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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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und Sven ziemlich in die Mangel genommen worden war.
    »Mal ganz ehrlich: Wer von euch hält sich für einen aufrichtigen Menschen?«, fragte der Ethiklehrer.
    Fast alle hoben den Finger. Jamina auch, aber sie fühlte sich nicht gut dabei.Nach der Schule hielt Merlin sie auf.
    »Wir könnten doch zusammen recherchieren. Dann weißt du auch, wie's geht.«
    »Netter Versuch, Merlin. Aber wenn du mir nur hilfst, weil du mich gleichzeitig anbaggern willst, dann lass es ganz.«
    Jamina bemerkte, dass Sophia die Szene aufmerksam verfolgte.
    »Du kannst mich nicht besuchen, weil's dein Vater nicht erlaubt, richtig?«, vermutete Merlin, der anscheinend nicht wahrhaben wollte, dass man seinem Charme widerstehen konnte.
    Jamina sah ihn erstaunt an und Merlin legte noch einmal nach. »Der ist doch bestimmt total streng, oder?«
    Sophia kam näher und hörte mit einem Ohr zu, auch wenn sie so tat, als würde sie etwas in ihrer Tasche suchen.
    Jamina hatte eine Idee. Sie nickte ernst und sah Merlin mitleidig an.
    »Soll ich dir sagen, was er mit meinem ersten Freund gemacht hat?«
    Merlin trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Sophia aber sah neugierig hoch.
    »Er hat ihn erwischt, als er mich küssen wollte. Da hat er ihn an den Haaren ins Bad geschleppt und ihm den Kopf kahl rasiert.«
    Unwillkürlich fuhr Merlin sich durch seine dunklen, halblangen Haare. »Das hast du jetzt erfunden.«
    »Komm einfach mit, frag meinen kleinen Bruder.«
    Merlin schüttelte den Kopf. »Aber das kann er nicht machen! Das ist doch … gegen die Menschenrechte!«
    »Es geht um meine Ehre«, behauptete Jamina und hatte Mühe, sich das Lachen zu verbeißen.
    Merlin sah sie ratlos an, doch dann hörte er Sophia kichern und wandte sich um.
    »Mensch, dir kann man wirklich alles erzählen.«
    »Kann doch sein, der ist Muslim!«, verteidigte sich Merlin und Sophia freute sich, dass er reingefallen war.
    »Es gibt keinen netteren Mann als Herrn Merabet. Egal, was er glaubt oder nicht glaubt.« Damit hakte sie sich bei Jamina unter und zog sie mit sich weg. Der Streit von der Mittagspause war vergessen.
    Sie verabschiedeten sich an der U-Bahn. Sophia ging weiter zum Bus, Jamina fuhr in Richtung Milbertshofen. Heute würde sie endlich die Heidenbachs durchtelefonieren, nahm sie sich auf dem Heimweg vor. Vielleicht ergab sich ja doch eine Spur und sie konnte auf die Hilfe von Merlin verzichten. Alexander würde sie nichts mehr von ihren Recherchen erzählen. Zwar hatte sie für einen Moment das Gefühl, ihn zu hintergehen, aber andererseits war sie auch enttäuscht, dass er sie nicht verstand: Sie wollte endlich wissen, wer Yoyo wirklich war.
    Die Anlage war der Hammer. Das Teil stand in ihrem Zimmer, relativ klein, superschick, toller Sound. Eine CD von Amy Winehouse lief. Yoyo saß auf ihrem Bett.
    Hey, da bist du ja endlich. Deine Mom hat mich reingelassen, bevor sie einkaufen gegangen ist. Was sagst du zu der Anlage? Wahnsinn, oder? Ist für dich. Jetzt guck nicht so komisch. Darf ich dir nichts schenken? Ist als Entschuldigung gedacht, echt. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Du bist total wichtig für mich. Seit ich dich kenne, will ich nicht mehr so in den Tag leben. Sondern was aus meinem Leben machen. Ein besserer Mensch werden. Klingt bescheuert, okay. Aber du weißt, was du werden willst, du bist so klar und so tough. Ich bin froh, dass es dich gibt. Und dafür wollte ich Danke sagen.
    Jetzt stell dich nicht so an. Klar war die Anlage teuer, aber mein Alter hat Geld, weißt du doch. Hey, wenn du sie nicht haben willst, dann machen wir das so: Sie gehört mir, aber sie steht bei dir, okay?
    »Spiel mit mir«, bettelte Rafik, als er aus der Schule nach Hause kam. Dann aber fiel sein Blick auf die Anlage.
    »Wow, krieg ich auch so was?«
    »Yoyo hat sie mir nur geliehen«, behauptete Jamina.
    »Ich hab noch einen alten MP3-Player, vielleicht willst du …« Der Rest von Yoyos Worten ging in Rafiks Jubelgeheul unter.
    »Und was spielen wir jetzt?« Er ließ Yoyo gar nicht mehr los, doch die schüttelte den Kopf.
    »Ich will was mit Jamina unternehmen.«
    Jamina winkte ab. »Ich muss Französisch lernen.«
    »Super, dann lernen wir zusammen.«
    Jamina wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Yoyogrinste. »Hab ich nicht gesagt, ich will mich ändern? Hey, mit dir schaff ich noch das Abitur! Du hast einen guten Einfluss auf mich.«
    Es war wie ganz am Anfang. Sie lachten, sie hatten Spaß. Yoyo fragte Jamina die Vokabeln ab, paukte mit ihr die

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