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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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ins Ohr und sie nickte. »Nichts wie weg.«
    Hand in Hand liefen sie durch den Nymphenburger Schlosspark. Es nieselte leicht, nur wenige Spaziergänger waren unterwegs, und als sie auf einen der Seitenwege abbogen, waren sie ganz allein.
    »Wie geht es meiner Gitarre?«
    »Ich übe jeden Tag«, sagte Jamina, »aber meistens nur ganz wenig. Weil mir dann die Fingerkuppen so wehtun.«
    Alexander hob ihre Hand, strich mit seinen Fingern über ihre Fingerkuppen.
    »Irgendwann kommt die Hornhaut, glaub mir. Und dann spürst du das gar nicht mehr.« Wie zum Beweis nahm er ihren Zeigefinger und fuhr damit über die Kuppen seiner Hand.
    »Du hast ja einen Panzer aus Hornhaut!«, rief Jamina und musste selbst lachen. »Ich wollte es dir noch nicht sagen, aber eigentlich bin ich ein Dinosaurier«, behauptete Alexander. »Und nachts, da zieht sich diese Hornhaut über die Hand und den Unterarm, über den ganzen Körper und ich werde groß wie T-Rex, meine Zähne wachsen, der Mund wird zum Maul und …«
    »Hör bloß auf, ich steh nicht auf Grusel!«
    »Okay, es sind wirklich nur diese vier Fingerkuppen. Und bald werden sich deine auch so anfühlen, wenn du übst.«
    »Ich komme allein einfach nicht gut voran.«
    »Dann lass uns nach Hause gehen und ich zeige dir ein paar Griffe.«
    Jamina dachte nach. Mit Alexander allein in ihrem Zimmer. Die Eltern beim Großeinkauf, Yoyo bei Opa Kamke, Rafik beim Kindergeburtstag. Sie sah auf die Uhr. »Ich glaube, so viel Zeit haben wir nicht mehr«, sagte sie bedauernd. »Es ist schon ziemlich spät. Und bei uns ist wahrscheinlich großer Trubel – alle wieder da.«
    Alexander warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Amalienburg.
    »Können wir nicht da rein und es uns gemütlich machen?«
    »Ich fürchte, wenn das möglich wäre, dann wär's auch voll mit lauter Leuten, die ähnlich denken«, lachte Jamina.
    »Stimmt«, überlegte Alexander. »Bin ich wieder total unspontan oder darf ich einen Moment nachdenken, was wir jetzt machen?«
    »Das klingt bestimmt unromantisch und du darfst mich nicht falsch verstehen …«
    »Aber?«, fragte Alexander.
    »Ich würde gerne zurück.«
    »Doch noch Gitarre?«
    »Wir sollten Yoyo ablösen.«
    Alexander nickte. »Du hast recht. Ich hätte deine Freundin jetzt bei Opa sitzen lassen, bis sie festgewachsen ist.«
    Jamina hatte eigentlich etwas anderes gedacht. Sie spürte so eine Unruhe in sich, als wäre etwas nicht in Ordnung. Misstraute sie Yoyo? Meinte sie, die mache ihre Sache nicht gut? Quatsch, sagte sie zu sich selbst. Aber wenn so etwas passiert wie mit dem Unterzucker – Yoyo weiß doch gar nicht, was sie tun muss.
    Es war still in der Wohnung von Herrn Kamke, als sie den Flur betraten. Fast zu still, dachte Jamina. Ihre Unruhe wurde eher größer. In der Küche war niemand, aus dem Wohnzimmer kein Laut.
    »Deine Freundin ist anscheinend schon gegangen«, meinte Alexander.
    »Das kann sie doch nicht einfach so machen!«
    »Wieso nicht? Opa ist doch sonst auch viel allein.«
    Herr Kamke lag auf dem Sofa. Der Mund stand offen, er bewegte sich nicht. Jamina lief in Panik hin und beugte sich über ihn.
    »Herr Kamke, aufwachen, was ist los?«
    »Lass ihn doch schlafen«, meinte Alexander.
    »Nein, da stimmt was nicht.«
    Nur allmählich öffnete der alte Mann die Augen. »Sie hat mir fünf Euro abgeknöpft. Deine Freundin spielt wie ein Profi.«
    Jamina richtete sich erleichtert auf.
    »Typisch Opa«, lachte Alexander. »Yoyo hat ihm echt gutgetan.«
    Er brachte sie noch zu ihrer Wohnungstür und küsste sie.
    »Wenn deine Freundin mal wieder auf Opa aufpassen kann, gehen wir in den Zoo, so wie früher.«
    Jamina lächelte: »Wie früher. Nur anders.«
    Yoyo saß in ihrer Wohnung auf dem Sofa und las ein Buch. Sie sah hoch, als Jamina hereinkam. »War's schön?«
    Jamina nickte nur. »Und bei dir?«
    »Ich habe Herrn Kamke bespaßt, und als deine Eltern Rafik vom Kindergeburtstag abgeholt haben, da bin ich dann rübergekommen. Wir haben gespielt und uns ein bisschen um den Hamster gekümmert.«
    »Frisst Spiderman denn wieder?«
    »Nicht richtig. Rafik macht sich echt Sorgen.«
    »Kommt aber immer mal vor, dass der Hamster was nicht mag.«
    Yoyo antwortete nicht, sondern nickte nur.
    »Wo sind meine Eltern?«
    »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen ausgehen. Ist doch Blödsinn, dass sie hier herumhocken. Rafik spielt in seinem Zimmer, ich habe Zeit zum Babysitten und deine Eltern sind im Kino.«
    Jamina konnte es kaum glauben. »Im Kino? Das haben

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