vor allem wie?«
    »Vertrau einfach auf dein Gefühl«, hörte Jamina sich sagen und war selbst überrascht darüber.
    »Mach ich«, murmelte Alexander und küsste sie.
    Kichernde Kinder drückten sich um sie herum. Selbst manche Erwachsene schmunzelten. Nie hätte Jamina gedacht, dass ihr das nichts ausmachen würde. »Mir sind das hier zu viele Leute«, flüsterte Alexander ihr

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